Es ist die journalistische Grundsatzfrage, die sich viele Leserinnen und Leser stellen: „Wie kommen die Reporter an ihre Geschichte?“ Stellvertretend formuliert hat sie an diesem Samstag einer von gut 40 Leserinnen und Lesern, die am Tag der offenen Tür bei der großen Redaktionskonferenz der Kleinen Zeitung teilnehmen konnten. „Willkommen im Herzen der Zeitung und des Geschehens“, eröffnet Ernst Sittinger die Sitzung.
Die Antworten auf die Eingangsfrage lieferten die anwesenden oder die aus Hartberg, der Grazer Griesgasse und Brüssel zugeschalteten Redakteurinnen und Redakteure: durch persönliche Netzwerke, durch Beobachtung, durch Interesse, durch Nachfragen. Je regionaler, desto wichtiger wird das persönliche Gespräch. Nur so erfährt man etwa, wie es der Ärztin Mariella Reichsthaler nach ihrem Herzinfarkt auf Kreta geht und wie sie die Odyssee danach erlebt hat.
Einblicke in die Redaktionskonferenz der Kleinen Zeitung
Es ist eine von vielen Geschichten, die in der Sonntagsprintausgabe in der Kleinen Zeitung zu lesen sind (Seiten 20/21 im Hauptblatt). Was die interessierte Leserschaft zur nächsten Frage führt: Wer entscheidet eigentlich, welche Geschichte wie groß oder klein online und gedruckt erscheint? Die Kurzantwort: die Redaktionssitzung. Die längere: Man gewichtet nach Neuigkeitswert, Relevanz, Kuriosität. Und genau über diese Gewichtung wird in der Redaktionskonferenz verhandelt.
Andreas Lieb berichtet vom wachsenden Wirbel um Marta Kos, der von Slowenien nominierten EU-Kommissarin. Es kann sein, dass sie das Hearing vor dem EU-Parlament politisch nicht übersteht. Große Relevanz, große Geschichte (Seite 10/11 im Hauptblatt). Aber sind nicht die Aussagen des deutschen CDU-Chefs Friedrich Merz ebenso relevant, der die Migrationspolitik Österreichs als „unfreundlichen Akt“ bezeichnet?
Tageszeitung und Planung – das widerspricht sich manchmal
Sind sie. In der Onlineausgabe wird die Geschichte dazu schon heftig kommentiert, aber wohin damit in der gedruckten Ausgabe? Ein Inserat engt den redaktionellen Platz ein. „Eine gedruckte Zeitung hat einen Anfang und ein Ende“, sagt Print-Chef Günter Sagmeister. Also wird entschieden: Die Merz-Geschichte wird im Blatt kleiner, dafür wird sie als „Denkzettel“ kommentiert (Seite 12 im Hauptblatt).
So bringt jedes Ressort seine Vorschläge und am Ende steht der Plan für Online und die gedruckte Zeitung. Aber Plan und Tageszeitung, das schließt sich manchmal aus. „Was passiert, wenn etwas um 23 Uhr passiert?“, fragt ein Leser. „Das mögen wir nicht so gerne“, schmunzelt Nina Koren. Denn das heißt: Unter Zeitdruck umplanen. Und neu gewichten.