Wer kennt sie nicht? Hemma von Gurk, Kardinal Salm-Reifferscheidt oder auch Wilhelm Gorton. Sie alle eint eines: Sie sind historisch wichtige Persönlichkeiten und eng mit dem Gurktal und seiner Geschichte verbunden. Die Kulturgemeinschaft Weitensfeld unter Obmann Dieter Vogl möchte die Geschichte der Region vor den Vorhang holen und lädt aus diesem Grund am Freitag, 18. Oktober, zu einem ganz besonderen Vortrag.

Die Schutzpatronin Kärntens

„Unser Historiker Werner Sabitzer erzählt von mächtigen Frauen, Kirchenfürsten, Adeligen, Abenteurern, Autoren, Künstlern und Industriellen“, verrät Vogl. Sie alle spielten in der Entwicklung des Tales eine bedeutende Rolle. Da wäre beispielsweise die zu Beginn angesprochene Hemma von Gurk. Sie wurde um das Jahr 1000 geboren und gilt als Klostergründerin, die sich für die Errichtung zahlreicher Kirchen in der Region verantwortlich zeichnet. Ende des 13. Jahrhunderts wurde sie selig und im Jahr 1938 von Papst Pius XI. heiliggesprochen. Die Heilige Hemma ist außerdem Schutzpatronin Kärntens. Vieles, was über Hemma allgemein bekannt ist, scheint aber nicht der Wahrheit zu entsprechen, sagt Sabitzer: „Gurk als Bistum wollte sich immer von den Salzburgern lösen, mit Politik, aber auch mit Waffengewalt. So wurden zum Beispiel die Urkunden der Hemma vernichtet, um sie zur ‚Superfrau‘ zu stilisieren und den Bischof quasi als Hemma-Erfindung zu deklarieren.“

Der letzte Fürstbischof

Kardinal Salm-Reifferscheidt, der mit vollem Namen Franz II. Xaver von Salm-Reifferscheidt hieß, war seinerseits der letzte Bischof von Gurk, der den Titel Fürstbischof trug. Er lebte von 1749 bis 1822 und wurde vom damaligen Pontifex Pius VI., mit dem ihm vermutlich eine persönliche Freundschaft verband, 1784 als eben jener Fürstbischof von Gurk bestätigt. Die Grenzen des Bistums wurden unter Salm deutlich vergrößert, so gehörte das gesamte Gebiet des heutigen Kärntens – abgesehen vom Lavanttal – zu Gurk. 1816 erhob ihn Papst Pius VII. in den Kardinalstand – Salm war somit der letzte Gurker Bischof, dem diese Würde zuteil wurde.

Ein Straßburger Nationalratsabgeordneter

Ein weiterer zeitlicher Sprung führt uns zur wohlhabenden Familie Gorton, der unter anderem der Politiker und Unternehmer Wilhelm Gorton angehörte, der seinen Lebensweg im 20. Jahrhundert beschritt. Der Straßburger leistete seinen Wehrdienst während des Zweiten Weltkriegs als Versorgungsflieger der Luftwaffe. Nach dem Krieg und einer kaufmännischen Ausbildung in Wien kehrte er in die einstige Bischofsstadt zurück und übernahm die Unternehmen seines Vaters. Von 1964 bis 1991 war er Bürgermeister der Stadtgemeinde, ab 1970 spielte der ÖVP-Politiker auch bundespolitisch eine Rolle und war bis 1986 Nationalratsabgeordneter. Dabei sei auch ein kritischer Blick auf Gortons Vergangenheit erlaubt: Er geriet 1985 stark in die Kritik, als er den NS-Kriegsverbrecher Walter Reder bei sich aufgenommen hatte. Hinter dieser Entscheidung stand Gorton bis zu seinem Tod im Jahr 2016.

Wilhelm Gorton war 16 Jahre lang Abgeordneter zum österreichischen Nationalrat
Wilhelm Gorton war 16 Jahre lang Abgeordneter zum österreichischen Nationalrat © Phino

Diese und einige weitere spannende Persönlichkeiten wird Werner Sabitzer am Freitag um 19 Uhr im Gasthof Kogleck in Weitensfeld vorstellen und porträtieren.