Nur Tage vor dem Parteitag der Republikaner in Wisconsin, an dem Donald Trump zum Kandidaten gewählt werden soll, schickt der Attentatsversuch auf den Ex-Präsidenten Schockwellen durch Amerika. Bei einer Wahlkampfrede in Pennsylvania schoss ein zwanzigjähriger Mann auf Trump. Der Ex-Präsident erlitt einen Streifschuss am Ohr, brach zusammen und wurde blutend vom Secret Service aus der Gefahrenzone gebracht, während er die Faust ballte und „wir kämpfen“ röchelte.
Der Schütze hatte vier Schüsse mit einem halbautomatischen Gewehr vom Typ AR-15 von einem Fabrikdach außerhalb des Veranstaltungsgeländes abgegeben, aus einer Entfernung von etwa 130 Metern. Er wurde kurz darauf vom Secret Service erschossen. Auch ein zweiter Mann starb, zwei Besucher wurden schwer verletzt.
Polizei vor Trump-Tower
Das Attentat mitten in einem aufgeheizten Wahlkampf trieb viele Menschen auf die Straße. Vor dem Trump Tower in New York und an den Straßen vor Mar-a-Lago, dem Trump-Wohnsitz in Florida, sammelten sich Fans des Ex-Präsidenten. Manche schwenkten rot-weiß-blaue Flaggen, andere trugen die roten „Make-America-Great-Again“-Mützen, die MAGA-Hüte, Trumps Markenzeichen. Viele waren sichtlich geschockt, manche weinten. Die New Yorker Polizei rückte vor dem Trump Tower mit zusätzlichen Polizisten aus, obwohl der Ex-Präsident gar nicht dort war.
Auch dort hatten sich mitten in der Nacht Fans gesammelt. „Ich musste sofort an die Ermordung von Kennedy und Abraham Lincoln denken“, sagte Parker Mitchell aus Kansas dem Sender CBS. Viele fühlen sich Trump nun noch mehr solidarisch verbunden. „Gott wird Trump immer beschützen, weil er ein guter Mann ist und dieses Land liebt und das beste für Amerika will“, meinte Guiln Smith.
Kurz vor Mitternacht veranstaltete die staatliche Polizei von Pennsylvania eine Pressekonferenz, die live von allen Sendern übertragen wurde und bei der die Öffentlichkeit um Mithilfe gebeten wurde. Der Namen des Täters wurde nicht bekannt gegeben, aber die New York Post identifizierte ihn als Matthew Thomas Crooks aus Bethel Park, Pennsylvania. Das Motiv ist völlig unklar.
Entsetzt
Viele führende Demokraten zeigten sich entsetzt. US-Präsident Joe Biden setzte seine Wahlanzeigen vorübergehend aus. Er erklärte im nationalen Fernsehen, in Amerika gebe es keinen Platz für politische Gewalt. „Wir können so nicht sein. Wir müssen vereint sein. So etwas darf nicht passieren.“ Er kündigte an, er werde Trump anrufen, der zunächst im Krankenhaus war, aber ein paar Stunden später entlassen wurde. Ähnlich äußerten sich Senatssprecher Chuck Schumer und der Fraktionschef des Repräsentantenhauses, Hakeem Jeffries, aber auch die früheren Präsidenten George W. Bush und Barack Obama sowie Israels Premier Benjamin Netanyahu. Biden kündigte an, in seinem Wahlkampf einen moderaten Ton anschlagen zu wollen.
Weniger versöhnlich gaben sich die Republikaner. Prominente Republikaner beschuldigten Biden und die Demokraten, mit ihrer feindlichen Rhetorik und ihren Aufforderungen, Trump ins Fadenkreuz zu nehmen, die Stimmung angeheizt zu haben. Das habe das Attentat erst möglich gemacht. Mike Collins, Abgeordneter aus Georgia spekulierte sogar öffentlich, ob Biden nicht den Befehl gegeben habe, Trump erschießen zu lassen. Mike Lee, Senator für Utah meinte, Biden solle nun der Staatsanwaltschaft befehlen, alle Verfahren gegen Trump einzustellen, um „die politische Temperatur abzukühlen“. Und Mike Johnson, Fraktionssprecher der Republikaner, will einen Untersuchungsausschuss ins Leben rufen, um festzustellen, ob das FBI und der Secret Service versagt haben.
„Gewonnen“
Tatsächlich dürfte das Attentat die Wahlchancen von Trump eher noch erhöhen, da es ihm Sympathie bringt. „Er hat jetzt gerade die Wahl gewonnen“, meinte Derrick van Orden, Kongressabgeordneter aus Wisconsin. Der Ex-Präsident führt vor Biden, in manchen Umfragen sogar mit fünf Prozent, mehr denn je.
Derweil wurden in Milwaukee die Sicherheitsmaßnahmen für den Parteitag verstärkt. Um das Fiserv Forum, den Tagungsort in Wisconsins größter Stadt, wurde die Bannmeile verdoppelt. Dem Attentat zum Trotz wollen die Republikaner den Parteitag aber wie geplant durchführen. Auch Trump will erscheinen.
Tausende von Trump-Gegnern, von Gewerkschaftern über Schwulengruppen, Kritikern des israelischen Kriegs gegen Gaza, Befürwortern des Rechts auf Abtreibung und migrantische Organisationen wollen an Demonstrationen gegen den Parteitag teilnehmen. Milwaukee ist seit über einem Jahrhundert fest in der Hand der Demokraten und hatte sogar einige sozialistische Bürgermeister.