Kühles Wetter, viel Regen, Hagel, verbotene Pflanzenschutzmittel haben im Vorjahr den steirischen Ölkürbis-Bauern zugesetzt. Zu feuchte, zu kalte, zu warme, aber auch zu trockene Witterung bedeuten viel Stress für die Pflanzen. Wie sich die Trockenheit auf den Ölkürbis auswirkt, wurde in einer aktuellen Studie der Salzburger Paris Lodron Universität untersucht. In der steirischen Landwirtschaftskammer rechnet man jedenfalls wegen mehrerer Gründe heuer mit einem „durchschnittlichen Erntejahr“.
Immer wieder Ernteverluste durch Trockenheit
Frost, Hagel, Überschwemmungen, Mikroorganismen - das alles beeinflusst auch den Ölkürbis, die Grundlage für das beliebte Kürbiskernöl. In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten waren in Österreich immer wieder große Ernteverluste zu verzeichnen. Laut den Forschenden der Universität Salzburg ist auch die zunehmende Trockenheit eine Ursache dafür.
Das Team um Monica Barman, Raimund Tenhaken und Stefan Dötterl hat in den Gewächshäusern des Botanischen Gartens der Paris Lodron Universität Salzburg in einem Dürreexperiment getestet, wie Trockenheit das Pflanzenwachstum des Ölkürbis beeinflusst, teilte die Universität am Montag mit. Wie das Team in der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift „New Phytologist“ darlegte, wachsen die Pflanzen bei Trockenheit schlechter und bilden um 30 Prozent weniger männliche Blüten und fast keine weiblichen Blüten mehr aus.
Wenn die Blüten dennoch ausgebildet werden, sind weibliche wie männliche Blüten um die Hälfte kleiner und produzieren keinen oder nur noch wenig Nektar. Die schlechte Ausbildung der Blüten wirke sich auch negativ auf die bestäubenden Hummeln aus, da sie die Blüten der gestressten Pflanzen seltener besuchen. Nur der Blütenduft bleibe unbeeinflusst von der Trockenheit.
Kammer erwartet „durchschnittliches Erntejahr“
In einigen Teilen der Steiermark, wo in diesem Jahr auf rund 10.000 Hektar Ölkürbis angebaut wurde, steht die Ernte schon demnächst bevor. „Ich glaube, es wird ein durchschnittliches Jahr werden“, sagte Reinhold Pucher, Pflanzenbauberater in der steirischen Landwirtschaftskammer, auf Anfrage der APA. Er führt das allerdings noch am wenigsten auf Trockenheit zurück: „Trockenheit während der Blüte ist in der Steiermark kein Problem. Anders sieht es in Niederösterreich aus. Da ist es aber mehr die Trockenheit bei der Entwicklung der Einzelfrucht und dem Kernwachstum, also wenn der Kürbis schon am Feld liegt“, betonte Pucher.
Was der Kürbis jedoch gar nicht vertrage: Dauerregen, Überschwemmungen und die einhergehende Staunässe. Da könne das Kürbissaatgut auch schon im Frühjahr verfaulen. „Wir haben heuer Äcker, die sich sehr gut entwickeln, aber auch Bestände, wo die Feuchtigkeit zuschlug und die von Bakteriosen und Pilzkrankheiten schwer betroffen sind“, wie Pucher schilderte. Der Schutz mit einem Beizmittel sei jedenfalls wichtig. Im Vorjahr seien durch ein Verbot eines Beizmittels in Kombination mit der Sommerwitterung die Hektarerträge schwach ausgefallen. In diesem Jahr durfte es per Notfallszulassung wieder angewendet werden. „Die Änderung der Witterungsbedingungen macht uns zu schaffen. Allerdings ist es für uns zunehmend schwieriger, je feuchter es ist, und nicht umgekehrt“, fasste Pucher zusammen.
650 bis 680 Kilo Kerne pro Hektar
„Ich denke aber, es wird ein durchschnittliches Jahr werden“, so Pucher. Er rechnet mit einem Ertrag von 650 bis 680 Kilo Kernen pro Hektar, wobei in Jahren zuvor in Einzellagen auch schon bis zu 1.200 Kilo erreicht werden konnten. Pro Liter Kernöl werden übrigens rund zweieinhalb Kilo Kerne gebraucht, fügte Pucher hinzu.
Österreichweit wurden laut der Bundeslandwirtschaftskammer 2023 auf rund 30.000 Hektar Ölkürbisse angebaut, die Gesamternte lag bei knapp 16.000 Tonnen. In der Steiermark wurden in diesem Jahr laut Reinhold Zötsch, Geschäftsführer der Gemeinschaft Steirisches Kürbiskernöl, von rund 1.200 Bauern auf 9.900 Hektar Ölkürbisse angebaut, weitere Anbauflächen befinden sich in Niederösterreich, dem Burgenland und Kärnten. Wie wenig man den tatsächlichen Ernteerfolg jetzt schon voraussagen kann, zeigte auch seine Einschätzung: „Die Anzahl der Früchte hat gepasst und war über dem Durchschnitt. Abgesehen von den Überschwemmungsgebieten könnte es eine superschöne Ernte werden.“ Diese beginne aufgrund des warmen Frühjahrs und damit einer um rund 14 Tage früheren Vegetation in diesem Jahr zwei Wochen eher als bisher, bereits ab Mitte August.