Es geht nach oben, aber die Flughöhe, die man vor der Coronapandemie hatte, ist noch nicht erreicht. Jedenfalls nicht, was die Passagierzahlen am Flughafen Graz betrifft. 733.146 waren es im Jahr 2023, ein sattes Plus von 31 Prozent. Aber noch deutlich weg von jener Million, die man bereits abfertigen konnte. „Die ist erst mit 2027/28 in Sicht“, sagen die Geschäftsführer Jürgen Löschnig und Wolfgang Grimus.
Der Grund liegt vor allem im geänderten Verhalten bei Geschäftsreisen. Die Firmen sparen, Videocalls ersetzen manche Dienstreise, „das spüren wir natürlich“, so Grimus. Ginge es alleine nach den Privatreisenden, hätte man das 2019er-Jahr schon überflügelt, aber die Geschäftsreisen hinken noch nach.
Passagierzahlen: Hoffen auf einen „Achter vorne“
Die ersten zehn Wochen des Jahres 2024 zeigen, dass es weiter aufwärts gehen wird, „wir hoffen auf einen Achter vorne“, so Grimus und Löschnig. Heißt: Mehr als 800.000 Passagiere bis Jahresende.
Auch im zweiten Flugsegment, der Fracht, ist man gewachsen. „Und das gegen den Trend, denn das ist ja immer konjunkturabhängig, die zuletzt ja eigentlich nicht so gut war“, sagt Grimus. Gut 20.000 Tonnen Fracht wurden im Vorjahr transportiert, dass ist mehr als 2019. Für heuer erwartet man ein ähnlich schweres Ergebnis.
Allein diese Zahlen sind für Holding-Chef Wolfgang Malik Beleg, dass eine Entscheidung vor genau 20 Jahren goldrichtig war. „Damals haben wir noch als Stadtwerke den Flughafen von Bund, Land und Stadt gekauft. Den Kaufpreis von 66 Millionen Euro haben wir fast schon doppelt wieder herinnen“, strahlt er.
Überhaupt das Geld: Der Flughafen ist der Goldesel im Haus Graz. Gemeinsam mit dem Ankünder gehört man zu jenen Beteiligungen, die Jahr für Jahr Millionenergebnisse abliefern. Durch Corona kam es zwar zu einigen Turbulenzen, aber im Vorjahr lag das Ebitda bei über drei Millionen Euro, heuer sollen es 2,4 Millionen werden. Aber dann soll es steil bergauf gehen: 6,1 Millionen Gewinn im Jahr 2025, 2027 schon 10,3 und 2028 sogar 11,2 Millionen Euro. So sieht es zumindest das Budget der Stadt Graz in der Mittelfristplanung vor.
Gewinne im Budget „sehr hoch angesetzt“
„Sehr hoch angesetzt“, findet Holding-Boss Malik diese Vorgabe aus der Feder von Finanzstadtrat Manfred Eber (KPÖ). „Wir strengen uns an, sind aber demütig“, formuliert es Löschnig. Und er sagt auch warum: Es gibt viel Unsicherheit im Flugmarkt. Löschnig nennt vor allem drei Punkte. Punkt eins: Die aktuellen Streiks in Deutschland, die direkte Auswirkungen auf den Flughafen Graz haben. „Allein die eine Streikwoche zuletzt hat uns 30 Flüge und damit entsprechend Passagiere und Einnahmen gekostet.“
Punkt zwei: Technische Probleme bei Flugzeugherstellern weltweit zwingen manchen Flieger, am Boden zu bleiben, der teils aber schon eingeplant war. Auch das kann Graz treffen. Und Punkt drei: die geopolitischen Verwerfungen, die sich immer auch aufs Reiseverhalten auswirken. „Das alles sind kleine Wolken, vor denen wir uns zwar nicht fürchten, die uns aber Respekt und Flexibilität abnötigen.“
Das größte Infrastrukturprojekt am Flughafen wird der Bau eine Photovoltaik-Anlage sein. Eine kleine steht schon, eine größere kommt auf das Garagendach und das Mega-Projekte werden die PV-Anlagen auf den Wiesen. „Das Blendgutachten ist schon fertig, Radar- und naturschutzrechtliche Gutachten kommen, ab 2025 wollen wir das umsetzen“, zählt Löschnig auf. Das 20-Millionen-Euro-Projekt stemmt aber nicht der Flughafen alleine, sagt Holding-Chef Malik. „Der Flughafen wird damit nicht nur Mobilititäs-, sondern auch Energiedrehscheibe.“
Mit der großen PV-Anlage und weiteren kleineren könne man dann 50 Prozent der Energie in Haus Graz selbst erzeugen, so Malik. „Auch das ein Zusatznutzen, den uns der Flughafen bietet.“