Vier Tage, 2500 Kilometer, brütende Hitze: So lange soll der Transport von schwangeren, also trächtigen Kühen von Melk in Niederösterreich in die Türkei gedauert haben. Fast drei Tage davon soll es kein Wasser und Futter für die Tiere gegeben haben. Das behauptet der Verein gegen Tierfabriken (VGT) in seiner neuesten Veröffentlichung am Donnerstagvormittag. Das Wissen stammt dabei aus erster Hand: „Unser Recherche-Team ist Mitte Juni zwei Tiertransportern mit jeweils etwa 30 trächtigen Kalbinnen (großteils) aus Niederösterreich nachgefahren, davon einem bis zu seinem Zielort in Kayseri in der Türkei“, heißt es vom VGT.

Dabei dokumentierten sie mehrere Gesetzesverstöße. So sollen die Tiere bei keiner einzigen Raststation Zugang zu Wasser oder Futter gehabt haben, obwohl sie nach der EU-Tiertransport-Verordnung nach 14 Stunden Fahrzeit zumindest getränkt werden müssten. Die Pausen sollen lediglich den Fahrerinnen und Fahrern zum Schlafen oder Essen gegolten haben, obwohl dies nach dem gesetzlichen Drei-Fahrer-Betrieb untersagt wäre. Dabei soll die Belüftungsanlage bei Temperaturen jenseits der 30 Grad Celsius ausgeschaltet gewesen sein.

16 Stunden an der Grenze warten ohne Klimaanlage

Erst in einem Wartestall in Svilengrad in Bulgarien sollen die Tiere nach einer Überschreitung der zulässigen Transportzeit von 29 Stunden für 24 Stunden zur Ruhe gekommen sein. Bei der Weiterfahrt mussten die Tiere laut VGT in einem der Transporter ganze 16 Stunden an der Grenze zur Türkei ausharren. Nach vier Tagen soll die Odyssee in einer „trockenen und kargen Landschaft“ in Anatolien geendet haben, so die Tierschützer.

Warum werden die Tiere überhaupt in die Türkei gekarrt? Offiziell ist der Zweck der Zuchtrinder-Exporte der Herdenaufbau von Milchkühen in der Türkei. Im Vorjahr wurden laut Eurostat 8.914 Zuchtkalbinnen der Rasse Fleckvieh aus Österreich in die Türkei exportiert, aus dem gesamten EU-Raum waren es 87.424. Ob der Herdenaufbau tatsächlich stattfindet, bezweifelt der VGT aufgrund der „klimatischen Bedingungen und der seit vielen Jahren stattfindenden Importe einer immensen Anzahl an Kalbinnen aus Europa.“ VGT-Campaignerin Isabell Eckl: „Schwangere Kühe bei brütender Hitze auf einen tagelangen Transport zu schicken und ihnen dabei die meiste Zeit nicht einmal Wasser zur Verfügung zu stellen, ist an Unmenschlichkeit kaum mehr zu überbieten. Es braucht umgehend ein gesetzliches Verbot von solchen tierquälerischen Exporten in Drittländer.“

Die verantwortliche Exportfirma wird vom VGT bei der BH Melk angezeigt. Der Verein fordert in einer Petition ein Verbot des Exports von lebenden Tieren in Drittstaaten.