Wochenlang hatte er keine Ahnung, dass es seine Operation war, um die es in den zahlreichen Medienberichten ging. Der 33-jährige Steirer war zu Jahresbeginn bei Forstarbeiten im Bezirk Weiz verunglückt, mit dem Notarzthubschrauber ins LKH-Uniklinikum geflogen und dort am Kopf notoperiert worden. Anfang Juni wurde schließlich öffentlich, dass eine Grazer Neurochirurgin bei einer Operation am LKH ihre 13-jährige Tochter mitarbeiten habe lassen. Dass es sich dabei um seinen Fall gehandelt hatte, erfuhr der Steirer erst einen Monat später, und zwar durch die Polizei.

Der Anwalt des 33-Jährigen, Peter Freiberger, bestätigte der Kleinen Zeitung am Sonntag einen entsprechenden Bericht der „Kronen Zeitung“. Nach Informationen des Juristen soll die Tochter der Ärztin bei der OP tatsächlich nicht nur geholfen haben, sondern selbst das erforderliche Loch in den Schädel des Unfallopfers gebohrt haben. Für Freiberger ein klarer Fall von schwerer Körperverletzung. Kages bzw. Med Uni haben inzwischen zwar die Chirurgin und einen weiteren anwesenden Facharzt entlassen (wir berichteten). Doch der Jurist ortet auch eine Mitverantwortung bei allen im Operationssaal Anwesenden, die die Möglichkeit gehabt hätten, die Vorgänge zu verhindern.

Schmerzensgeld von den Beteiligten

Entsprechend will Freiberger nun juristisch gegen alle Beteiligten vorgehen. Vorerst hat er seinen Mandaten als Privatbeteiligten an das Strafverfahren angeschlossen, die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft laufen derzeit gegen die beiden Ärzte und fünf weitere im OP-Saal anwesende Personen. „Danach wird mein Mandant gegebenenfalls über den Zivilrechtsweg Schmerzensgeld erwirken“, sagt der Jurist. Der 33-Jährige leide nach wie vor an den Unfallfolgen. Wobei Freiberger klarstellt: „Die Operation und die Bohrung waren erforderlich, das steht für uns außer Streit. Aber es geht darum, so etwas eine 13-Jährige durchführen zu lassen.“

Besonders sauer stößt dem Anwalt auf, dass sich die Kages bei seinem Mandaten seit Bekanntwerden der Vorgänge nie gemeldet habe. „Es gab keinen Kontakt, keine Erklärung oder Entschuldigung, gar nichts. Das ist einfach unwürdig.“

Verwarnungen gegen OP-Team

Bei der Spitalsgesellschaft wird vorerst weder bestätigt noch dementiert, dass die 13-Jährige selbst den Bohrer angesetzt habe. Dass die Jugendliche „aktiv im OP-Geschehen teilgenommen“ habe, sei erst nach einer Aussage am 29. Mai bekannt geworden, heißt es auf Anfrage. Die Entlassung der beiden Ärzte bleibe aufrecht, gegen das übrige OP-Team seien Verwarnungen ausgesprochen worden – vorbehaltlich weiterer Konsequenzen, „die sich aus dem Ermittlungsverfahren und dem möglichen Strafverfahren ergeben könnten“.

Das Schweigen gegenüber dem Opfer erklärt man bei der Kages damit, dass erst zu eruieren gewesen sei, bei welcher Operation es überhaupt zu den Vorfällen gekommen sein soll. Da sich der Patient dann als Privatbeteiligter an das Strafverfahren angeschlossen habe und damit zur Partei geworden sei, habe man mit ihm keinen Kontakt mehr aufgenommen. Die Operation selbst ist laut Kages komplikationslos verlaufen.