Das Traumhafte mutete den oftmals spektakulären Installationen des Festivals Klanglicht der Grazer Bühnen seit seiner ersten Ausgabe vor neun Jahren an. Für dieses Mal haben Bühnen-Geschäftsführer Bernhard Rinner und Chefkuratorin Birgit Lill-Schnabl die „Träume“ ohne Umschweife direkt zum Festivalmotto erkoren. Von morgen bis Samstag kann sich das Publikum, an 17 verschiedenen Orten der Grazer Innenstadt jeweils von 18 bis 23 Uhr in insgesamt 24 verschiedene Traumwelten entführen lassen. Erstmals bespielt werden der Grazer Dom, wo es ganz besondere Orgelkonzerte mit visuellen Improvisationen des Lichtkünstlers Laurenz Theinert zu erleben geben wird, und das Joanneumsviertel. Hier steht „Ungeheuer“-liches des bereits Klanglicht-erprobten Künstlerduos Hartung und Trenz auf dem Festivalfahrplan.
Das diesjährige Festivalmotto ist einer legendären Arbeit der Schweizer Medienkünstler Peter Fischli und David Weiss, geschuldet, die Kuratorin Lill-Schnabl nach mehrjähriger Vorbereitung und erstmals in digitalisierter Version nach Graz geholt hat. Das eigentlich titellose Werk „Fragen Projektion“ des Duos gewann 2003 den Goldenen Löwen bei der Biennale in Venedig und simuliert jene Flut an ungeordneten, oft unbeantwortbaren Fragen, die Menschen vor dem Augenblick des Einschlafens durch den Kopf gehen. Zu sehen wird die Installation, auf die Lill seinerzeit auf der internationalen Kunstmesse Art Basel aufmerksam geworden war, und die im Eigentum eines privaten Sammlers steht, im Next Liberty.
Mit der REM-Phase des menschlichen Schlafes wiederum beschäftigt sich ein Werk der Kölner Künstlerin Gudrun Barenbrock im Schauspielhaus, das für Kuratorin Lill-Schnabl ebenso zu den Highlights des diesjährigen Festivals zählt wie die Bespielung des Uhrturms durch den französischen Digitalkünstler Yann Nguema. Unter dem Titel „Reverse“ kann sich das Publikum eine traumhafte Dekonstruktion der Architektur des Grazer Wahrzeichens erwarten.
Die beiden letzteren übrigens, wie schon bisher immer bei den meisten Klanglicht-Veranstaltungen üblich, bei freiem Eintritt.
Für den Zugang zu den visuell erweiterten Orgelkonzerten im Dom benötigt man Zählkarten, für das Erleben der Installationen in den Kasematten, im Dom im Berg, im Schauspielhaus und im Next Liberty einen Festivalpass zum Vollpreis von 19 Euro. Es gibt eine Reihe von Ermäßigungen.
Die Höhe der Gesamtkosten des Festivals werden von den Veranstaltern seit jeher nicht kommuniziert. Rund die Hälfte der Aufwendungen für das Festival wird aus fixen Sponsorquellen und eine Förderung des Bundes bestritten. Der Rest kommt von Projektsponsoren und zu einem „kleinen, aber schönen“ (Lill-Schnabl) Teil aus den Kartenverkäufen. Vergangenes Jahr verzeichnete Klanglicht laut einer von der Graz Tourismus durchgeführten Mobiltelefon-Bewegungsdatenerhebung rund 100.500 Besucher – eine adäquate Zahl mit der man durchwegs zufrieden sei, so Lill-Schnabl. Ähnlich viele werden es wohl auch diesmal sein.
Andreas Stangl