Der Tag danach bringt zumindest an der Spitze Klarheit: Der Vorstand der steirischen SPÖ stärkt Anton Lang den Rücken und spricht dem bisherigen Vizelandeshauptmann zu 100 Prozent das Vertrauen aus. Wie die ÖVP hält also auch der zweite Koalitionspartner trotz Wahl-Pleite am Spitzenkandidaten fest.
Mehr noch, in der Sitzung der Parteigranden wurde deutlich: Die SPÖ will unbedingt weiter Teil einer Regierung sein. Der Vorstand gab Lang den Auftrag mit, mit „allen Parteien ergebnisoffene Gespräche zu führen“. Es brauche „eine stabile Mehrheit für alle Herausforderungen, die auf das Land warten“, so Lang nach der Sitzung.
SPÖ will trotz Wahlniederlage weiter regieren – „mit stabiler Mehrheit“
Damit lässt er durchblicken, dass die SPÖ kein Interesse an einem Dreier-Experiment mit ÖVP und Grünen oder Neos hat. Infrage kommt demnach wohl nur eine Zusammenarbeit mit dem unumstrittenen Wahlsieger, mit der FPÖ. Doch hier stehen die Roten in der Schlange für Gespräche mit dem blauen Wahlsieger Mario Kunasek hinter der Volkspartei.
Ein Rücktritt Langs steht aktuell nicht zu Debatte. Am Abend des Wahltages, das das historisch schlechteste Ergebnis für die steirische SPÖ brachte, hatte Lang gesagt: „Ich übernehme die volle Verantwortung.“ Und: „Wir werden sicher auch über meine persönliche Rolle bei dieser Wahl diskutieren.“ Die Diskussion soll sehr kurz gewesen sein.
„Volle Unterstützung“ für Lang
„Ich stehe zu 100 Prozent hinter Toni Lang“, sagte der Nationalratsabgeordnete Jörg Leichtfried im Vorfeld der Sitzung, „er hat einen engagierten Wahlkampf geführt – und der Trend zu den Rechten ist ja schon länger und ein globaler.“ Die Grazer SPÖ-Vorsitzende Doris Kampus ging vor der Sitzung davon aus, dass Lang vom Vorstand den Auftrag erhält, in Regierungsverhandlungen mit der FPÖ einzutreten. Falls es für die SPÖ so weit kommt und nicht die ÖVP mit den Blauen rasch in Richtung Koalition marschiere. Und auch der rote Turnauer Bürgermeister Stefan Hofer, der in seinem Gemeindeergebnis bei der Landtagswahl die SPÖ bei 57 Prozent halten konnte, wollte von Diskussionen um die Person Lang nichts wissen.
Alle drei plädieren auch unisono, dafür, dass die Roten in der Regierung bleiben sollen. „Das Regieren liegt einfach in der DNA der SPÖ“, betont Kampus, das gehe auch mit der FPÖ, „aber nicht um jeden Preis!“ Auch Leichtfried will aus Erfahrung eher nichts von der Oppositionsbank wissen: „Die Vergangenheit hat gezeigt, dass sich die SPÖ in dieser Rolle eher nicht konsolidieren und regenerieren kann.“ Und Hofer erwartet, dass Lang mit allen Parteien ergebnisoffen verhandelt. Ziel sollte aber jedenfalls eine Regierungsbeteiligung sein. Ins selbe Horn stößt auch Leobens SPÖ-Bürgermeister Kurt Wallner.
Kandidaten für mittelfristige Übergabe
Dass „völlig ausgeschlossene“ Diskussionen um einen Parteichef diese freilich nicht immer ganz verhindern können und die Zeichen in der Steirer-SPÖ zumindest mittelfristig auf Staffelübergabe stehen, liegt auf der Hand. Lang ist 65 Jahre alt und wohl bei der nächsten Wahl mit 70 kein gesetzter Spitzenkandidat. Zu Nachfolgern und Übergabe-Szenarien will sich freilich hinter den Kulissen keiner namentlich rauswagen. Klar ist, eine neue Parteispitze braucht in der Steiermark die Mehrheit in einer Urabstimmung unter allen Mitgliedern. Als potenzielle Nachfolger Langs kursieren hinter vorgehaltener Hand sowohl Jörg Leichtfried, Stefan Hofer und auch Gewerkschaftskaliber Josef Muchitsch – die darauf angesprochen aber alle derzeit abwinken.. Auch der Noch-SPÖ-Klubchef Hannes Schwarz oder Max Lercher, der sich ja zuletzt als Vertrauter von Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil in der Steirer-SP ins Out manövriert hat, gelten als Personalreserve.