Die Kopfhörer sitzen fest, die Außenwelt blendet er aus. Philipp Gutmann hat nur Augen für die elf Spieler des SK Sturm Graz, die er mit seinem Controller auf dem Bildschirm steuert. Der Spielstand: 1:2. Gutmann schießt, 3:1. Grund zur Freude? Möglich, seine Gesichtszüge lassen es aber nicht erkennen. Keine Miene wird verzogen, der Fokus wird gehalten. „Mein Ziel ist es schon, das Turnier zu gewinnen“, erzählt Gutmann selbstbewusst. Schlussendlich geht es in seinem Spiel um den Sieg in der Gruppenphase im „Kleine Zeitung Gaming Cup“, dessen Finale am Samstag in der Helmut-List-Halle stattgefunden hat. Erstmals hat die Kleine Zeitung ein Gaming-Turnier mit dem Spiel EA FC 24 veranstaltet. EA FC 24 ist der neue Name der bekannten Fußballsimulation des Videospielherstellers EA, früher auch bekannt unter dem Namen FIFA.
Über 1000 Teilnehmer
Nachdem die österreichische eBundesliga nicht fortgesetzt wird, ist der „Kleine Zeitung Gaming Cup“ das derzeit größte EA FC 24 Turnier Österreichs. Über 1000 Gamerinnen und Gamer haben sich für den Cup angemeldet. Aus diesem großen Teilnehmerpool wurden in zwei online Qualifikationsturnieren die 32 Spielerinnen und Spieler ermittelt, die sich danach nochmals in einem Playoff gemessen haben. Die besten 16 versammelten sich fürs Finale am Samstag in der Helmut-List-Halle, um den Sieger des „Kleine Zeitung Gaming Cups“ zu küren, der von der Stadt Graz, der Plattform „die Industrie“ und Media Markt Seiersberg unterstützt wurde.
Durch das Ende der eBundesliga ist das Niveau des Cups sehr hoch. Unter den Teilnehmern sind eSports-Profis und unter anderem auch ehemalige Sieger der eBundesliga wie Fabio Özelt. Der Kärntner ist Österreichs erster Heeres-Esports-Profi und hat den letzten eBundesliga-Einzelbewerb gewonnen. Bei diesem Bewerb ist für ihn leider schon in der Gruppenphase Endstation. „Ich habe heute einfach keine gute Form gehabt“, erzählt er. Das Turnier findet er jedoch toll organisiert und meint: „Es braucht mehr Events, wie dieses hier in Österreich“.
Der Grazer Philipp Gutmann zählt im Alter von 28 Jahren hingegen schon zu den eSports-Urgesteinen in Österreich. Er war sechs Jahre lang der Kapitän der eSports-Mannschaft des SK Sturm Graz. Die Gruppenphase hat er als Erster mit zwei Siegen und einem Unentschieden beendet, nun geht die Reise für ihn in der KO-Runde weiter. Der Grazer, der auch Coach beim eSports-Team des VfL Wolfsburg in Deutschland ist, hat einen analytischen Zugang. „Ich möchte mich richtig reinfuchsen in das Spiel, es verstehen“, sagt er. Sein Schlüssel zum Erfolg: Volle Überzeugung, das Spiel gewinnen zu können.
Spiele gegen Influencer
Neben den Entscheidungsspielen im Gaming Cup gibt es auch sogenannte „Beat the Pro-Sessions“. Hier können alle Fußball-Begeisterten ihr EA FC 24-Können gegen Gaming-Influencer unter Beweis stellen. Einer davon ist Mirza Jahic. Der Niederösterreicher ist schon seit Jahren erfolgreicher Twitch-Streamer und FIFA-Pro-Gamer und begeistert von der Organisation. „Man sieht an den vielen Anmeldungen, dass die Leute noch immer gerne zocken und da ist es umso schöner, dass sie die Möglichkeit dafür mit diesem Turnier bekommen“, sagt Jahic.
Die Bildergalerie vom Finale zum Durchklicken
Nicht nur die Fußball-Videospiele begeistern Gaming-Fans auf der ganzen Welt. Videospiele haben in Österreich ihren Weg in die Gesellschaft gefunden. Laut einer Studie von A1 und Nielsen spielen 54 Prozent der Österreicherinnen und Österreich mindestens einmal in der Woche ein Computerspiel. Dem ist sich sogar der Grazer Jugendstadtrat Kurt Hohensinner bewusst: „Als leidenschaftlicher Fußballfan weiß ich, dass EA FC 24 nicht nur ein Spiel, sondern eine Leidenschaft ist, die verbindet. Der Gaming Cup ist eine tolle Gelegenheit für unsere Jugendlichen, um die eigenen Fähigkeiten zu zeigen.“
Auf der Bühne schwitzen in der Zwischenzeit schon die Finalisten. Gutmann gehörte nicht dazu, er sicherte sich den dritten Platz. Den Sieg und somit auch den Hauptpreis, eine Fußballreise zum FC Bayern München und eine Xbox Series S, sicherte sich Pawel Wrona mit einem 3:1-Sieg gegen seinen Zwillingsbruder Piotr.