Vor zwei Monaten erklärte der damals neue Geschäftsführer der Flattnitzer Liftgesellschaft, Peter Urabl, ein Insolvenzverfahren sei nicht ausgeschlossen. Seit Montag herrscht traurige Gewissheit: Urabl bestätigte gegenüber der Kleinen Zeitung, dass man noch in dieser Woche Insolvenz anmelden werde. „Der Skiliftbetrieb soll in der kommenden Wintersaison aber weiterlaufen“, betont der Rechtsanwalt. Es ist das erklärte Ziel, einfach umzusetzen wird es allerdings nicht sein. Ein Sanierungsverfahren ist beabsichtigt, es soll einen ersten Baustein dafür leisten. Eine Möglichkeit wäre es, den Betrieb vom Insolvenzverwalter zu pachten.
Grundbesitzer „schauen durch die Finger“
Einer, der diesen Schritt laut eigener Aussage schon lange kommen sehen hat, ist Grundbesitzer Alexander Dreßler. „Wir haben alle verstanden, dass die Anlage technisch ‚abreift‘ und 2026 Schluss ist, auch aus kaufmännischer Sicht war mir das klar.“ Er und die anderen Grundbesitzer haben momentan vor allem eine Sorge: Dass man die Kosten für die Rückbaumaßnahmen selbst tragen muss. „Es ärgert mich als Bauer extrem, dass der Staat seinen Verpflichtungen nicht nachkommt. Als Bürger haben wir ein Vertragsverhältnis mit dem Staat. Alle sind aufgerufen, Steuern zu entrichten und dann werden wir noch selbst für den Rückbau zur Kasse gebeten“, so der Wiener Rechtsanwalt, der die Kosten dieser Maßnahmen auf 50.000 Euro aufwärts schätzt. Das hänge von den Auflagen ab, die man dann bekommt.
Auch sechs Jahre Pacht wurden von der Gemeinde nicht bezahlt. Man habe zwar mittlerweile den Großteil erhalten, es fehlen aber immer noch rund 6000 Euro. „Es sind alle betroffen und durch die Insolvenz werden wir auch da durch die Finger schauen“, schildert Dreßler die Lage.
Niedergang der Flattnitz „seit Generationen absehbar“
Die Worte des Glödnitzer Bürgermeisters Hans Fugger (ÖVP) aus dem Juni, die Insolvenzgerüchte seien „völlig aus der Luft gegriffen“, habe Dreßler von Anfang an nicht ernst genommen. „Er ist Politiker und muss gute Miene zum bösen Spiel machen.“ Dass das nun angekündigte Sanierungsverfahren die Flattnitz retten wird, daran glaubt der Anwalt nicht. „Es ist ein Prozess, der seit Generationen läuft. Schon in den 1980er-Jahren hat mein Vater in einem Brief an den damaligen Bezirkshauptmann (Dieter Kalt senior, Anmerkung) geschrieben, dass die Grundlagen und die Finanzierbarkeit auf der Flattnitz nicht gegeben sind.“ Dennoch werde er sich alle Vorschläge anhören, die seriös sind.
Überrascht zeigt sich Dreßler hingegen von der St. Veiter Wirtschaftskammer. „Wenn die Wirtschaftskammer hinausposaunt, man habe Gespräche mit Investoren geführt, verstehe ich das nicht. Diesbezüglich hat sich nämlich nie jemand bei mir gemeldet.“ Die Kammer setzt sich für den Erhalt des Skigebietes ein. Noch am Montag haben sich elf Gemeindevertreter (Bürgermeister und Vizebürgermeister aus dem Bezirk) und Walter Sabitzer, WK-Obmann St. Veit, getroffen, um zu besprechen, wie es mit der Flattnitz weitergehen kann.
Dreßler jedenfalls hat eine klare Botschaft: „Ich bin ein Fan davon, unser Steuergeld sinnvoll einzusetzen. Daher sollte man den Sack endgültig zumachen, damit man sich auf sinnvolle Investitionen konzentrieren kann.“
Insolvenz für Tourismusregion ein harter Schlag
Eine Weiterführung des Skibetriebs wünscht sich hingegen die Tourismusregion Mittelkärnten. „Für die Tourismusregion ist die ganze Geschichte natürlich eine Tragik“, erzählt Tourismusregions-Obmann Gerhard Mock. „Die Flattnitz ist unser Hausberg – ob das nun die Wanderer im Sommer betrifft, die Skifahrer im Winter oder die Kinder, die dort das Skifahren erlernt haben.“
Man müsse sich nun vor allem eine Frage stellen: Wie geht man damit um? „Wenn es eine neue Gesellschaft geben wird, hoffe ich natürlich, dass es weitergeht“, betont der St. Veiter Altbürgermeister. Für die Kommune allein sei es ein schwieriges Unterfangen, ein Skigebiet zu erhalten. „Im Endeffekt ist es immer ein Problem, wenn eine Gemeinde allein bei allem die Verantwortung übernimmt. Sie möchte helfen und meint es gut, aber es ist eben irrsinnig kompliziert. Jede kleine Investition muss ja erst vom Gemeinderat durchgewunken werden.“ Die Tourismusregion könne nicht finanziell unterstützen, marketingtechnisch habe man der Flattnitz aber immer unter die Arme gegriffen. „Sollte es eine neue Gesellschaft geben, was ich hoffe, dann muss man sich zusammensetzen und ein klares Konzept entwickeln, wie der Betrieb wirtschaftlich gesund geführt werden kann.“
Auch touristisch gesehen ist die Zahlungsunfähigkeit ein harter Schlag für die Region. Das Skigebiet sei nicht nur von Kärntnern genützt worden, sondern auch Menschen aus anderen Bundesländern waren gern gesehene und häufige Gäste. Mock: „Vor allem bei den Steirern war die Flattnitz äußerst beliebt. Für uns alle ist das eine Katastrophe.“ Als Tourismusregion möchte man die Flattnitz unterstützen, wo es möglich ist.
Anteilnahme und Warnung
Die Region hat nun ein Skigebiet weniger, auf der Hochrindl betont Alexandra Bresztowanszky, Geschäftsführerin der SHL Hochrindl Lifte GmbH, seit Jahren immer eines: Die kleinen Skigebiete liefern die Kunden für die großen „Player“, denn dort lernt der Nachwuchs das Skifahren. Kleine Gebiete seien Anziehungspunkt für Familien, auch wegen der moderaten Preise. Rund um den Niedergang der Flattnitz, so sagt Bresztowanszky, habe man sich natürlich Gedanken gemacht. Als einen Vorteil, den die Hochrindl habe, sieht sie die klaren Besitzverhältnisse in ihrem Skigebiet: „Die Skilifte Hochrindl gehören uns zu 100 Prozent.“ Ein Skigebiet müsse geführt werden wie ein Unternehmen.
Trotz allem betont Bresztowanszky, dass es für Skigebiete nie im Alleingang gehe. Es benötige den Zusammenhalt aller Beteiligten. Die Entwicklung eines Skigebietes – touristische Angebote wie Hotelbetten oder auch private Wohnsitze – dürfe nicht von vornherein blockiert werden, da sonst der Weiterbestand eines Gebietes gefährdet sei. Davor sei auch die Hochrindl nicht gefeit. Alle Beteiligten müssten vernünftig miteinander das Gespräch suchen. „Was auf der Flattnitz passiert, könnte auch die Hochrindl in einigen Jahren treffen, wenn jegliche Entwicklung behindert wird.“
Paul Kogler, Geschäftsführer des Skigebietes Simonhöhe, war für eine Stellungnahme, was die wirtschaftliche Situation kleinerer Skigebiete betrifft, für die Kleine Zeitung nicht erreichbar.