Frustriert, enttäuscht, verzweifelt: Seit fünf Jahren sucht Lukas Reinisch aus St. Stefan ob Stainz bereits eine Lehrstelle. Geklappt hat es bis dato noch nie. Der mittlerweile 23-Jährige hat das Asperger-Syndrom, eine Form von Autismus.
Und genau das schreckt, so vermutet die Familie, viele Unternehmen ab. Der Weststeirer habe bereits Hunderte an Bewerbungen verschickt. Ab und zu werde er daraufhin zu einem Gesprächstermin eingeladen, kurze Zeit später folge die Absage. „Keine Ressourcen oder man habe sich für jemand anderen entschieden“, heißt es etwa.
Praktika absolviert
Lukas Reinisch hat zudem einige Praktika in verschiedenen Berufssparten absolviert. Doch auch daraus ergab sich keine Lehrstelle. Sämtliche Unterstützung vom Arbeitsmarktservice und anderen Organisationen nehme er regelmäßig wahr. Ohne Erfolg. „Immer, wenn ich fragte, ob alles gepasst hat, hat man zugestimmt. Irgendetwas muss aber nicht gepasst haben, sonst hätten sie mich dann nicht abgelehnt. Die Leute wollen meine Gefühle nicht verletzen und sind nicht ehrlich, das ist das Schlimmste“, sagt der 23-Jährige.
Diese Vermutung teilen seine Eltern Dagmar und Franz Reinisch. Es sei eine Katastrophe. „Er verliert seinen Selbstwert, weil er nicht weiß, was er falsch gemacht hat“, zeigt sein Vater auf. Weil Lukas Asperger hat, glauben wohl einige, sie können nicht ehrlich zu ihm sein, ist er sich sicher.
Lehrstelle im IT-Bereich oder Büro
Ihr Sohn brauche klare Angaben, dann funktioniere alles ohne Probleme, erklärt Dagmar Reinisch. Der 23-Jährige nehme keine Medikamente und habe einen Führerschein. Am liebsten möchte er eine Lehrstelle im IT-Bereich oder im Büro ergreifen. „Große Menschenmengen sind nicht so meins. Ich brauche auch etwas, wo ich geistig gefordert bin“, sagt Lukas Reinisch.
Die Eltern wandten sich mit der Bitte um Unterstützung an die Politik. So auch an Bürgermeister Stephan Oswald. „Ich habe bei meiner ehemaligen Firma angefragt, da hat sich wohl nichts ergeben. Das ist ein Jahr her, seitdem habe ich von der Familie nichts mehr gehört“, sagt er. Landtagsabgeordnete Bernadette Kerschler betont auf Nachfrage der Kleinen Zeitung, dass sich die Familie „jederzeit und unbedingt“ noch einmal bei ihr melden kann.
An jedem Tag, der ohne eine Zusage auf eine Lehrstelle verstreicht, wächst die Frustration der Familie. „Ich bin 56, mein Mann 65. Wir werden nicht ewig leben, wenn uns etwas passiert, steht unser Kind alleine da“, sorgt sich Dagmar Reinisch. Für den Anfang sei auch eine Arbeitsstelle mit Aussicht auf eine Lehrstelle eine Möglichkeit. „Ich will einfach nicht mehr angelogen werden und eine echte Chance, einen Beruf zu erlernen“, sagt der 23-Jährige.