Magna-Manager Kurt Bachmaier (links) mit Vinfast-CEO James Benjamin Deluca
Magna-Manager Kurt Bachmaier (links) mit Vinfast-CEO James Benjamin Deluca © Adolf Winkler

Kaum ein Durchkommen im schwülen Monsunregen in der Acht-Millionen-Hauptstadt Hanoi. Hier und im noch viel stärker pulsierenden Saigon werden sich durch das Mopedgewühl schon bald die ersten in Vietnam selbst erzeugten Autos durchschlängeln. Ab Juni werden die ersten Fahrzeuge von VinFast vom Band laufen. Entwickelt wurden die ersten beiden Modelle mit BMW-Lizenz von Magna in Graz, die Motoren von den Spezialisten von AVL List. „Wir planen eine mögliche Jahresproduktion von 200.000 Fahrzeugen“, So VinFast-CEO Jams Benjamin Deluca zur Kleinen Zeitung. „Die Zusammenarbeit mit Magna ist phänomenal und mehr als eine Partnerschaft. In zwei Jahren gemeinsamer Entwicklungsarbeit sind wir wie eine Familie geworden. Wir haben das Unmögliche wirklich gemacht.“ Magna-Manager Kurt Bachmaier freut sich „über eine grandiose gemeinsame Arbeit und ein Auftragsvolumen von bereits bisher über 100 Millionen Euro.“ Doch das sei erst der Anfang, das weitere Potenzial sei groß.

„Guter Freund Kurz“

Für WKO-Präsident Harald Mahrer ist die Zusammenarbeit von VinFast, Magna und AVL „ein Rolemodel, wie wir erfolgreich Knowhow exportieren“ sowie für Österreichs Chancen in Vietnam. „Wir werden günstige Bedingungen bieten“, sagt beim treffen Regierungschef Nguyen XuanPhuk, der im Regierungsgebäude unter einem Bild von Ho Chi Minh und Vietnams roter Staatsfahne mit gelbem Stern Platz genommen hat und zuerst warmherzige sozialistische Grüße an Sebastian Kurz richtet: „Ich freue mich, dass Österreich einen so jungen, dynamischen Regierungschef hat. Er ist ein wirklich guter Freund.“

Harald Mahrer mit Regierungschef Nguyen Xuan Phuk
Harald Mahrer mit Regierungschef Nguyen Xuan Phuk © Adolf Winkler

Im Oktober hatte Vietnams Ministerpräsident den Bundeskanzler in Österreich besucht, nun eröffnet wie vereinbart WKO-Präsident Harald Mahrer ein Außenwirtschaftscenter in Ho Chi Minh City (Saigon). „Über das vertrauensvolle Geschäft verbessern sich die Lebensumstände der Menschen“, sieht Mahrer den Handel auch als pragmatische Brücke zu Vietnams Einparteien-Regime. „Wir haben gute politische Beziehungen, aber unser Handel hat Luft nach oben. Wir sind ein großer Markt mit 100 Millionen Menschen“, lädt der Premierminister österreichische Unternehmen zu Direktinvestments und Warenaustausch ein. Vietnam lieferte 2018 Waren für 820 Millionen Euro nach Österreich, umgekehrt liefen Exporte nur für rund 225 Millionen Euro nach Vietnam.

Freihandelsabkommen

„Jetzt ist die beste Gelegenheit“, begrüßt Nguyen Xuan Phuk die Eröffnung des Aussenhandelscenters der WKO in Ho-Chi-Minh-City ebenso wie das Freihandelsabkommen, das die EU noch im Mai mit Vietnam abschließen will. „Damit fallen 99 Prozent der Zölle in Vietnam weg. Ich bin zuversichtlich, dass die EU, befreit vom Brexit-Druck, das Freihandelsabkommen nun rasch zustandebringt“, so Mahrer. „40 Prozent der Bevölkerung Vietnams sind unter 35 Jahren und man investiert viel in Bildung. Das Internet ist anders als in China nicht staatlich kontrolliert sondern transparent“, sieht er hohes Potenzial für österreichische Unternehmen, von Infrastruktur bis Maschinenbau, von Spitals- bis Forsttechnik. „Betriebe wie Andritz, Swarovsky, Frequentis sind hier gut angeschrieben“, bestätigt Botschafter Thomas Schuller-Götzburg, der auch „nicht von Diktatur, sondern von Ein-Parteien-Regime“ sprechen will, „das aber total auf Öffnung ausgerichtet ist. Hier herrscht Pragmatismus vor.“

Lob von Trump im Handelskrieg

Die von zahlreichen Unternehmern begleitete Wirtschaftsmission nach Vietnam ist vor dem zugleich eskalierenden Handelskonflikt zwischen den USA und China besonders spannend. Am Montag hatte US-Präsident Donald Trump zu den gegenseitig Zollbarrieren erklärt, Unternehmen sollten in Vietnam produzieren, dann würden sie nicht von US-Zöllen betroffen sein. Auf die Frage der Kleinen Zeitung, ob Vietnam zum Gewinner des Handelskrieges werden könnte, meinte Regierungschef Nguyen Xuan Phuk: „Ein Handelskrieg zwischen Großmächten bekommt niemandem gut. Ich hoffe umso mehr, dass das Freihandelsabkommen mit den EU am 28. Mai beschlossen wird. Es wäre das richtige Zeichen.“

Vietnams reichster Mann

Private Investments in Vietnam sind bis zu 100 Prozent möglich. Auch hinter VinFast steht mit Vingroup ein privater Konzern, den Vietnams reichster Mann Pham Nhat Vuong aufgebaut hat. Sein Vermögen begründete er einst in der Ukraine mit Instantnudeln, heute ist Vingroup mit 16 Milliarden Dollar Marktkapitalisierung das größte Unternehmen Vietnams, auch mit riesigen Immobilienanlagen und sogar eine Cambridge Privatschule. Die VinFast-Autos werden in einem eigens dafür errichteten, 335 Hektar großen Werk in Hai Phong in Nordvietnam hergestellt, was einer anfänglichen Investition von 1,5 Milliarden US-Dollar entspricht.