Es liegt zwar kein Schnee mehr auf der Flattnitz, aber dennoch kommt eine Lawine auf das kleine Skigebiet zu. Eine Lawine anderer Art. Denn, wenn man den Gerüchten Glauben schenkt, soll die Liftgesellschaft bald Insolvenz anmelden. Der Sessellift wird im Sommer nicht wie gewohnt wochenends in Betrieb gehen, und womöglich schon im Winter 2024 stillgelegt.
Geschäftsführer Adolf Isopp hat seine Funktion vor Kurzem zurückgelegt. „Die Gemeinde Glödnitz ist jetzt alleiniger Eigentümer der Liftgesellschaft“, bestätigt Isopp. Wie die Kleine Zeitung berichtete, läuft die Konzession des Sesselliftes auf der Flattnitz noch bis 2026. Doch die finanzielle Situation lässt keine Weiterführung zu, das Ende des kleinen Skigebiets bahnt sich an: „Wenn niemand investiert, machen wir nicht einmal die zwei Jahre fertig. Im Sommer bleibt der Sessellift stehen.“
Schulden bei Grundbesitzer
Dabei habe man in der abgelaufenen Wintersaison positiv bilanziert. Die Mittel reichen aber nicht aus, um den Sessellift zu erneuern und nötige Investitionen zu tätigen. Den Grundbesitzern schulde die Gemeinde außerdem Geld: „Sechs Jahre lang wurde die Pacht nicht bezahlt“, berichtet Alexander Dreßler, einer der Grundbesitzer. „Ich habe mehrere Anwaltsbriefe geschrieben und habe jetzt den größten Teil bekommen. Es fehlen aber noch immer 6000 Euro.“
Was den Grundbesitzer ärgert, ist der Umgang mit den Bürgerinnen und Bürgern: „Die Gemeinde denkt nun darüber nach, die Liftgesellschaft in Konkurs zu schicken, damit wir die Kosten für den Rückbau tragen müssen. Wir werden letztklassig behandelt.“
Die Stützen abzubauen, die Fundamente herauszustemmen und alles zu entsorgen, kostete im vorarlbergischen Bizau beispielsweise 40.000 Euro. Wenn die Gesellschaft Insolvenz anmeldet und ihren Verpflichtungen nicht mehr nachkommen kann, müssen die drei Grundbesitzer auf der Flattnitz die für den Rückbau fällige Summe bezahlen.
Zudem muss eine erst 2019 mit 250.000 Euro – aus öffentlichem Steuergeld angeschaffte – Beschneiungsanlage zurückgebaut werden. Und zwar auf Kosten der Gemeinde Glödnitz. „Laut Vertrag muss der ursprüngliche Zustand bis 2027 wieder hergestellt werden“, verrät Isopp.
Bürgermeister dementiert Gerüchte
Bürgermeister Hans Fugger (ÖVP) möchte zum jetzigen Zeitpunkt keine Stellungnahme zur Zukunft der Flattnitz abgeben: „Der Geschäftsführer ist gerade zurückgetreten und wir sind noch in der Aufarbeitung. Ich kann deswegen noch nichts dazu sagen.“ Dennoch dementiert er die Insolvenzgerüchte: „Das ist völlig aus der Luft gegriffen.“ Aus dem Gemeindeamt heißt es weiter, dass aktuell zahlreiche Gespräche geführt werden: „Aufgrund der umfangreichen Verhandlungen werden gerade einige Optionen erarbeitet und Konzepte basierend auf verschiedenen Ausgangspunkten erstellt.“ Konkreter könne man Fragen zurzeit nicht beantworten.
Dass es sich nur um Gerüchte handelt, hoffen auch die Grundbesitzer. „Es würde mich schon treffen“, sagt Dreßler: „Aber andererseits freue ich mich als Bürger und Steuerzahler darauf, dass wir den Sack bald zumachen können.“ Die Familie des Anwalts, dessen Großvater als Bauer in Kärnten die Grundfläche auf der Flattnitz bewirtschaftete, habe jahrelange Rechtsstreite mit der Liftgesellschaft geführt. „Die Pacht wurde nicht bezahlt, Öl am Grundstück entsorgt, Teile des Liftes zubetoniert und ein anderer Lift wurde nicht rechtzeitig abgebaut“, erzählt Dreßler.
Vertrag läuft 2026 aus
2013 wurde dann ein Vergleich abgeschlossen, Bürgermeister Hans Fugger fungierte damals als Geschäftsführer der Flattnitzer Lifte: „Wir haben uns darauf geeinigt, die Prozesse zu beenden und den Skilift noch bis zu seinem von der TÜV festgelegtem Ablaufdatum fertig fahren zu lassen. Ein Sachverständiger hat diese Entscheidung mitgetragen.“
2026 laufen die Verträge aus. Auch wenn man die Vergangenheit ruhen lässt, gibt es kaum noch Chancen auf ein Weiterbetreiben des Sesselliftes. „Die Gemeinde hat kein Geld und keine Perspektive. Die Tourismusbetriebe auf der Flattnitz sind am Sterben oder schon gestorben. Es gibt keine Vision“, findet Dreßler: „Jede ernst gemeinte Idee höre ich mir gerne an. Bisher kam aber nichts. Deswegen halte ich mich an das, was vertraglich vereinbart wurde.“
Die Gemeinde solle der Realität ins Auge sehen: „Tote Pferde reitet man nicht. Neutral gesehen sollten wir uns jetzt bemühen, den Lift gemeinsam abzubauen“, sagt der Grundbesitzer.
Verbindungslift als Lösung?
Adolf Isopp sieht hingegen noch eine Chance für das kleine Skigebiet: „Es wären noch zwei Jahre Zeit dafür, dass wir einen Verbindungslift zwischen den zwei Schleppliften zusammenkriegen.“ Einer der Schlepplifte auf der Flattnitz gehört Isopp selbst, dieser soll auf jeden Fall weiterfahren.
Auch der Obmann der Wirtschaftskammer St. Veit, Walter Sabitzer, stellt sich hinter das Skigebiet: „Wir haben Anfang des Jahres ein Projekt gestartet, um die Zukunft der Flattnitz zu gewährleisten“, verrät er. Oberste Priorität sei vorerst die Sicherstellung des Winterbetriebs 2024/25 und 2025/26. Gleichzeitig sei man auch mit Investoren im Gespräch.