In 578 Tagen geht ein Jahrhundertprojekt in Betrieb: die Koralmbahn. 27 Jahre Bauzeit, 130 Kilometer Gesamtlänge, knapp 33 Kilometer davon Koralmtunnel – der sechstlängste Eisenbahntunnel der Welt – und eine Fahrtzeit zwischen Graz und Klagenfurt von 45 Minuten. Kosten: 6,1 Milliarden Euro.

Mit diesen Kennzahlen eröffnete Kleine Zeitung-Redakteur Robert Lenhard am Mittwochabend die Podiumsdiskussion „Alles auf Schiene: So fährt die Südweststeiermark mit der Koralmbahn“ in der Stadtgalerie von Deutschlandsberg. Neben den rund 50 Zuhörerinnen und Zuhörern konnte er am Podium Herbert Germuth, Vorstandsvorsitzender des Tourismusverbandes Südsteiermark, Josef Wallner, Bürgermeister der Bezirkshauptstadt, und Manfred Kainz, Regionalstellenobmann der Wirtschaftskammer in Deutschlandsberg, begrüßen.

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Von Sehnsuchtsfantasie und Grenzlandbezirk

„Wie wird sich das Leben mit der Koralmbahn verändern?“, will Lenhard gleich zu Beginn vom Bürgermeister wissen. Maßgeblich, ist sich dieser sicher. „Es hoffen viele, dass man dann schnell auf einen Kaffee am Wörthersee fahren kann. Eine amüsante Sehnsuchtsfantasie. Was uns aber bewusst sein muss, ist, dass wir dann kein Grenzlandbezirk mehr sind und in einer anderen Liga spielen“, zeigt Wallner auf. Wenn etwas nicht funktioniere, gebe es die Ausrede „Grenzlandbezirk“ nicht mehr. Es werde etwa eine Beweglichkeit der Arbeitskräfte und Studenten auf beiden Seiten geben. Ein interessanter Wettbewerb wird entstehen, dem man sich stellen muss.

Ins selbe Horn stößt Manfred Kainz. „Parteiübergreifend hat der Bezirk Deutschlandsberg für den Koralmtunnel gekämpft und die Basis gelegt. Die neue Agglomeration müssen wir mit gegenseitigem Austausch nützen“, sagt der Regionalobmann der Wirtschaftskammer Deutschlandsberg.

Stichwort Area Süd: „Wie profitiert die Region von dem neu gegründeten zweitgrößten Wirtschaftsraum Österreichs?“, will Lenhard wissen. Kärnten und Steiermark wollen künftig gemeinsam auftreten. „Deutschlandsberg und Wolfsberg sind nicht mehr am Rand, wir rücken ins Zentrum“, erklärt Kainz. Zudem hoffe man auf eine Ansiedlung der Industrie im Umkreis der Bahn. Keinen Wildwuchs, sondern gelenkt, wie Bürgermeister Wallner betont. Auch die Grundstückspreise sollen nicht in die Höhe schnellen.

„Große Neubau-Offensiven wird es nicht geben. Deutschlandsberg wird leistbar bleiben“, findet er klare Worte. Die Sorge einiger Zuhörer, ob der Zug in Deutschlandsberg auch regelmäßig halte, wischt Wallner mit dem Verweis auf den im Publikum sitzenden Peter Kronberger von der GKB sofort weg. „Die GKB wird stündlich in beide Richtungen halten, auch in der Früh und am Abend“, sagt Kronberger. Privatbahnen sollen laut Wallner zudem halbstündlich halten.

Touristisch gesehen wird der öffentliche Verkehr laut Germuth immer wichtiger. Er bezeichnet den künftigen Bahnhof Weststeiermark als Glücksfall. „Ziel muss es aber sein, mit einem Ticket von Wien bis zu einem Ausflugsziel in der Region zu kommen“, sagt er.

Wichtig sei zudem gerade eine durchgängige Taktung der öffentlichen Verkehrsmittel an Wochenenden und Feiertagen, an denen viele Gäste unterwegs sind. „Wie will man dafür sorgen, dass mehr Touristen von Kärnten zu uns kommen und nicht umgekehrt?“, fragt der Kleine Zeitung-Redakteur. Wichtig ist laut dem Touristiker ein Miteinander mit den Kärntner Kollegen und keine Konkurrenz. „Wir werden uns laufend austauschen. So wie Weststeirer auf einen Kaffee zum Wörthersee wollen, kommen vielleicht Kärntner auf eine Schilcher-Mischung zu uns“, erklärt er mit einem Schmunzeln.