Zurzeit wird das beliebte Tourismusgebiet Turracher Höhe noch über zwei 20-kV-Freileitungen von Winkl bei Ebene Reichenau mit Strom versorgt. Das gehört allerdings schon bald der Vergangenheit an, denn seit Juni arbeitet die Kärnten Netz GmbH an einer neuen, sichereren Variante der Stromzufuhr. Zwei 20-kV-Kabelverbindungen von Winkl auf die Turrach sollen die bisherigen Freileitungen ersetzen und für eine leistungsfähigere Netzinfrastruktur sorgen. Sie sollen bereits im Dezember dieses Jahres in Betrieb gehen, die acht Kilometer langen Freileitungen mit ihren 100 Masten sollen im Anschluss rückgebaut werden.
Wetter auf der Turrach unberechenbar
Insgesamt 4,3 Millionen Euro nimmt man dafür in die Hand, 20 Prozent werden von der Europäischen Union (EU) im Rahmen des Förderprojektes „GreenSwitch“ gefördert. Der Hauptgrund für die Durchführung dieser Maßnahmen liegt am Wetter. „Die witterungsbedingten Störungen der Stromversorgung auf der Turracher Höhe haben in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen“, betonte Michael Marketz, Geschäftsführer der Kärnten Netz, bei einem Pressetermin am Mittwoch. „Wir sind mit Sturm, Nassschneefällen und heftigen Gewittern konfrontiert, dazu gesellt sich die oft schlechte Erreichbarkeit der Turracher Höhe bei Extremwetterereignissen.“
16 Kilometer 20-kV-Kabel werden verlegt, die Kabelsysteme führen vom Schaltwerk Winkl bei Ebene Reichenau auf die Turracher Höhe. Die Arbeiten finden nur auf der Kärntner Seite der Turrach statt. In Zukunft könne man im Falle von Störungen von der Netzleitstelle in Klagenfurt aus direkt eingreifen, erklärt der Geschäftsführer. „Der aktuelle Leistungsbedarf dieser Tourismusregion entspricht dem Bedarf einer Stadt in der Größenordnung von Feldkirchen oder St. Veit, daher muss reagiert werden.“
Viele Stromausfälle im Hotel Hochschober
Auch Anwesende aus Tourismus und Wirtschaft freuen sich über die Netzneuerung und sprechen von einem wichtigen Schritt. Karin Leeb, Inhaberin des Hotel Hochschober: „In den vergangenen Jahren hatten wir als Folge des Klimawandels vermehrt witterungsbedingte Stromausfälle. Wir haben zwar gelernt, mit derlei Ausfällen umzugehen, aber wir wären froh, den Notfallplan weniger oft anwerfen zu müssen.“
Fritz Gambs ist als Geschäftsführer der Bergbahnen Turracher Höhe größter Stromkunde im Gebiet. „Schneebrüche und Windbrüche nehmen immer mehr zu. Bei uns wird es natürlich äußerst dramatisch, wenn Tausende Menschen am Sessellift hängen bleiben.“ Für das Skigebiet sei die Investition von großer Bedeutung, da man nun weitere Ausbaupläne vorantreiben kann.
Keine Bedenken seitens der Bürgerinnen und Bürger
Die beiden betroffenen Bürgermeister, Karl Lessiak von Reichenau und Wolfgang Schlick von Stadl-Predlitz (beide SPÖ), sind angetan von der Verlegung der Kabelleitungen. „Das ist wichtig für die Tourismusunternehmen, die Hotellerie, für die vielen privaten Ferienhäuser und die Bergbahnen. Es wird eine Verbesserung der Infrastruktur realisiert“, sagt Lessiak. Schlick ergänzt: „Wir möchten den Tourismus hier behutsam weiterentwickeln. Blackoutszenarien gibt es nicht umsonst, ihnen hat man vorzubeugen. Eine sichere und für die nächsten Jahrzehnte ausreichende Stromversorgung ist eine grundlegende Voraussetzung für die Weiterentwicklung.“
Große Bürgerproteste gegen das Projekt gab es laut Michael Marketz übrigens nicht. Die Kärnten Netz kämpft im Bezirk St. Veit zurzeit um die Realisierung einer 110-kV-Freileitung, eine Bürgerinitiative stellt sich dem Vorhaben entgegen.