Er kam und er kam nicht – mehr als zwei Stunden warteten am Dienstagvormittag am Hauptbahnhof Leoben rund einhundert Menschen vergeblich auf den Schienenersatzverkehr. Nach den heftigen Unwettern vom Wochenende gab es zahlreiche Streckenbehinderungen für den steirischen Zugverkehr – so auch auf der Strecke zwischen Leoben und Graz. Für den Personenverkehr sollte ein Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet sein, doch dieser ließ in Leoben auf sich warten – zum Ärger der Reisenden.
Eine der in Leoben Wartenden war Michaela Schweighofer, die von Linz kommend beruflich nach Graz unterwegs war. Anrufe bei der ÖBB-Auskunft hätten nichts ergeben. Es sei lediglich mitgeteilt worden, dass die Busse im Stau stehen würden.
Gemeinsam mit einer Mutter, die mit ihrem Kind zu einem dringenden LKH-Termin nach Graz musste, hat sich Schweighofer schlussendlich ein Taxi genommen, wie viele andere Reisende auch. „Wir haben gestern eine Mail mit dem Hinweis auf den Schienenersatzverkehr bekommen und dann stehen die Busse nicht bereit, obwohl man weiß, dass Reisende kommen“, kritisiert die verärgerte ÖBB-Kundin.
Gummibärchen als Entschuldigung
Ein Mann und eine Frau, die ebenfalls in Richtung Graz unterwegs waren, sind auch in Leoben gestrandet. Sie warten auch schon seit knapp zwei Stunden auf den Schienenersatzverkehr. „So wie wahrscheinlich alle hier“, verweist die Frau auf die anderen Wartenden und fügt scherzend hinzu: „Aber wir haben Gummibärchen bekommen – und wir nehmen alles, was wir bekommen können.“
Schienenersatzverkehr noch bis 14. Juni
Laut ÖBB konnten dank der Streckenteams bereits zahlreiche Reparaturen durchgeführt werden, größere Ausfälle im steirischen Bahnnetz konnten somit vermieden werden. Doch: Nach der Begutachtung mit dem Landesgeologen wurden umfassende Hangsicherungsarbeiten zwischen den Bahnhöfen Frohnleiten und Peggau-Deutschfeistritz (Bezirk Graz-Umgebung) angeordnet.
Die Arbeiten können aus Sicherheitsgründen nicht in der Nacht durchgeführt werden. Daher kommt es tagsüber ab Dienstag bis inklusive Freitag, 14. Juni, täglich zu einer kompletten Streckensperre für den Nahverkehr von 8.15 bis 18 Uhr und für den Fernverkehr von 8.15 bis 16.15 Uhr.
Auf die Probleme mit dem Schienenersatzverkehr reagiert die ÖBB auf Anfrage der Kleinen Zeitung folgendermaßen: „Dienstagvormittag konnten Fahrten im Schienenersatzverkehr auf der Südstrecke zwischen Graz und Bruck/Mur bzw. Leoben sowie zwischen Peggau-Deutschfeistritz und Frohnleiten in nicht ausreichender Zahl und Kapazität durchgeführt werden. Im Laufe des Vormittags konnten wir die Kapazitätsengpässe beheben und der Schienenersatzverkehr ist nun vollständig eingerichtet“, erläutert ÖBB-Pressesprecher Herbert Hofer und ergänzt: „Wir entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten bei unseren Reisenden und möchten darauf hinweisen, dass eine Entschädigung über die Fahrgastrechte möglich ist.“