Das Wetter zum Auftakt des Klanglichts 2024 hätte für das diesjährige Festival-Motto „Träume“ nicht passender sein können. Ein fast lauer, leicht nebeliger Herbstabend lud am Donnerstag zum Erkunden der insgesamt 24 Installationen an 17 Standorten in der Grazer Innenstadt ein, von denen 13 nicht einmal eine Eintrittskarte benötigten. Das heurige, für ein abendliches Licht- und Klangkunstfestival recht naheliegende Motto fiel Klanglicht-Kuratorin Birgit Lill-Schnabl ein, als sie vor einigen Jahren auf der Art Basel die sich mit der ersten Traumphase beim Einschlafen beschäftigende, titellose „Fragen Projektion“ entdeckte und beschloss, die inzwischen in einer Privatsammlung befindliche Installation zum Klanglicht nach Graz zu holen.

Dieses Werk – eines jener Indoor-Kunstwerke, für die der heuer auf 19 Euro erhöhte Festivalpass erforderlich ist – bietet sich als besinnlicher Startpunkt für den Klanglicht-Rundgang an. Auf die Wände der Bühne des Next Liberty projizieren die Schweizer Künstler Peter Fischli und David Weiss einen Wust von Fragen, die uns Menschen beim Einschlafen durch den Kopf gehen, scheinbar Sinnloses, Banales, oder auch Tiefschürfendes. Wesentlich bunter und knalliger bespielen gegenüber die heimischen Klanglicht-Vertreter von OchoReSotto wie gehabt die Fassade des Opernhauses. Von diesem Blickfang geht es weiter in die Stadtpfarrkirche, wo der weltweit erfolgreiche britische Installationskünstler Luke Jerram einen riesigen, aus hochauflösenden NASA-Satellitenbildern zusammengesetzten Mond in das Kirchenschiff gehängt hat. Trotz apokalyptischer Klangkulisse und des regen Besucherstroms nützen einige Menschen die Szenerie zur Andacht.

Wahlweise über das Joanneumsviertel, wo sich Detlef Hartung und Georg Trenz an der Fassade der Neuen Galerie zu Klängen von Seppo Gründler die Frage stellen, ob die An- oder Abwesenheit von Vernunft „Ungeheuer“ erschafft, oder über die visualisierten Orgelkonzerte im Dom empfiehlt sich der Weg auf den Schloßberg, wo der Uhrturm diesmal in ruhige Klänge und die hypnotischen Zeit-und-Raum-Lichtspiele des französischen Medienkünstlers Yann Nguema getaucht ist. In den Kasematten ist dann wieder der Festivalpass gefragt. Hier lässt der Niederländer Boris Acket in „Einder“ die Grenze zwischen Himmel und Erde, zwischen Traum und Realität verschwimmen. Auch diese Installation ist kontemplativ, wie das Meiste beim diesjährigen Klanglicht. Auf dem Weg zurück in die Stadt bietet sich der Gang durch das Grazmuseum und die Stallbastei an, wo das albanisch-italienische Duo Ana Shametaj und Giuditta Vendrame ihr planetarisch-unterweltliches, in Orange getauchtes „Sot Glas“ eingerichtet haben.

Im Video: Klanglicht 2024 - Das Kunstfestival der Bühnen Graz

Und schon sind über zwei Stunden um und man hat noch lange nicht alles gesehen. Das Klanglicht ist noch an zwei Abenden, Freitag und Samstag, von 18 bis 23 Uhr angeknipst.