Es ging Schlag auf Schlag. Montagabend: Der Verkauf des Südkorea-Standorts um 405 Millionen Euro wird fixiert. Dienstag: Der langjährige Vorstandschef Andreas Gerstenmayer gibt seinen Rücktritt bekannt. Donnerstag: Die Nachfolgersuche startet – und Peter Schneider übernimmt interimistisch die Funktion des Vorstandssprechers. Der steirische Leiterplattenhersteller AT&S hat turbulente Tage hinter sich. In ruhigem Fahrwasser befindet sich das – maßgeblich auch von Gerstenmayer zu einem globalen Technologieführer weiterentwickelte – Leobener Unternehmen schon länger nicht. Die hartnäckige Marktschwäche hat AT&S schwer zugesetzt und in die Verlustzone abrutschen lassen. Zudem soll das Verhältnis zwischen Aufsichtsratschef sowie Kernaktionär Hannes Androsch und Gerstenmayer zuletzt sehr belastet gewesen sein. Vor diesem Hintergrund kommt dem Interimschef ab 1. Oktober eine Schlüsselrolle zu.
Absolvent der TU Wien
Der 53-jährige Peter Schneider dockte nach Stationen bei Wacker Chemie, wo er sich vom Anwendungstechniker zum Vizepräsidenten des Bereichs „Construction Polymers“ hochgearbeitet hatte und bei der Mayr-Melnhof Karton AG, im September 2020 bei AT&S an. Seit Juni 2021 ist er Vorstand, im Herbst 2022 wurde er auch zum stellvertretenden Vorstandschef bestellt. Schneider hat an der TU Wien Studien für Industrielle Betriebswirtschaftslehre sowie Technische Chemie abgeschlossen.
Sein Vater Wilhelm Schneider ist renommierter und vielfach prämierter (emeritierter) Professor am Institut für Thermodynamik an der TU Wien – mit Androsch verbinden ihn enge Bande. Die beiden, jeweils Jahrgang 1938, sind gebürtige Floridsdorfer, waren Klassenkameraden, maturierten gemeinsam – und sie sind verschwägert, nachdem Wilhelm Schneider Androschs Schwester Sonja geheiratet hatte. Androsch ist damit auch der Onkel von Neo-AT&S-Interimschef Peter Schneider.