Es ist also offiziell. Die Frage, ob Graz ein zweites Fußballstadion bekommen soll, ist beantwortet, und zwar mit einem Nein. Stattdessen will die Stadt gemeinsam mit den Vereinen das bestehende Stadion so ausbauen, dass dort künftig wieder Champions League-Spiele sowie Länderspiele ausgetragen werden können. Das gab die Koalition aus KPÖ, Grünen und SPÖ am Montagmittag per Aussendung bekannt.
Die Eckpunkte für den geplanten Ausbau: Anstatt der aktuell 15.300 Plätze soll es mehr als 20.000 Zuschauer fassen, der VIP-Bereich inklusive Skyboxen und Logen soll auf bis zu 2000 Plätze erweitert werden. Auf die Sicherheitsinfrastruktur wird ein besonderes Augenmerk gelegt, genauso wie auf die Verpflegungs- und Verkaufsstände. Darüber hinaus bekommen beide Vereine Büroräumlichkeiten, auch Räume für Uefa-Offizielle und jene für die Dopingkontrollen werden erweitert, Spieler und Betreuer sowie Medien (zentral für die Uefa) sollen ebenfalls mehr Platz finden.
Kommentar von Gerald Winter-Pölsler
Eine Heimstätte für Sturm und GAK: Branding auf Knopfdruck
Wichtig für die Vereine, die sich damit ja weiterhin ein Stadion als Heimstätte teilen: Eine moderne Fassadenbeleuchtung soll es ermöglichen, die Außendarstellung des Stadions flexibel an die Farben und Logos der beiden Vereine anzupassen. „Branding auf Knopfdruck“, heißt es seitens der Koalition.
Der weitere Fahrplan: Am 17. Oktober wird dem Grazer Gemeinderat eine umfassende Prüfung und Machbarkeitsstudie vorgelegt, wie die erwähnten Ziele auch umgesetzt werden können. Mit einem Grundsatzbeschluss soll der Bestand noch einmal auf Herz und Nieren geprüft werden, allen voran die Statik, der Brandschutz und die Stadiontechnik. Dann folgen Detailplanungen und die Prüfung, wie der Aus- und Umbau bei laufendem Spielbetrieb umgesetzt werden kann. Gleichzeitig wird es ein Verkehrskonzept geben, um die An- und Abreise der Fans zu steuern; ein Gutachten zu Lärm- und Lichtemissionen wird in Auftrag gegeben, um sicherzustellen, dass alle Umweltauflagen erfüllt werden. Erst nach all diesen Schritten steht „die Ermittlung der voraussichtlichen Kosten“, wie es heißt.
Studien um 270.000 Euro sollen bis Mitte 2025 fertig sein
Für die Erstellung dieser Studien sind 270.000 Euro veranschlagt, sie sollen Mitte 2025 vorliegen. Dann will sich die Stadt mit der Landesregierung zu Gesprächen zusammensetzen.
„Es ist sinnvoll, dass mit dieser Lösung beide Vereine eine Heimat bekommen, die zeitgemäße Standards erfüllt. Dass wir uns mit dem SK Sturm Graz und dem GAK 1902 auf diesen gemeinsamen Weg einigen konnten, ist mehr als erfreulich“, erklären Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ), Klubobmann Karl Dreisiebner (Die Grünen) und SPÖ-Klubvorsitzende Daniela Schlüsselberger.
Neos fordern Tempo ein, ÖVP sieht „drei verlorene Jahre“
Seitens der Opposition hält sich die Begeisterung in Grenzen. „Schluss mit der Augenauswischerei. Jetzt müssen die Stadionpläne endlich auf den Tisch“, sagt Neos-Chef Philipp Pointner. Neben dem Stadion selbst will er auch die Betreiberstruktur neu aufgestellt wissen: „Einen Blanko-Scheck über fünf Millionen Euro Zuschuss jährlich darf es in Zukunft nicht mehr geben.“
„Mit der heutigen Ankündigung schickt man die Debatte zurück an den Start“, findet Sportstadtrat Kurt Hohensinner (ÖVP), der „drei verlorene Jahre“ sieht. Jetzt gehe man endlich jene Lösung an, die „von Anfang an möglich gewesen wäre“.