Einen historischen Beschluss hat der Gemeinderat Rosental an der Kainach beschlossen: Die Gemeinde mit knapp 1700 Einwohnern und die Bioenergie Köflach gründen gemeinsam eine Erneuerbare Energiegemeinschaft (EEG), die die Gemeinde und interessierte Bürger künftig mit Strom versorgt. Bereits seit geraumer Zeit hat die Gemeinde die EEG-Gründung, die seit der Verabschiedung des Erneuerbaren Ausbau Gesetzes (EAG) in Österreich möglich ist, vorbereitet.
Strom aus Wind, Biomasse und Photovoltaik
Eine solche Energiegemeinschaft besteht aus einem Produzenten, in diesem Fall der Bioenergie Köflach, und einem oder mehreren Abnehmern. Grundvoraussetzung ist, dass die Energiequellen zu 100 Prozent aus erneuerbarer Energie stammen. „Wir erzeugen hier Strom aus drei verschiedenen Quellen: Biomasse, Windenergie und Photovoltaik“, berichtete Stefan Edler von der Bioenergie Köflach in der Gemeinderatssitzung. „Das ist ein richtungsweisendes Projekt, ein echtes Leuchtturmprojekt in der Region.“
Der Strom wird innerhalb der Energiegemeinschaft erzeugt und verbraucht. „Der Sinn dahinter ist, dass die Stromnetze entlastet werden, wenn der Strom nicht ins überregionale Netz eingespeist wird. Zudem kann man innerhalb der Gemeinschaft die Preise festlegen“, berichtete Roland Matous vom Unternehmen E.GON, das Administration und Abrechnung bewerkstelligt. Neben Planungssicherheit und günstigem Stromtarif profitiere eine EEG auch von der Befreiung vom Erneuerbaren-Förderbeitrag und von der Elektrizitätsabgabe – die beide bis 1. Jänner 2025 aber generell ausgesetzt sind.
E.GON betreut aktuell 150 Erneuerbare Energiegemeinschaften mit rund 150.000 Mitgliedern. In ganz Österreich gibt es bereits 1000 solcher Energiegemeinschaften. Im Bezirks gibt es die Lokale EEG Volksschule Södingberg. „In der Steiermark gibt es schon einige kleine Energiegemeinschaften, aber auf lokaler Ebene werden wir sicher die bislang größte“, betonte Amtsleiter Josef Kriegl.
Probebetrieb mit Gemeinde
Die Initiative zur Gründung der Erneuerbaren Energiegemeinschaft ergriff Johannes Schmid, Bürgermeister von Rosental. „Wir als Gemeinde sparen uns Kosten und tragen etwas zur Versorgungssicherheit bei. Damit wollen wir auch ein Vorbild für Private sein“, schilderte Schmid, der mit seiner Idee bei der Bioenergie Köflach auf offene Ohren stieß. „Wir werden nun einen Probebetrieb starten. Wenn dieser erfolgreich ist, werden wir die Energiegemeinschaft für die Bürger ausrollen“, erklärte Schmid. Gegründet wird die Energiegemeinschaft als Verein, die einfachste und günstigste Verwaltungsform. Alle Teilnehmer müssen eine jährliche, verbrauchsabhängige Administrationsgebühr bezahlen, die für einen Durchschnittshaushalt rund 24 Euro betrage.
Bereits jetzt können sich Bürger online unter der Adresse energiegemeinschaften.ezn.at/rosental für die Energiegemeinschaft anmelden. Voraussetzung für die Teilnahme ist der Einsatz eines Smart Meters als Stromzähler, nicht möglich ist eine Teilnahme für Kunden der Stadtwerke Köflach. „Möglich wäre es, die Energiegemeinschaft künftig auch auf andere Gemeinden im Umkreis auszuweiten“, meinte Schmid. „Im Bezirk sind wir auf jeden Fall Vorreiter und wir wollen auch andere Gemeinden und Bürger dazu ermutigen, solche Energiegemeinschaften zu gründen“, erläuterte der Bürgermeister.
80 Prozent Abdeckung
Gerechnet wird, dass künftig rund 80 Prozent des Gesamtstromverbrauches von der Bioenergie Köflach abgedeckt werden können, der Rest wird weiterhin über den bestehenden Netzvertrag zur Abrechnung gebracht. Der Stromvertrag mit dem bisherigen Lieferanten bleibt für Teilnehmer einer Erneuerbaren Energiegemeinschaft aufrecht.