Vehement widerspricht Uwe Bauer-Schartner der Behauptung, er habe für die Übernahme der Praxis in Radmer eine Anschubfinanzierung von 70.000 Euro erhalten. Das stellte Andrea Fuchsbichler, Präsidentin der steirischen Apothekerkammer, in den Raum. „Ich habe 10.000 Euro von der ÖGK und dem Gesundheitsfonds erhalten, um die Praxis zu sanieren und auszustatten. Das ist aber nur ein Teil dessen, was ich insgesamt investiere, um alles auf den heutigen Stand der Dinge zu bringen“, betont Bauer-Schartner.
Nachdem in Radmer lange kein Nachfolger für den langjährigen Arzt Josef Bernd Lamprecht gefunden werden konnte, trat die ÖGK an Bauer-Schartner heran, ob er sich vorstellen könne, neben seiner Praxis und dem Gesundheitszentrum in Eisenerz, auch Radmer medizinisch zu versorgen. „Ich habe lange überlegt, aber es geht mir um die Leute dort. Das ist nicht einfach so dahergesagt, das meine ich aus tiefster Überzeugung. Deshalb habe ich zugesagt“, erklärt Bauer-Schartner zum wiederholten Mal.
Praxis muss wirtschaftlich sein
Völlig klar sei auch gewesen, dass er damit auch die Hausapotheke, die bisher jeder Arzt in Radmer dabeigehabt hatte, weiterführen könne. „Dann rechnet sich die Praxis auch. Denn eines ist auch klar, ich bin Arzt und auch Unternehmer. Ich bekomme zwar das Gehalt meiner Mitarbeiterin gefördert, aber dieses Geld geht 1:1 in die Kosten meiner Vertretung in Eisenerz. Auch fahren wir, meine Frau und ich, nach Radmer. Das kostet ja auch Geld, das ich verdienen muss“, erzählt der Arzt. Dankbar sei er der Gemeinde Radmer, dass er keine Miete für die Praxisräumlichkeiten bezahlen müsse, aber „Strom, Betriebskosten, Heizung sind natürlich zu bezahlen. Das muss auch verdient werden.“
Es sei schon komisch, dass unterschwellig von einigen Seiten komme, dass er an der Praxis verdienen wolle. „Aber es ist doch völlig klar, dass ich auch wirtschaftlich denken muss. Mit der Hausapotheke ginge sich alles wunderbar aus. Ohne eine solche, weiß ich nicht, wie lange ich Radmer wirtschaftlich halten kann. Das muss man klar sagen“, bemerkt Bauer-Schartner.
Filialapotheke und dislozierte Abgabestelle
Dass es nicht klar ist, ob er in Radmer eine Hausapotheke betreiben darf, hängt von einem Bewilligungsansuchen der Eisenerzer Apothekerin Gertrude Schnabl zusammen. Sie hat, nachdem der frühere Arzt in den Ruhestand getreten war, um eine Filialapotheke in Radmer und eine dislozierte Abgabestelle in Hieflau bei der Behörde angesucht. „Der Antrag von Frau Schnabl wurde erst Ende September eingebracht, zwei Tage bevor ich offiziell die Praxis mit 1. Oktober übernommen habe“, betont Bauer-Schartner. Er glaube, dass Radmer nur ein Nebenschauplatz sei, weil Hieflau und das Einzugsgebiet für eine Apotheke viel interessanter sei.
Apothekerkammer sei gegen Hausapotheken
Und eines bringt der Arzt auch zur Sprache: „Radmer kann für einen Arzt nur mit einer Hausapotheke funktionieren. Wenn ich aber einmal weg sein sollte, ist die Stelle in Radmer dauerhaft beschädigt, und es wird sich niemand finden, der die Praxis übernimmt. Dann hat man zwar eine Filialapotheke, aber keinen Arzt im Ort, der helfen kann.“
Für Bezirksärztesprecher Richard Schmatz, der selbst in St. Stefan eine Allgemeinpraxis betreibt, ist in Wahrheit die Apothekerkammer selbst die treibende Kraft hinter der Hausapotheken-Diskussion. „Solche Apotheken bei Praxen sind der Kammer schon lange ein Dorn im Auge“, bemerkt er. Auch er sieht die Wirtschaftlichkeit der Praxis in Radmer nicht gegeben, wenn die Hausapotheke nicht bewilligt werde.