Psychischer Druck auf bäuerliche Familien, Rufschädigungen und Schikanen in der Schule: Davon berichteten die steirischen Jungbäuerinnen und Jungbauern in Bezug auf die immer häufigeren Stalleinbrüche. Diese haben zum Ziel, vermeintliche Tierquälerei aufzudecken, doch können laut Jungbauern dafür sorgen, dass der Ruf der Bauernschaft zerstört wird, selbst wenn sich Vorwürfe juristisch als haltlos herausstellen. Die Forderung der Jungbäuerinnen und Jungbauern: härtere Strafen. Konkret wollen sie, dass künftig – ähnlich wie in Deutschland und der Schweiz – nicht nur Wohn-, sondern auch Stallgebäude in das Delikt des Hausfriedensbruchs im Strafgesetzbuch nach Paragraf 109 fallen.

Rückendeckung bekommen sie von bäuerlichen Interessenvertretern. Kammerpräsident Franz Titschenbacher: „Der Vorstoß der Jungbäuerinnen und Jungbauern für strengere Gesetze bei Stalleinbrüchen ist für die gesamte Bauernschaft extrem wichtig.“ Auch er sieht die gesetzliche Änderung, als „zwingend notwendig“, um den Bäuerinnen und Bauern wieder Perspektiven und Sicherheit zu geben. Jedes widerrechtliche Eindringen in Betriebsstätten wie Ställe soll bestraft werden, unabhängig davon, ob dies mittels Gewalt oder Gewaltandrohung erfolgt. In dieselbe Kerbe schlägt die Geflügelwirtschaft Steiermark: Auch bei den Geflügelstallungen würden sich Einbrüche häufen, man sehe dringenden Handlungsbedarf seitens der Politik, heißt es von Obmann Hans Peter Schlegl. Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) möchte eine rechtliche Anpassung durchbringen und sieht das als Thema von möglichen Regierungsverhandlungen.

Tierschützer lassen sich Vorwürfe nicht gefallen

Naturgemäß gegenteilig sieht das der Verein gegen Tierfabriken (VgT), der immer wieder aufsehenerregende Bilder und Videos, die bei Stalleinbrüchen entstanden sind, veröffentlicht. Der Verein selbst bekomme das Material lediglich zugeschickt, wird immer wieder betont. Dennoch verteidigen sie das Vorgehen jener Tierschützer, die in Ställe einbrechen, um Missstände zu dokumentieren. „Wie der Rechnungshof erst kürzlich feststellte, funktionieren viele Kontrollen in Österreich nicht. Warum hat die AMA ihre Kontrollen verschärft? Weil der VgT immer wieder Missstände aufgezeigt hat“, sagt David Richter, steirischer Kampagnenleiter des VgT. Er fürchtet, dass es durch zusätzliche Strafen zu weniger Aufdeckungen in Zukunft kommen kann.

VGT-Obmann Martin Balluch | VGT-Obmann Martin Balluch
VGT-Obmann Martin Balluch
| VGT-Obmann Martin Balluch © APA / Helmut Fohringer

Gegen Vorwürfe, Tierschützer hätten durch das Blockieren der Lüftanlage 60 Schweine in Großklein ersticken lassen, schießt VgT-Obmann Martin Balluch scharf zurück. Es sei vollkommen absurd, dieses Verbrechen dem Tierschutz in die Schuhe schieben zu wollen: „Niemals würden Tierschützer Schweine absichtlich ersticken. Die Schweineindustrie selbst lässt dagegen immer wieder Schweine ersticken, weil die Belüftungen ausfallen und die Tierfabriken wie Bunker gebaut sind, in die keine frische Luft eindringen kann.“ Stattdessen wäre es viel besser, Tierhalter würden gemeinsam mit dem VgT neue Haltungsbedingungen entwickeln, zu denen man stehen kann, statt „die wahren Zustände zu kaschieren und zu hoffen, dass die Konsumenten nicht erfahren, was sie da kaufen.“ Daher fordern sie abermals ein vollständiges, sofortiges Vollspaltenverbot.

„Missstände werden oft erst durch Aufdeckungen öffentlich“

Zu Wort meldete sich auch der Verein Vier Pfoten. „Aus unserer Sicht, ist es sehr wichtig, dass auch in Zukunft Fälle von Tierquälerei weiterhin ans Licht kommen, da dies für die Öffentlichkeit von höchstem Interesse ist. Leider kann eben oft erst durch Aufdeckungen auf Missstände aufmerksam gemacht werden, damit sich etwas zum Besseren ändert – was ja im Interesse aller Beteiligten liegen sollte“, sagt Kampagnenleiterin Veronika Weissenböck. Daher sei eine zusätzliche Verankerung im Strafrecht nicht notwendig.