Zinedine Zidane, Adi Hütter oder Xabi Alonso - viele Fußballer haben die Metamorphose zum Trainer erfolgreich abgeschlossen. Nicht nur im klassischen Fußball, sondern auch im E-Sports werden aus Sportler Trainer, wie es Philipp Gutmann aus Graz zeigt. Der 28-Jährige war nämlich jahrelang Kapitän der E-Sports-Mannschaft des SK Sturm Graz und ist nun E-Sports-Trainer - unter anderem für die E-Sportler der deutschen Bundesliga-Mannschaft VfL Wolfsburg für das Spiel EA FC 24 (ehemals bekannt unter dem Namen FIFA).
Seit zwei Jahren ist der Grazer schon als „Coach“ tätig. Jedoch nicht nur für Profis, sondern für alle, die im Spiel besser werden wollen. „Zu mir kommen auch 30- bis 40-Jährige, die sich einfach weiterentwickeln wollen“, erzählt er. Zusätzlich ist er noch bei der „Esports Player Foundation“ (EPF) in Deutschland als Coach für E-Sports-Talente tätig, um sie zu fördern. Fasst man alle drei Tätigkeiten zusammen, kann Gutmann von dieser Arbeit leben. Bei Wolfsburg ist er erst seit dieser Saison. Zuvor war er Individualtrainer für Fabio Immerthal, E-Sportler des VfL Wolfsburg, um ihn im Spiel, genauer gesagt im defensiven Spiel zu stärken. Nachdem dieser Spieler in das „Grand Final“ der virtuellen Bundesliga gekommen ist, hat sich Gutmann für den Job als Coach empfohlen. Seit dieser Saison trainiert er nun die ganze Mannschaft.
E-Sports als Teil der Liga
In der deutschen Bundesliga ist E-Sports seit dieser Saison Teil des Gesamtauftritts der Liga. Die Mannschaften der ersten und zweiten Bundesliga sind nämlich verpflichtet, ein E-Sports-Team für EA FC 24 zu stellen. Folglich gibt es mit der „Virtual Bundesliga“ auch einen Bewerb für diese Vereine. Jede Woche treffen die Mannschaften in den zwei Divisionen (Süd-Ost und Nord-West) aufeinander und spielen im „Best-of-3“-Format jede Woche um drei Punkte für die Tabelle und im Endeffekt um die Qualifikation für das „Grand Final“.
Welche Aufgabe hat nun ein E-Sports-Trainer in diesem Ablauf? Er bereitet die Spieler auf die kommenden Gegner vor. „Ich analysiere die Gegner und die eigenen Spieler, arbeite Anweisungen heraus und betreue die Spieler vor und nach dem Spiel“, sagt Gutmann. Zusätzlich gehören Trainings ebenfalls zur Tagesordnung. Ähnlich zum klassischen Fußball, nur eben digital. Das Spannende daran: Gutmann macht die meisten Vorbereitungen für die Ligaspiele in Graz. „Für die Matches versuche ich so oft wie möglich vor Ort in Wolfsburg zu sein. Obwohl man glaubt, dass bei uns alles online funktioniert, ist die Zwischenmenschlichkeit beim Spiel enorm wichtig“, sagt er. Im E-Sports-Bereich spielt die mentale Komponente nämlich eine große Rolle. Deswegen sei es wichtig, vor Ort die Spieler persönlich zu unterstützen und Ruhe auszustrahlen, so Gutmann.
Weiters selbst am „Feld“ aktiv
Obwohl er bei drei verschiedenen Stationen als Trainer tätig ist, sieht er sich selbst als „Spielertrainer“. Der 28-Jährige, der in Graz die HTL Bulme für Elektrotechnik besucht hat, tritt selbst bei Turnieren an - und das erfolgreich. Beispielsweise ist er beim Kleine Zeitung Gaming Cup Dritter geworden. „Für mich ist es wichtig, das Spiel selbst zu verstehen und zu wissen, was sich in jeder Version verändert. Es gibt ja in jedem Jahr ein neues Spiel“, erzählt er.
In dieser Saison befindet sich der VfL Wolfsburg auf dem 14. Platz in der Division Nord-West der virtuellen Bundesliga, was nicht die Erwartungen von Gutmann erfüllt: „Wenn man antritt, möchte man auch gewinnen“. Trotzdem stehen die Zeichen für die Playoffs gut, da die besten 14 jeder Division aufsteigen. Und auf dieses Ziel möchte man auch erreichen.