Seit 8. Dezember „carven“ die Skier auf der Flattnitz wieder über die Pisten. Ein Doppelsessellift und zwei Schlepplifte transportieren die Wintersportlerinnen und Wintersportler auf den Berg, bis zum „Hirnkopf“ auf 1840 Höhenmetern. Das Skigebiet gilt aufgrund der geografischen Lage als schneesicher. „Wir sind ein Kältepol in Österreich“, versichert Adolf Isopp, Geschäftsführer der Flattnitzer Skiliftgesellschaft.
Dennoch droht dem Skisport auf der Flattnitz womöglich bald das Aus. Die Konzession für den Sessellift läuft nämlich Ende des Jahres 2026 ab. „Sollte der Liftbetrieb nicht mehr sein, gefährdet das auch die Loipe“, sagt Isopp: „Das hängt zusammen, weil die Liftgesellschaft neben den Skiliften die Loipe betreibt und natürlich präpariert.“
Zuständig für Skilift-Lizenzen ist beim Land Kärnten die Abteilung 7 – Wirtschaft, Tourismus, Mobilität. „Gebaut wurde der Lift auf der Flattnitz im Jahr 1995, in Betrieb genommen wurde er im Jahr 1996. Die Konzession wurde für 30 Jahre erteilt und endet daher 2026“, bestätigt Abteilungsleiter Albert Kreiner den Sachverhalt. Für eine Verlängerung müsse der Betreiber – in diesem Fall die Gemeinde Glödnitz – einen Antrag stellen. Das sei noch nicht geschehen, die Gemeinde habe aber bis Ende 2025 Zeit.
„Wir wollen das Skigebiet natürlich erhalten, aber es ist schwierig“, erklärt Bürgermeister Hans Fugger (ÖVP). Einerseits möchte nämlich der Grundeigentümer seinen Vertrag mit der Gemeinde nicht verlängern, andererseits fehle es an Geld. „In erster Linie muss der Grundbesitzer einverstanden sein. Aber die Bereitschaft ist nicht gegeben. Er hat uns in einem Gespräch im Sommer klipp und klar gesagt, dass er keine Verlängerung will.“
Rechtsstreit mit Grundbesitzer
Der Großteil des Grundes, auf welchem der Sessellift steht, gehört Alexander Dreßler. Der Wiener Rechtsanwalt legt seinen Standpunkt offen: „Vor zehn Jahren hatten wir alle möglichen Prozesse, weil die Pacht nicht bezahlt wurde, Erdöl auf unserem Grundstück entsorgt wurde und Grenzsteine verschwunden sind. Damals haben wir uns darauf geeinigt, die Streitereien zu beenden, indem wir die Verträge auslaufen lassen.“ Zur Erdölentleerung am Grundstück sei es aufgrund eines kaputten Ratracs – einer Art Pistenraupe – gekommen. Bürgermeister Fugger meint, dass das vor seiner Amtszeit war.
Abgesehen von den Rechtsstreitigkeiten sehe Dreßler ohnehin keine Zukunft für die Flattnitz als Skigebiet: „Es gibt immer weniger Schnee und wir haben keine Leitbetriebe mehr. Außerdem gibt es in Kärnten eine Angst machende Überschuldung und da sollte man sich den Erhalt eines Skigebiets auf Kosten der Steuerzahler nicht leisten.“ Aus jetziger Sicht wolle er deshalb die Vereinbarung beibehalten, der Lift sei demnach 2026 Geschichte.
Doch die Gemeinde möchte die Hoffnungen nicht begraben: „In zwei Jahren fließt noch viel Wasser die Gurk hinunter. Wir arbeiten an einer Lösung“, meint Fugger. Man denke beispielsweise über die Verbindung der zwei bestehenden Schlepplifte durch einen neuen Schlepplift nach. Und auch Dreßler lenkt ein: „Wenn die Gemeinde sinnvolle Pläne für die Zukunft präsentiert, höre ich sie mir an.“
Technischer Zustand wird geprüft
Im Falle einer Einigung gäbe es laut Albert Kreiner vom Land Kärnten jedenfalls mehrere Kriterien, die in den Entscheidungsprozess bezüglich einer Verlängerung für den Sessellift miteinfließen: „Voraussetzung ist, dass öffentliches Interesse am Betrieb gegeben ist, was im vorliegenden Fall wahrscheinlich leicht zu argumentieren ist. Zudem brauchen wir vom Betreiber einen Prüfbericht hinsichtlich des technischen Zustandes. Man muss mit Sachverständigen die Prognose treffen, ob der bestehende Zustand für den Zeitraum der Verlängerung einen sicheren und ordnungsgemäßen Betrieb garantiert.“
Sollte Letztgenanntes nicht zutreffen, so werde evaluiert, welche Anpassungen nötig sind. Nach Einreichung und Prüfung des Berichts wird der Gemeinde Glödnitz also mitgeteilt, ob und in welchem Ausmaß Investitionen für die Aufrechterhaltung des Betriebs nötig sind.
Weiterbetreiben ist billiger
Für Isopp wäre ein Ende der Konzession unsinnig, denn er ist sich sicher: „Das Weiterbetreiben ist in jedem Fall billiger als das Einstellen. Es ist sehr teuer, einen Skilift komplett abzutragen. Und außerdem ist die Nachfrage da. Es gibt eine Skischule und die Nächtigungszahlen sind mehr geworden.“
Erst im Oktober 2018 haben das Land Kärnten und die Nachbargemeinde Metnitz über 250.000 Euro in die Flattnitz investiert, für die Modernisierung und Erweiterung der Beschneiungsanlage. Deswegen sei eine Weiterführung des Skibetriebs laut dem Geschäftsführer der Liftbetriebsgesellschaft wirtschaftlich von Vorteil. „Es kommt ja über den Betrieb und die Vermietungen auch wieder Geld zurück.“
Finanzierung schwierig
Diese Kosten-Nutzen-Rechnung wird für die Gemeinde ausschlaggebend werden. Denn Bürgermeister Fugger erklärt: „Die Gemeinde Glödnitz packt das finanziell nicht. Deshalb muss die Bereitschaft der Region da sein, das Ganze mitzufinanzieren. Es wäre sehr schade, wenn es auf der Flattnitz nicht weitergeht – für das gesamte Gurktal und Metnitztal.“
Derzeit gelingt die Finanzierung des Skigebiets vonseiten der Gemeinde rein über Bedarfszuschuss. Dass man in den letzten Jahren ausgeglichen bilanziert habe, läge aber auch an einer Initiative der Bewohnerinnen und Bewohner. Über einen freiwilligen Infrastrukturbeitrag fließen seit 2018 ungefähr 25.000 Euro in den Liftbetrieb. Die umliegenden Gemeinden schießen darüber hinaus um die 50.000 Euro pro Jahr dazu. „Alleine ist der Liftbetrieb für die Gemeinde Glödnitz nicht mehr zu stemmen“, sagt der Bürgermeister in Bezug auf die finanziell angespannte Lage, die bereits seit vielen Jahren bestehe: „2003 wurde unter Landeshauptmann Haider hier ein großes Projekt angekündigt, mit 5000 Betten für die Flattnitz“ erzählt Fugger: „Dafür wurden alle anderen Gemeinden, die das Skigebiet mitbetrieben haben, wegkomplimentiert, weil man nur einen Ansprechpartner wollte. Das Projekt kam nie zustande und der Betonklotz ist an uns hängen geblieben.“
Für die Saison 2025/26 ist der Betrieb immerhin gesichert. Gedanken über die Sicherheit des Sessellifts müsse man sich noch lange nicht machen: „Es braucht jetzt niemand Angst zu haben. Ein Skilift ist sehr robust gebaut und 30 Jahre ist für einen Skilift nicht überbordend alt“, sagt Kreiner. Aufzüge in Gebäuden wären manchmal schon über 100 Jahre alt: „Und bei ordnungsgemäßer Wartung dürfen sie noch in Betrieb sein.“
Wie lange die Konzession für einen möglichen Weiterbetrieb der Skianlage erteilt werden könnte, würde ebenfalls von Fall zu Fall entschieden werden.