Der Advent ist näher als man denkt. Im Supermarkt gibt es schon Christkindl-Glühwein und Lebkuchen in Aktion und in Graz diskutieren viele gerade heftig über den Grazer Advent, konkret: über ein Standl am Franziskanerplatz. Die „Salzburger Brezen“ waren dort seit 18 Jahren ein beliebter Treffpunkt der Advent-Besucher. Jetzt soll es das Standl aber nicht mehr geben: „Ja, wir können heuer leider nicht mitmachen“, bestätigt Geschäftsführer Andreas Reisinger.

Der Grund soll in der Neuausrichtung des Grazer Advent liegen. Der Schwerpunkt wird auf Regionalität gesetzt. „Wir als Salzburger Traditionsunternehmen werden in Graz nicht als regional angesehen“, wundert sich Reisinger via Facebook, wo er das heurige Ausbleiben mitgeteilt hat – und eine ganze Reihe an „liebevollen Reaktionen“ geerntet hat. „Die Leute vermissen uns, das ist schön“, so Reisinger.

Aufregung beim Grazer Advent um die Salzburger Brezen

In vielen Kommentaren wird die Schuld rasch bei der Rathaus-Koalition gegeben, der Grazer Advent ressortiert aber zu Wirtschaftsstadtrat Günter Riegler (ÖVP). „Es stimmt, dass wir mehr auf Regionalität setzen“, heißt es aus seinem Büro. „Das schließt aber eine Brezen aus Salzburg nicht aus.“ Es gehe eher um die Mischung insgesamt am Adventmarkt.

Warum Reisinger seine Brezen dann trotzdem nicht in Graz anbieten darf, erklärt Verena Hölzlsauer, die für die Holding den Grazer Advent managt. „Die meisten Märkte haben sich zur Einhaltung der Kriterien für ein ‚Green Event Steiermark‘ verpflichtet, auch jener am Franziskanerplatz.“ Dabei geht es auch um den Energieverbrauch und da schneiden die Brezen aus Salzburg offenbar schlecht ab, läuft doch die gesamten sechs Marktwochen hindurch hinter dem Standl eine Tiefkühlbox.

Der Marktleiter entscheidet über die Standl, Gespräche laufen

Aber: Die Entscheidung, welche Standl am Markt zu finden sind, trifft zuallererst der Marktleiter, im Falle des Franziskanerplatzes Walter Kriwetz. Er, der auch ÖVP-Bezirkspolitiker in der Inneren Stadt ist, betreibt in der kleinen Neutorgasse das Geschäft „Kitsch & Kunst“ und bespielt schon seit Jahren den Advent am Franziskanerplatz. „Er hat uns sogar geholt vor 18 Jahren“, erzählt Reisinger. Warum es jetzt zur Absage kam, ist für ihn ein Rätsel. „Am Energieverbrauch kann es nicht liegen. Im Vorjahr hatte ich eine Stromrechnung von gut 90 Euro für die sechs Wochen – so viel Energie kann das nicht gewesen sein. Ein Glühweinstandl verbraucht das in zwei Tagen.“

Im Gespräch mit der Kleinen Zeitung verweist Kriwetz auf die Ausschreibung durch die Stadt und den Vertrag, den er damit unterschrieben hat. „Es geht um Regionalität und Nachhaltigkeit, das muss ich ernst nehmen.“ Ihm tue es auch leid, schließlich sei über die langen Jahre schon eine Art Freundschaft mit Reisinger entstanden. Anstelle der Salzburger Brezen hat er nun „eine Schaubäckerei aus Graz, die auch wirklich vor Ort produzieren wird“, so Kriwetz.

Ganz aufgegeben hat Reisinger aber noch nicht. Neben den positiven Rückmeldungen auf Facebook haben sich andere Vertreter der Stadt Graz bei ihm gemeldet. „Es gibt Gespräche, wir würden gerne wieder kommen.“