Aberglaube oder nicht: Das heurige Schaltjahr hatte es wettertechnisch in sich. Spätfrost, Dürre, Dauerregen, Sturm und dann auch noch Schnee im September, sorgten für 53 Millionen Euro Gesamtschaden in der steirischen Landwirtschaft. Fast keine Kultur blieb unberührt. Unüblich groß waren die Schwankungen bei den Ernteerträgen. Groß sind auch die Existenzängste einiger Bauern.
Das sagen betroffene Landwirte zur heurigen Ernte:
Der Weizer Kammerobmann Sepp Wumbauer spricht zwar nicht von einem Katastrophenjahr wie 2021 - damals verursachten Spätfrost und Hagel einen Gesamtschaden von etwa 62 Millionen Euro in der Steiermark- allerdings von einem Jahr der Extreme.
50 Prozent weniger Äpfel
Besonders betroffen war einmal mehr der Obstbau: „In der Vegetation waren wir wegen der hohen Temperaturen im Frühjahr bis zu drei Wochen vorne“, erläutert der Weizer Kammersekretär Johann Rath. Es folgten ein Temperatursturz und Frost im Mai. Dem fielen vor allem Steinobst wie Kirschen, Pfirsiche und Zwetschken zum Opfer. Hier kam es je nach Lage teilweise zu Totalausfällen. Bei den Äpfeln verzeichnet man 50 Prozent Einbußen.
„Das ist natürlich bitter, wir Bauern sind auf die Ernteeinnahmen angewiesen. Wir haben kein monatliches Fixeinkommen“, betont Obstbäuerin Ursula Reiter aus Gleisdorf.
Dauerregen schädigte Ackerkulturen
Dauerregen sorgte im Juni für Überschwemmungen auf heimischen Äckern. „Die Entwicklung der Kulturen wurde stark gehemmt“, erklärt Kammerobmann-Stellvertreter Rupert Hütter. Unterdurchschnittlich fiel die Maisernte aus, hier gibt es ein Drittel weniger. Bis zu 50 Prozent sind es bei der Gerste. Beim Kürbis spricht Hütter von einem durchschnittlichen Jahr. Allerdings gäbe es auch hier je nach Lage große Unterschiede.
Nur 15 Kilogramm Kürbiskerne
Einen, den es hart getroffen hat, ist Gemüsebauer Hans-Georg Lafer aus St. Margarethen an der Raab. Dreimal standen heuer weite Teile seiner Äcker unter Wasser. Und das mehrere Tage lang. „Bei einem Acker haben wir auf 1,8 Hektar gerade einmal 15 Kilogramm Kürbiskerne ernten können. Normalerweise sind es 1300 bis 1500 Kilogramm“, erklärt Lafer. Je nach Lage kam es zum Totalausfall.
Dasselbe gilt für seinen Chinakohl. „Da hat man als Landwirt dann schon Existenzängste und überlegt, ob es sich überhaupt noch auszahlt weiter zu machen“, gibt er sich niedergeschlagen. Auf Dauer seien solche Flächen einfach nicht leistbar.
„Ohne Hagelschutz und Frostberegnung kein Obstbau“
„In zehn Jahren gab es neunmal Spätfrost. Das ist fast nicht mehr versicherbar“, führt Josef Kurz, Steiermark-Leiter der Österreichischen Hagelversicherung aus. Mit jedem Schadensfall werden auch die Prämien für die Landwirte höher. Trotzdem sei eine Versicherung für viele alternativlos.
Was aber tun, wenn der Landwirt vom Wetter abhängig ist, die Wetterextreme aber Jahr für Jahr zunehmen? Neben der Wahl von frost- sowie hitzeresistenten Sorten spiele auch die Vielfalt an Kulturen eine immer größere Rolle. „Ohne Hagelschutz und Frostberegnung wird es künftig im oststeirischen Obstbau nicht mehr gehen“, gibt sich Kurz nüchtern.
Ab kommenden Jahr soll die Investitionsförderung von Beregnungsanlagen durch Bund, Land und EU von 40 auf 65 Prozent angehoben werden. Neben dem nötigen Kleingeld ist auch ein Zugang zum Wasser nötig. Nicht in allen Lagen ist ein solcher gewährleistet. „Es klingt hart, aber künftig werden sich die Bauern auf die guten Lagen konzentrieren müssen. Von Lagen, die nicht passen, muss man sich verabschieden“, so Kurz.