Vom luxuriösen Altstadt-Penthouse mit Dachterrasse und Blick aufs Gemalte Haus um 190 Euro pro Nacht zum WG-Zimmer mit gemeinsam genutztem Bad um 24 Euro: Auch in Graz gibt es über Vermittlungsplattformen wie Airbnb ein riesiges Angebot an Hotel-Alternativen. Was für Gäste attraktiv erscheint, hat aber nicht nur eine Kehrseite: Insbesondere in für Reisende attraktiven Stadtteilen steigen die Mieten, fehlende Transparenz führt dazu, dass dem Bund und den Städten Einnahmen fehlen.
Immer mehr Städte und Länder verschärfen daher Regeln für die Kurzzeitvermietung von Wohnungen. In Italien drohen Vermietern Bußgelder von bis zu 5000 Euro, wenn sie keine Identifikationsnummer angeben oder die Wohnung tageweise vermieten. In New York muss der Gastgeber während des Aufenthalts anwesend sein und die gesamte Wohnung zugänglich machen. Letzte Woche zog auch Wien nach: Nach einer Bauordnungsnovelle dürfen Wohnungen nur noch für 90 Tage im Jahr vermietet werden, der eigene Hauptwohnsitz muss dabei aufrecht bleiben.
Fluch und Segen zugleich
Und Graz? Aus touristischer Sicht seien Airbnb & Co. für die Stadt Fluch und ein Segen zugleich, betont Tourismuschef Dieter Hardt-Stremayr. „Wir freuen uns über jeden, der unser Graz gastfreundlich macht“, steht groß auf Seite zwei einer Broschüre zur touristischen Privatvermietung, die Graztourismus herausgegeben hat. Damit will man dem „Versteckspiel“ den Kampf ansagen, schließlich erfüllt ein Großteil der Vermieterinnen und Vermieter die Meldepflicht nicht, die Gäste erscheinen somit auch nicht in der Tourismusstatistik. Dem Staat entgehen die Steuereinnahmen, der Stadt die Nächtigungsabgabe (derzeit 2,50 Euro pro Nacht) – geschätzte 370.000 Euro pro Jahr. Hotels und Pensionen, die diese Abgaben selbstverständlich bezahlen, können preislich nicht mithalten. „Eine Ungerechtigkeit“, sagt Hardt-Stremayr.
Rund 880 Privatwohnungen und Zimmer sind in Graz allein auf Airbnb zu finden, viele davon von professionellen Anbietern, die zig Wohnungen in ganz Österreich vermieten. „Von der Uridee, dass man ein WG-Zimmer privat vermietet, ist Airbnb mittlerweile meilenweit entfernt“, sagt Hardt-Stremayr. Die Wohnungsbesitzer würde man als Gast kaum jemals zu Gesicht bekommen, die Schlüssel werden oft in Boxen deponiert.
880 scheinen auf, rund 550 wurden gemeldet
550 Airbnb-Wohnungen bekam die Stadt Graz für das Jahr 2022 von der Bundesfinanzverwaltung gemeldet, rund ein Fünftel davon war gar nicht gemeldet – diese Daten seien aber äußerst mangelhaft, heißt es aus dem Büro von Finanzstadtrat Manfred Eber (KPÖ). Die „äußerst zeitaufwendigen“ Kontrollen würden aber langsam Wirkung zeigen, einige Anmeldungen seien nach der Strafandrohung auch erfolgt, zwölfmal wurden Strafen (250 Euro) verhängt. Für eine Regelung über die Bauordnung, wie in Wien, sei das Land zuständig, sagt Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne), die das Wiener Modell als Leitfaden aber sehr befürwortet: „Mit einer Novellierung könnten wir effektive Maßnahmen gegen die Kurzzeitvermietung setzen und gleichzeitig den Wohnungsmarkt wirksamer schützen.“
Hoffnung auf neue EU-Regelungen
Auf mehr Transparenz lassen die gerade beschlossenen neuen EU-Regelungen hoffen, die Behörden größeren Zugriff auf Daten ermöglichen sollen – das aber wohl erst ab 2026. Bei Airbnb gibt man sich offen für die neuen Regeln aus Wien und auch aus der US: „Wir möchten Teil der Lösung sein und begrüßen grundsätzlich gesetzliche Regeln, die für alle Seiten Klarheit und Transparenz in der Kurzzeitvermietung und im Homesharing schaffen“, sagt Ellen Madeker, Head of Public Policy für den deutschsprachigen Raum und Osteuropa bei Airbnb. Für Hardt-Stremayr ist damit aber das „Versteckspiel ist noch lange nicht zu Ende. Wir sind immer nur zweiter Sieger.“