Die Stadt Graz hat nun auch offiziell den Traum der beiden Fußballvereine platzen lassen: Es wird kein zweites Stadion gebaut, Sturm und GAK werden sich das bestehende in Liebenau auch in Zukunft als gemeinsame Heimstätte teilen. Aber es soll ein völlig anderes Stadion sein, das dann in Liebenau stehen wird: Die Merkur Arena wird massiv aus- und umgebaut. Das hat die Rathaus-Koalition aus KPÖ, Grünen und SPÖ am Montag bekannt gegeben.
Ein zentraler Punkt dabei ist die Kapazität: Hängt aktuell bei 15.300 Fans das Ausverkauft-Schild, will man künftig mehr als 20.000 Leuten Platz bieten, im Idealfall sogar 23.000. Jedenfalls sollen es mehr als im neuen Stadion in Linz sein. Denn auch das ist erklärtes Ziel: Im dann neuen Liebenauer Stadion sollen David Alaba und Christopher Baumgartner auflaufen, entweder im Österreich-Dress im Rahmen eines Länderspiels, die derzeit oft in Linz ausgetragen werden; oder im Real Madrid- oder Leipzig-Leibchen, wenn sie für ein Duell in der Champions League an die Mur reisen. Derzeit muss Sturm ja nach Klagenfurt ausweichen, um seine Heimspiele in der Königsklasse austragen zu können.
Kommentar von Gerald Winter-Pölsler
Wie man mehr Fans in Liebenau unterbringen will
Diese Erweiterung kann durch ein Tieferlegen des Rasens gelingen, auch steilere Tribünen sind ein Thema, sogar Überbauung von Nachbargrundstücken steht im Raum.
Punkt zwei: Außendarstellung. Das Stadion soll eine „moderne Fassadenbeleuchtung“ bekommen, die flexibel umgestellt werden kann, je nachdem, ob die Roten oder die Schwoazn gerade ein Heimspiel austragen. „Branding auf Knopfdruck“, nennt es die Rathaus-Koalition.
VIP-Klub soll auf 2000 Gäste erweitert werden
Punkt drei: Der VIP-Klub soll ebenfalls erweitert werden, Skyboxen und Logen inklusive. Die Pläne dafür liegen schon seit Jahren vor, im Rahmen der Stadionerweiterung soll das ebenfalls kommen. Künftig sollen demnach bis 2000 VIPs betreut werden können – für die Vereine ein zentraler wirtschaftlicher Baustein.
Dazu sollen im neuen Stadion auch die Spieler- und Betreuerbereiche, sowie jene für Medien und Uefa-Offizielle erweitert werden und einige weitere, im Verhältnis kleinere Bereiche modernisiert werden. In Wahrheit bliebe vom derzeitigen Stadion nur die Hülle, der Rest würde quasi neu gebaut.
Machbarkeitsstudie um 270.000 Euro bis Mitte 2025
Das ist zumindest die Wunschliste, die die Stadt Graz gemeinsam mit den Vereinen über den Sommer erarbeitet hat. Welche dieser Wünsche technisch und rechtlich umsetzbar sind, wird nun in einer Machbarkeitsstudie geklärt. Sie soll bis Mitte 2025 vorliegen, erst dann kann eine Planung für ein konkretes Projekt erfolgen. Diese Studie wird am 17. Oktober im Grazer Gemeinderat beauftragt und wird 270.000 Euro kosten.
So optimistisch das alles klingt, es lauern noch einige Hürden auf dem Weg. Das beginnt bei der Finanzierung. Auf eine Summe will sich derzeit niemand festlegen, weil es noch kein konkretes Projekt gibt. Kolportiert werden Zahlen zwischen 45 und 100 Millionen Euro. Weder das eine noch das andere kann die Stadt selbst finanzieren. Gespräche mit dem Land soll es dann geben, wenn die Machbarkeitsstudie vorliegt. Von Landesseite hört man, dass man nicht nur als Zahler auftreten, sondern auch entsprechend der Finanzhöhe mitreden wird wollen.
Licht, Lärm und Verkehr als mögliche Hürden
Zweite potenzielle Hürde: Lärm und Licht. „Notwendige Gutachten zu Lärm- und Lichtemissionen werden angefertigt, um sicherzustellen, dass alle Umweltauflagen erfüllt werden“, heißt es seitens der Stadt. Ziel ist es, den Ausbau so zu bewerkstelligen, dass man mit den bestehenden Genehmigungen das Auslangen findet und keine neue Umweltverträglichkeitsprüfung braucht. Das würde den Zeitplan um Jahre verzögern.
Hürde Nummer drei: der Verkehr. Mehr Leute bedeuten mehr Verkehr und schon jetzt ist es an Spieltagen rund ums Stadion oftmals mühsam, nicht nur, aber auch für Anrainer. Daher braucht es auch ein neues Verkehrskonzept, um die An- und Abreise der Fans „optimal zu gestalten“, wie es heißt.