Die wichtigste Nachricht am Dienstag: „Die Gefahr von extremen Niederschlägen ist vorbei“, sagt Geosphere-Meteorologe Christian Pehsl gegenüber der Kleinen Zeitung. Denn die gewitterträchtige Luft wurde nach Süden abgedrängt. Der Haken: „Wir befinden uns weiterhin im Störungseinfluss, es gibt immer wieder Regenschauer.“ Das erschwert die Aufräumarbeiten und belastet vollgesogene Hänge weiter.
In Deutschfeistritz hat man sich am Montag gerüstet: „Mit 117 Tonnen Sand wurden mit gewaltiger Unterstützung der Bevölkerung rund 8000 Sandsäcke befüllt“, teilte die Feuerwehr mit. Die Kameraden arbeiteten bis zur völligen Erschöpfung. Den Bericht dazu an dieser Stelle.
Am Nachmittag wird es aber etwas ruhiger, so die Prognose. Über Nacht „nimmt der Regen wieder zu, es können wieder bis zu 20 Liter/m2 fallen.“ Betroffen seien davon das obere Murtal und der Süden. Am Mittwoch sieht es nach einer Niederschlagspause aus. Im Norden aber sinken die Temperaturen – und die Schneefallgrenze auf 1600 Meter.
Wie das Land Steiermark bekannt gab, sind aktuell folgende Straßen gesperrt:
1381 Feuerwehreinsätze seit Samstag
Mittlerweile hat der Landesfeuerwehrverband Steiermark Einsatzstatistik vom Wochenende parat: Seit Samstag gab es insgesamt unglaubliche 1381 gemeldete Einsätze. Gesamt sind in den vergangenen drei Tagen und heute 6825 Feuerwehrkräfte im Einsatz gestanden.
Menschen warteten mehr als zwei Stunden auf Schienenersatzverkehr
In Leoben mussten rund 100 Menschen am Dienstagvormittag mehr als zwei Stunden auf den Schienenersatzverkehr warten. Dieser war (wie weiter unten in diesem Artikel erwähnt) notwendig geworden, da zwischen den Bahnhöfen Frohnleiten und Peggau-Deutschfeistritz bis Freitag Hangsicherungsarbeiten nach einem Murenabgang durchgeführt werden. Den ausführlichen Bericht dazu gibt es hier.
Von Autodach gerettet
Nach nicht einmal zwei Stunden Schlaf wurden die Freiwilligen Feuerwehren in Überbach und Deutschfeistritz um fünf Uhr Früh zu einer Menschenrettung auf die eigentlich gesperrte A 9 gerufen. Ein Mann war mit seinem PKW trotz Sperre eingefahren und war in der unter Wasser stehenden Fahrbahn liegengeblieben. Der Fahrer stieg aufs Dach und wartete auf Rettung. Hier der ganze Artikel.
Auto mitgerissen und in Kesselfallklamm gelandet
Auch Semriach hat das Unwetter am Samstag heftig getroffen. Ein Auto wurde sogar von den Wassermassen mitgerissen und in die Kesselfallklamm gespült. Ein Pkw wurde sogar von den Wassermassen mitgerissen und in die Kesselfallklamm gespült. „Das ist extrem ungewöhnlich und zeigt, wie heftig die Wassermassen waren“, sagte der Semriacher Bürgermeister Gottfried Rieger zur Wochenzeitung „Der Grazer“. Den ganzen Bericht lesen Sie hier.
Renaturierung im Landtag
Die Landtagssitzung befasste sich am Dienstag mir dem umstrittenen EU-Renaturierungsgesetz. Ungeachtet der hitzigen Debatte, drückten alle Redner ihre große Betroffenheit über die Unwetterfolgen aus. Der Bericht aus dem Landtag.
ÖBB müssen Hänge sanieren
Um die Hänge nahe der Route zwischen den Bahnhöfen Frohnleiten und Peggau-Deutschfeistritz zu sanieren, wird der Schienenverkehr zwischen Bruck/Mur und Graz seit Dienstag zeitweise eingestellt. Für die Fahrgäste bedeutet das:
- Fernverkehr: bis 14. 6. 2024, täglich von 8.15–16.15 Uhr: Schienenersatzverkehr mit Bussen zwischen Bruck an der Mur/Leoben Hbf und Graz Hbf, Züge warten die Ankunft der Busse ab.
Am 14. 6. (ab 16.15 Uhr) bis 5. 7. 2024: Planbetrieb mit geringen Verspätungen von bis zu 10 Min.
- Nahverkehr: bis 14. 6. 2024, täglich von 8.15–18 Uhr: einzelne Zugausfälle, ausgedünnter Nahverkehr mit Shuttleverkehr mit Bussen zwischen Frohnleiten und Peggau-Deutschfeistritz.
14. 6. (ab 18 Uhr) bis 16. 6. 2024: Nahverkehr mit geringen Verspätungen von bis zu 10 Min.
Weiterhin gesperrt ist die A 9 zwischen dem Knoten Deutschfeistritz und dem Knoten St. Michael. Mehr Verkehrsinfos auf der Antenne Steiermark.
Einsätze und Zugriffe
Die Niederschlagsmengen sorgten in der gesamten Steiermark für etliche Einsätze von Feuerwehr, Polizei, Rettung und Co. Laut einer Mitteilung der Landesleitzentrale der Feuerwehr zählte man am Montag 94 Unwettereinsätze, 51 Mal wurden Auspump-Arbeiten geleistet. Am Montag musste ein Lenker vom Dach seines Pkw geholt werden.
Die jüngsten Unwetter ließen die Zugriffe auf Hora, interaktive Landkarte der Naturgefahren im Web, in die Höhe schnellen. Das Tool simuliert das Hochwasserrisiko für jede Adresse in Österreich. Wie es funktioniert, kann man im ausführlichen Artikel nachlesen.
Wassermassen gefährdeten Frau
Christian Gradwohls „Autoclinik“ in der Mariatroster Straße in Graz-Fölling wurde durch die starken Regenfälle völlig überschwemmt. Beim Versuch, den Schaden noch etwas zu begrenzen, geschah es: „Meine Frau wäre fast in ein Rohr gezogen worden, die Wassermassen haben eine so starke Sogwirkung entwickelt, dass wir sie nur mit Müh und Not noch herausbekommen haben“, schildert er. Die ganze Geschichte an dieser Stelle.
Lagebesprechung mit Verteidigungsministerin
Am Montag traf sich Landeshauptmann Christopher Drexler mit Verteidigungsministerin Klaudia Tanner, Landesbranddirektor-Stellvertreter Christian Leitgeb und Katastrophenschutzleiter Harald Eitner zu einer Lagebesprechung in Grafendorf bei Hartberg. Sowohl Drexler als auch Leitgeb und Tanner zeigten sich begeistert ob der guten Zusammenarbeit von Feuerwehren, Helfern und dem vor Ort eingesetzten Bundesheer. Und: Zwar mildert sich die Gefahr von Gewitterzellen langsam ab, diese wird jedoch von Dauerregen abgelöst. „Deshalb besteht hier in den nächsten Stunden, Tagen und Wochen erhöhte Gefahr von Hangrutschen“, sagt Eitner. Weitere Informationen über die Lagebesprechung lesen Sie hier.
Ein „Schutzengel“
Er war ein „Schutzengel“ während der Sturzflut: Emanuel Stanojevic wurde am Samstagabend zum Helden, als er geistesgegenwärtig zwei Menschen in Deutschfeistritz aus ihrem Auto rettete. Der 31-Jährige rannte zu zwei ineinander verkeilten Autos, als er fast von der Strömung weggerissen wurde. Durch seine Berufserfahrung konnte sich der Bundesheer-Infanterist noch halten und schaffte es, die zwei Personen nach oben aufs Autodach zu zerren, wo den Dreien eine Leiter gereicht wurde, mit der sie sich in Sicherheit retten konnten. Die ausführliche Geschichte lesen Sie hier.
Böden sind überlastet
Am Dienstag wird es weiter regnen. Das Problem sind die vollgesogenen Böden, weiß Harald Eitner vom Katastrophenschutz Steiermark: „Jeder Tropfen ist zu viel.“ Es gebe im Moment noch sehr viele Gefahrenmomente durch Hangrutschungen und Hochwasser führende Gewässer.
Hilfe für die Betroffenen
Aufräumarbeiten in Deutschfeistritz
In Deutschfeistritz, das Samstagabend durch eine Sturzflut überschwemmt wurde, sind die Aufräumarbeiten weiter im Laufen, eine Reportage aus dem Ort lesen Sie hier. Fünf Muren haben zudem die Pyhrnautobahn verlegt und beschädigt, die A 9 dürfte bis Ende dieser Woche in beiden Richtungen gesperrt bleiben. Einen Rückblick über die Geschehnisse vom Wochenende können Sie auch im Video bekommen:
Die starken Unwetter in der Oststeiermark hatten auch Auswirkungen auf Gemeinden im Burgenland. So entwickelte sich der an sich harmlose Jahnbach im Bezirk Jennersdorf zu einem reißenden Fluss, nachdem ein Damm aufgrund der Wassermassen gebrochen war. Auch in Weiz waren die Auswirkungen zu spüren, so war die Autobahnanschlussstelle Gleisdorf West in der Nacht auf Sonntag komplett überflutet, sie musste komplett gesperrt werden. Dramatisch: Das Wasser stand bis zu einem Meter hoch. Zwei Personen waren in Fahrzeugen eingeschlossen und mussten von Feuerwehrleuten geborgen werden.
Schäden enorm: Wenn das Wasser bis zum Kinn steht
Besonders schwer hat es Neudau getroffen. Ein Lokalaugenschein zeigte auch hier: Aufräumarbeiten, um die Schäden des Wochenendes zu beseitigen. Ein Dammbruch hat die gesamte Ortschaft überflutet, und zum Beispiel das Elternhaus von Markus Trummer beschädigt. „Das Wasser stand mir bis zum Kinn“, erzählt er. Mehr Details und auch Bilder finden Sie hier.
Auch der finanzielle Schaden ist durch die Unwetter der letzten Tage enorm. Hagel, Starkregen mit Überflutungen und Sturmböen haben laut Berechnungen der Wiener Städtischen Schäden in Millionenhöhe verursacht. „Genaue Schadenszahlen liegen noch nicht vor, aber wir rechnen mit Schäden in der Höhe von mehr als fünf Mio. Euro allein bei der Wiener Städtischen“, sagt Doris Wendler, Vorstandsdirektorin der Versicherung. Was zu tun ist, auch hinsichtlich Versicherung, wenn Schäden entstanden sind, haben wir hier zusammengefasst.
Trinkwasser in St. Radegund nicht „genusstauglich“
Das Trinkwasser in St. Radegund und am Schöckl ist noch nicht genusstauglich und von der Gemeinde bis auf Weiteres gesperrt worden – mehr Informationen dazu gibt es hier. Auch wurde der Katastrophenfall für die Gemeinde am Fuße des Schöckls ausgerufen. Die Zufahrt zur Schöckl-Seilbahn war nach wie vor nur erschwert über Ebersdorf aus Mariatrost kommend möglich. Die Zufahrt über Andritz und Weinitzen ist nicht möglich.