Der Klimawandel bringt Jahr für Jahr auch neue Tierarten in die Steiermark. Das wird vor allem dann problematisch, wenn sie in den immer milder werdenden Wintern hierzulande dauerhaft überleben, wie Johannes Gepp, Präsident des Naturschutzbundes Steiermark, betont. Jüngstes Beispiel: die Ägyptische Wanderheuschrecke, die vor einigen Wochen in Graz-Straßgang entdeckt wurde. „Sie fliegt zwar im Mittelmeerraum weit herum, wird zu uns aber eher mit Gemüse eingeschleppt“, betont der Experte. Diese Tiere fühlen sich in der Regel bei sommerlichen Temperaturen wohl.
Spinnen am Weg in Wohnungen und Häuser
Ähnliches gilt für die Schwarzbäuchige Tarantel, die sich derzeit in zahlreiche Häuser im Süden der Steiermark zurückzieht. Mit den sinkenden Temperaturen sucht die Spinne einen Rückzugsort in Kellern oder Wohnungen. Das Tier breitet sich derzeit massiv aus: „Schon vor zwei Jahren wurde mir erstmals ein Fund gemeldet“, sagt Gepp. Damals ging es um drei Exemplare, die am selben Ort aufgefunden wurden. „Doch das ist nun anders – uns werden zahlreiche Funde gemeldet.“
Die Tarantel ist vor allem im Süden des Landes verbreitet, konkret in der Süd-, Südost- und Südweststeiermark bis in den Norden von Graz-Umgebung. Zu sehen sind übrigens vorwiegend Männchen, die sich gerne auf die Suche nach Weibchen begeben. „Die Schwarzbäuchige Tarantel kann beißen – auch wenn es unwahrscheinlich ist“, weiß Gepp. Ihr Biss ist für den Menschen in der Regel harmlos.
Die Tarantel zeichnet sich durch eine auffällige Färbung aus, bei der der schwarze Bauch besonders markant ist. Diese Spinne wird bis zu 25 Millimeter groß, die Weibchen sind meist etwas größer als die Männchen. Als typische Vertreterin der Wolfsspinnen jagt sie aktiv ohne Netz, oft in der Dämmerung oder Nacht. Insgesamt ist diese Spinnenart kleiner als die Südrussische Tarantel, die sich aktuell ebenfalls verbreitet – etwa an der Grenze zu Niederösterreich und im Burgenland. Sie gilt mit einer Länge von bis zu 35 Millimetern als eine der größten Spinnen Europas.
Die Spinnen sind aber nicht die einzigen Newcomer, die den Steirerinnen und Steirern in den letzten Jahren aufgefallen sind. Seit 2001 sieht man die aus Italien eingewanderte Lindenwanze über den Winter in vielen Regionen zusammengedrängt auf Bäumen – „sie ist unschädlich und harmlos“, betont Gepp. Im Gegensatz zur Amerikanischen Eichennetzwanze, die sich seit 2019 im Bundesland verbreitet: Abertausende Exemplare saugen sich an die Bäume und saugen an den Blättern, was deren Struktur schädigt. Für den Menschen ist auch dieses Exemplar unbedenklich, kann aber auf der Haut leicht pieksen.
Auch eine Wanze sucht Schutz in steirischen Haushalten
Aktuell findet aber auch eine andere Wanze vermehrt ihren Weg in steirische Haushalte – die Grüne Reiswanze: „Heuer war sie in der Steiermark durch den heißen Sommer ein echter Schädling an Obst und Gemüse, das angestochen fleckig wird“, erklärt Gepp.
Während das Exemplar aus Ostafrika in Wohnungen kommt, um zu überwintern, wird es anderen Tieren in niedrigen Regionen zu warm: So zieht der Buchdruckerkäfer, ein Schädling für Fichten, sowie die Holzbock-Zecke in immer höhere Lagen. Auch Wildschweine dringen mittlerweile ins Gebirge vor, meint Gepp. Er warnt überhaupt vor den Zecken als Krankheitserreger: „Sie sind auch jetzt noch und bis zu Temperaturen von 7 Grad aktiv.“