An Donald Trump scheiden sich die Geister. Die einen lieben ihn so sehr, dass sie für ihn töten würden - das hat der Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 gezeigt. Manche hassen ihn so sehr, dass sie ihn töten würden - das zeigte der Attentatsversuch auf ihn am 13. Juli 2024, bei dem der Ex-Präsident durch den Schuss eines 20-Jährigen am Ohr verletzt wurde.
Trump hat über die Jahre beide Lager bedient: Der Hass auf ihn nährt die Unterstützung für ihn. Der ehemalige Geschäftsmann, Entertainer und mutmaßliche Milliardär (sein Vermögen wird auf 5,3 Milliarden Dollar geschätzt) hat bei der Präsidentschaftswahl 2016 verstanden, dass man als Präsidentschaftskandidat nicht von allen gemocht werden muss. Denn: Wer polarisiert, erregt Aufmerksamkeit. Vor acht Jahren gelang ihm damit der politische Durchbruch - 29 Jahre nachdem er sich als Republikaner registrierte. Als Quereinsteiger ist es dem fünffachen Vater, mit dem Versprechen, Amerika wieder an die Spitze zu führen (“Make America Great Again“), gelungen, Wählerinnen und Wähler anzusprechen, die zuvor oft den Urnen ferngeblieben waren und sich lange nicht repräsentiert fühlten. Spätestens nach seinem Sieg bei den Vorwahlen hatte er die republikanische Basis hinter sich vereint.
Attentate auf Präsidenten in den USA:
Immer wieder nutzte Trump geschickt den Hass und die Ablehnung, die ihm entgegenschlugen. Er sprach davon, dass die Kritik an ihm eine Kritik am „Willen des Volkes“ sei. Dass Trump nie die Mehrheit der Stimmen hinter sich vereinen konnte, störte die Erzählung nicht, sein Narrativ fesselte die Wähler. Nach und nach radikalisierte sich Trumps Basis, die jeden Angriff auf „ihren Präsidenten“ persönlich nahm, auch als er nicht mehr Präsident war.
Video: Wer ist Donald Trump?
Laut einer CNN-Umfrage glauben ohnehin 70 Prozent der Republikaner, dass Trump die Wahl 2020 nicht gegen Joe Biden verloren hat, sondern dass sie ihm gestohlen wurde. Unter dem Namen „The big lie“ wird seither versucht, die Legitimität des Demokraten und seiner Partei zu untergraben. Die Gräben in der Gesellschaft werden tiefer, der Hass auf Trump - aber auch auf seine Gegner - wächst.
Trump scheut keinen Konflikt, er steht gerne im Rampenlicht und hat auch gerne Feinde. Mehrere Prozesse gegen ihn - unter anderem wegen Verschwörung gegen die USA oder Schweigegeldzahlungen an einen Pornostar - nutzt Trump als Bühne für seinen Wahlkampf. Dass er sich in diesem als gläubiger Christ gibt, der aber auch offen Seitensprünge eingestehen muss, die er zuvor seiner bereits dritten Ehefrau Ivanka verheimlichte, tut seinem Image keinen Abbruch. Ebenso nicht Schuldsprüche und vermeintliche Rückschläge, die ihm Spenden in Millionenhöhe von seinen treuen Anhängern einbringen.
Das Phänomen Trump ist vielschichtig, es lebt gleichermaßen von Hass und Liebe - beides bringt Aufmerksamkeit. Das missglückte Attentat nimmt dabei einen neuen Stellenwert ein. Zumindest in diesem Punkt sind sich die USA einig: Republikaner, Demokraten, Familienmitglieder und Unabhängige verurteilen den Mordanschlag auf Trump - unabhängig davon, ob sie ihn im Gefängnis oder im Weißen Haus sehen wollen.