Wenn Bilder sprechen könnten, würden jene vom Public Viewing am Neuen Platz einen Tinnitus auslösen. Tausende Fußballfans versammelten sich in den vergangenen vier Wochen um den Klagenfurter Lindwurm, um gemeinsam die Europameisterschaft lautstark zu feiern. Nach dem Finale jubelten nicht nur die Spanier, sondern auch die Veranstalter.

Zum achten Mal richtete Manfred Dobesch das Event aus. Selten resümierte er glücklicher, denn über 150.000 Fans verfolgten die 45 vor dem Rathaus übertragenen Spiele. „Es war eine schöne Zeit, für die man nur Danke sagen kann“, sagte Dobesch am Dienstag im Zuge einer Pressekonferenz. Speziell die Partien der österreichischen Nationalelf sorgten für einen Ansturm: „Vier Stunden vor Spielbeginn war alles voll.“

So feuerten die Fans am Neuen Platz die Elf von Ralf Rangnick an:

500.000 Euro kostete die Veranstaltung, 350.000 Euro davon stemmten Sponsoren, 100.000 Euro kamen über die Gastronomie-Pacht rein und 50.000 Euro stellte die Stadt zur Verfügung. Diese darf sich über eine Wertschöpfung von zwei Millionen Euro freuen, berichtete Wirtschafts- und Tourismusreferent Max Habenicht (ÖVP). „Auch in den Lokalen um den Platz herum gab es eine hohe Nachfrage“, sagte Habenicht. „Das Public Viewing war wichtig für die Frequenz in der Innenstadt“, ergänzte Bürgermeister Christian Scheider (TK).

„Hafenstadt“ bereitet sich auf Olympia vor

Michael Pontasch kann das bestätigen. Er veranstaltete vor seiner „Hafenstadt“ im Lendviertel ein Public Viewing im kleinen Rahmen. Rund 150 Plätze waren stets belegt. „Bei uns gab es eine gemütliche, chillige Alternative. Das hat den Leuten getaugt“, sagt Pontasch. Er hält am Konzept fest, lässt Bildschirm und Stühle auch für die Übertragung der Olympischen Spiele stehen.

An der Stadtgrenze freut sich Franz Huditz über sein Public Viewing im Felsenkeller. Dort warf man für die EM den Sonntag als Ruhetag erfolgreich über Bord. „Für die Österreich-Spiele brauchten wir sogar zusätzliche Fernseher“, sagt Huditz, der mit einem Gästeplus von geschätzten 15 Prozent im Vergleich zu Juni-Monaten ohne Großevent rechnet. Das ausgezeichnete Wetter spielte den Wirten in die Karten.

Nur Samuel Hérault hoffte auf Regen. Seine Indoor-EM-Übertragung im „Fritz Club“ am Viktringer Ring besuchten nur wenige Fußballfans. „Das war ein granatenmäßiger Reinfall. Wir wollten die erste Alternative bei Schlechtwetter sein, das Wetter spielte aber immer mit“, sagte Hérault. Trotzdem hält sich der Ärger in Grenzen, für einen finanziellen Schaden sorgte die EM nicht. Er freut sich schon auf weitere Übertragungen in seinem Club, in Zukunft in den Wintermonaten.

„Das Public Viewing belebte auch den Handel“, sagt Franz Ahm von der Wirtschaftskammer
„Das Public Viewing belebte auch den Handel“, sagt Franz Ahm von der Wirtschaftskammer © Markus Traussnig

Handel profitiert von EM

„Dort, wo es eine Übertragung gab, hat man auch profitiert. Das belebte auch den Handel. Für Wirte ohne Public Viewing sind Großevents aber eher eine Bremse“, sagt Franz Ahm, Klagenfurter Bezirksstellenleiter der Wirtschaftskammer. Veranstaltungen wie die Starnacht oder die anstehenden Rammstein-Konzerte zählen in der Branche zu den größeren Profitreibern in Klagenfurt.

Dobesch blickt bereits mit einem Auge auf die Fußball-Weltmeisterschaft 2026. Diese steigt in Nordamerika, die europäischen Fans müssen sich auf Nachtschichten einstellen. „Wir hoffen aber, dass viele Spiele auf den Markt in Europa ausgeweitet werden“, sagt Dobesch. Fix ist: Der oft kritisierte VIP-Bereich am Neuen Platz bleibt bestehen: „Der kommt bei vielen nicht gut an, wir brauchen ihn aber für die Sponsoren. Ohne den VIP-Bereich würde es das Event nicht geben.“