Überflutete Straßen in der Landeshauptstadt, abgedeckte Hausdächer im Umland. Erst am Sonntag suchten Unwetter auch das Grazer Becken heim – einmal mehr. Hinter den zunehmenden Wetterextremen stecken in erster Linie persönliche Schicksale. Und pausenlose Einsätze der Feuerwehren. Doch parallel lassen sie sich längst auch anhand nüchterner Zahlen ablesen: „Der Klimawandel hat ein Preisschild“, meinte kürzlich Christian Eltner, Generalsekretär des österreichischen Versicherungsverbandes VVO. Und auf diesem Preisschild prange die Summe von einer Milliarde Euro – so hoch falle mittlerweile die jährliche Schadenssumme aus.
Also werden diese Unwetter auch eine Branche und unsere Polizzen durcheinanderwirbeln. Dabei gewinnt eine bekannte Forderung an die Politik an Höhe: Es brauche endlich eine „gesamtstaatliche Lösung“, so Eltner. Sprich eine Änderung des sogenannten „Versicherungsvertragsgesetzes“, damit Unternehmen dank höherer Prämien die Möglichkeit haben, auch Katastrophenfälle mehr oder weniger zur Gänze auszugleichen.
Hochwasser, Muren: Deckelung von 15.000 Euro
Denn momentan würde man Schäden nach Sturm oder Hagel „in aller Regel abdecken“, bei Hochwasser und Muren greife aber meist eine Deckelung bei durchschnittlich 15.000 Euro – obwohl persönliche Schäden meist viel höher ausfallen. Wie es besser gehen könnte, zeige aus Sicht des VVO das „belgische Modell“: dass der Schutz bei Naturkatastrophen fix an die Feuerversicherung gekoppelt ist.
Bei der Frage allerdings, welche Prämienerhöhung dann möglicherweise auf Kunden zukommt und wie weit eine solche „Pflichtversicherung“ gehen sollte, scheiden sich die Geister. Vor allem die Stadt Wien und Konsumentenschutzminister Johannes Rauch seien skeptisch, so Gunther Riedlsperger. Als Fachgruppenobmann in der Wirtschaftskammer Steiermark will er das Kostenargument aber nicht gelten lassen: Kommt es zu dieser Änderung, würde sich die Prämie „bei einem Eigenheim im Wert von 400.000 Euro bloß um 40 bis 50 Euro im Jahr erhöhen“ – die Gesamtsumme dieser Prämien ermöglichte es aber den Versicherern, Hochwasserschäden und Co großteils zu übernehmen.
Denn darauf hätte der Kunde dann auch „einen Rechtsanspruch“, betonte Klaus Scheitegel, Generaldirektor der Grazer Wechselseitigen, in seiner Funktion als VVO-Vizepräsident. „Gleichzeitig würde damit eine finanzielle und administrative Entlastung der Länder, Gemeinden und des Bundes einhergehen.“ Es sei aber keine Rede von einem Muss, ergänzte Präsident Eltner im ORF: „Unser Vorschlag wäre keine Pflichtversicherung. Aber wenn ich eine Feuerversicherung habe, dann hätte ich auch eine Naturgefahrenversicherung.“