Schwer betroffen von den Ereignissen des gestrigen Abends – rund um den Erdrutsch in St. Marein, bei dem ein Fünfjähriger auf tragische Weise ums Leben kam – versammelte sich am Donnerstagmorgen ein Krisenstab des Landes in der Landeswarnzentrale in Graz, um eine Bilanz der Unwetter in den vergangenen Tagen zu ziehen. „Im Namen des Landes Steiermark möchte ich der Familie des Buben unsere tiefe Anteilnahme und unser Beileid ausdrücken. Es lässt einen verzweifelt und traurig zurück, wenn ein kleines Kind sterben muss“, sagte Drexler eingangs und richtete seinen großen Dank an die Einsatzkräfte aus, die nicht nur am Mittwochabend, sondern bereits seit dem Wochenende in körperlich und mental anstrengenden Einsätzen sind. Es zeige, dass die Gesellschaft – auch in Zeiten der Gräben innerhalb der Gesellschaft – zusammenhalten kann, wenn es darauf ankommt.
Der Landeshauptmann bat im Folgenden die Bevölkerung darum, Wälder und betroffenes Gelände derzeit zu meiden. Harald Eitner, Leiter des Landeskatastrophenschutzes, warnte insbesondere vor Waldspaziergängen und Uferböschungen an fließenden Gewässern. Die Böden seien weiterhin „völlig durchnässt.“ So können Bäume bereits bei geringen Windgeschwindigkeiten umfallen, weitere Hangrutschungen seien möglich. Drexler: „Ich bitte alle Steirerinnen und Steirer, äußerst vorsichtig zu sein.“
„Was wir in den vergangenen Tagen erlebt haben, gehört sicher zu den größten Unwetterereignissen in der Geschichte der Steiermark. Auf einen Mai mit Rekord-Niederschlägen folgten Unwetterlagen mit Superzellen, die sich über den Katastrophengebieten entladen haben“, erklärt Eitner.
Fünf Millionen Euro aus dem Katastrophenfonds
Ähnlich wie bei den Unwettern im vergangenen August werde der Katastrophenfonds geöffnet und fünf Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Das hat die Landesregierung am Donnerstagvormittag beschlossen. Wie Landeshauptmann-Stellvertreter und Finanzlandesrat Anton Lang (SPÖ) erklärte, werde die Soforthilfe in Form von Akontozahlungen „unbürokratisch und schnell“ den Betroffenen zur Verfügung gestellt.
Alleine die Schäden an den Landesstraßen betragen 6,5 Millionen Euro nach ersten Abschätzungen, so Lang. Jene Schäden an den Gemeindestraßen seien bisher nicht einmal absehbar. „Wenn die Wasserpegel sinken, können wir in der kommenden Woche die Lage erst einmal umfassend beurteilen“, erklärte Franz Zenz, Leiter des Straßenerhaltungsdienstes des Landes Steiermark. Selbiges gilt für die Brücken. Zenz: „Einige der Wiederinstandsetzungen werden bis Jahresende andauern.“ Die A 9 soll bis 21. Juni geräumt und zwischen Übelbach und St. Michael wieder befahrbar sein. Lang wünscht sich, dass das restliche Jahr ruhig verlaufe, da man ansonsten finanziell an die Grenzen geraten könnte.
Knapp 1700 Einsätze in fünf Tagen
Die Feuerwehren verzeichneten an die 1700 Einsätze von 421 Feuerwehren innerhalb der vergangenen fünf Tage. „Insgesamt haben Feuerwehrleute 70 Menschenrettungen durchgeführt“, informiert der stellvertretende Landesbranddirektor Christian Leitgeb. Seitens des Zivilschutzes wurde berichtet, dass derzeit in der Steiermark noch 81 Evakuierungen infolge der Unwetter aufrecht seien. 45 Haushalte sind weiterhin von der Umwelt abgeschnitten, insgesamt 22 Straßen gesperrt, davon elf Totalsperren.