Das Auto hat zwar steirische Gene, weil es von Magna und AVL List mitentwickelt wurde, gebaut wird die hierzulande beinahe unbekannte Marke „Vinfast“ jedoch in Südostasien. Dort nennt man ihn auch den „BMW von Vietnam“. In Europa ist man derzeit erst in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden vertreten. Dennoch kommen die Fahrzeuge jetzt einmal in die Steiermark und zwar ausgerechnet ins obersteirische Neuberg.
So lautet zumindest der Plan von Vinfast, das in der Gemeinde ein 30.000 Quadratmeter großes Industriegrundstück angemietet hat. Der Autobauer will dort ein Auslieferungslager für 1200 E-Fahrzeuge errichten – erste Arbeiten wurden bereits erledigt. Die Fläche, die nicht versiegelt wird, hat man als Stellplatz aufbereitet, umzäunt und mit Wärmebildkameras ausgestattet. Bei der Bezirkshauptmannschaft läuft derzeit das Verfahren für eine Betriebsstättengenehmigung.
Am Mittwoch stellten sich die Verantwortlichen des Projektes bei einer Bürgerversammlung den Fragen der Bevölkerung. Unter den rund 200 Besuchern gab es auch heftigen Widerstand. Tenor: „Wir sind eine Naturparkgemeinde, dieses Autolager passt da nicht her.“ „Was führt man da die Autos in den letzten Winkel herein und erklärt uns, was das für Wertschöpfung bringt? Wir sind ja nicht deppert“, so eine Wortmeldung.
Mit Hyoh-Seun Yu war gleich der für Europa zuständige Logistik- und Planungsdirektor von Vinfast samt mehreren anderen Entscheidungsträgern nach Neuberg gekommen. Der in Deutschland wohnhafte Manager und seine Bereichsleiter versuchten zu kalmieren. Grundsätzliche Ansage: „Wir halten uns an alle Auflagen und gehen den offiziellen Weg.“ Außerdem wich man kritischen Fragen nicht aus.
Die Fläche im Video:
Großes Industriegrundstück
Warum man genau in Neuberg gelandet ist, wird so erklärt: Die Autos, die im slowenischen Hafen Koper in Europa ankommen, müssen ohnehin durch Österreich geführt werden. „Wir haben auch in Slowenien und an anderen Orten in Österreich gesucht. Flächen gibt es viele, aber nicht so viele mit der richtigen Widmung und einer Erweiterungsmöglichkeit“, heißt es. Der private Vermieter des Industriegrundstückes, auf dem früher lange ein Sägewerk stand, sei außerdem in der Automobilbranche kein Unbekannter.
Bis ins Detail legte man die Logistik dar: Täglich sind höchstens 13 Lkw-Fahrten zur An- und 15 zur Abholung vorgesehen. All das findet zwischen 7 und spätestens 17 Uhr statt, nur ganz vereinzelt auch samstags. Gefahren werde in der Praxis deutlich weniger. „Das sind die Höchstzahlen, die wir bei der Behörde eingereicht haben.“
Positive Stimmen
Bei der Bürgerversammlung gab es auch positive Stimmen zu dem Projekt: „Man soll nicht alles abdrehen und skeptisch sein“, meint etwa ein Mann in den Fünfzigern. Bürgermeister Peter Tautscher gibt auch zu bedenken: „Seit Jahren liegt das Grundstück brach, es war klar, dass der Eigentümer einmal etwas machen will damit. Es gibt andere Projekte, die uns mehr treffen würden, etwa eine Deponie.“ Solange alle Auflagen eingehalten würden, sei die Sache zu akzeptieren. Immerhin: Die Gemeinde erhält auch Kommunalsteuern und es werden vorerst vier Mitarbeiter eingestellt.
Ein Umstand, auf den auch der blaue Nationalratsabgeordnete Hannes Amesbauer hinwies, der nur 200 Meter von der Lagerfläche entfernt wohnt: „Auch wenn es nur wenige Arbeitsplätze sind, aber es tut sich etwas. Ich glaube, wir können uns entspannen.“ Er habe sich noch keine abschließende Meinung zu dem Projekt gebildet, aber man könne auf die behördlichen Verfahren vertrauen.