Es gab in der Autobranche über Jahre ein metaphorisches Sprichwort: Leidet die europäische Autoindustrie in China an einem Schnupfen, dann bekommt Europas Autoindustrie eine Lungenentzündung. Soll heißen: Bricht der Autoabsatz in China ein, dann bekommen die europäischen Hersteller in ihren europäischen Hauptquartieren ein gewaltiges Problem. Weil über Jahre das Gros der Gewinne aus China kam und nicht aus Europa.
Die Situation spitzt sich seit Monaten zu. Porsche wechselte Top-Manager aus, weil man sich mit den Händlern vor Ort überworfen hatte und die Absätze einbrachen. Man ging auch bei Chinas Rabattschlacht nicht mit und wechselt inzwischen die Strategie – China ist wichtig, aber nicht mehr das gelobte Land.
Autoabsatz der Luxus-Europäer bricht ein
Der deutsche Autoproduzent Mercedes-Benz hat im dritten Quartal wegen schwacher Verkäufe von Luxusautos in China einen Gewinneinbruch erlitten. Das Betriebsergebnis (Ebit) sackte von Juli bis September gegenüber dem Vorjahreszeitraum um fast die Hälfte ab auf 2,5 Milliarden Euro, wie der Dax-Konzern am Freitag mitteilte. Im Kerngeschäft mit Pkw brach der bereinigte operative Gewinn noch stärker ein um 64 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Damit war die Rendite mit 4,7 Prozent nicht einmal halb so hoch wie vor Jahresfrist (12,4 Prozent). Das Unternehmen hatte wegen des sich abzeichnenden schwachen Quartalsergebnisses im September das Gewinnziel von Mercedes-Benz Cars für dieses Jahr erneut gesenkt. Die Rendite der Sparte wird noch auf 7,5 bis 8,5 Prozent taxiert nach 12,6 Prozent im vergangenen Jahr. Das konzernweite Betriebsergebnis soll 2024 um mehr als 15 Prozent schrumpfen nach knapp 20 Milliarden Euro im Vorjahr. Auch den Ausblick für den Umsatz passten die Schwaben nach unten an: Er soll nun leicht sinken statt das Vorjahresniveau zu erreichen.
Marktführer VW trifft erodierender Autoabsatz hart
Bei BMW sanken die Auslieferungen von Juli bis September gegenüber dem Vorjahreszeitraum fast um 30 Prozent auf knapp 148.000 Fahrzeuge. Volkswagen plant mit seinem Partner SAIC sogar eine Werksschließung in China und muss sich mit „Bad News“ herumschlagen, China hat einen VW-Top-Manager sogar des Landes verwiesen. Um den sinkenden Verkaufszahlen zu entkommen hat Volkswagen sogar eine eigene Marke für China gegründet. Denn das Geschäft läuft schlecht, man hat die Position als Marktführer eingebüßt.
Rabattschlacht, um Autoabsatz zu steigern
Der chinesische Markt lebt von einer Rabattschlacht. Die drohenden Strafzölle auf chinesische Autos könnten den Markt endgültig zum Kippen bringen. Chinas Antwort wird nicht nur die Automobilbranche treffen, auch wenn viele mit chinesischen Partnern vor Ort zusammenarbeiten und produzieren. Aber Marken wie Porsche könnten chinesische Strafzölle brutal treffen und das Geschäft weiter erodieren lassen. Dazu kommt die chinesische Drohung, andere europäische Produkte mit höheren Zöllen zu versehen – das würde ein breites Wirtschaftsfeld in der EU treffen.