Die jüngsten Unwetter ließen die Zugriffe auf Hora, interaktive Landkarte der Naturgefahren im Web, in die Höhe schnellen. Das Tool simuliert das Hochwasserrisiko für jede Adresse in Österreich. Wie es funktioniert, kann man im ausführlichen Artikel nachlesen.

Lagebesprechung mit Verteidigungsministerin

Am Montag trafen sich Landeshauptmann Christopher Drexler mit Verteidigungsministerin Klaudia Tanner, Landesbranddirektor-Stellvertreter Christian Leitgeb und Katastrophenschutzleiter Harald Eitner zu einer Lagebesprechung in Grafendorf bei Hartberg. Sowohl Drexler als auch Leitgeb und Tanner zeigten sich begeistert ob der guten Zusammenarbeit von Feuerwehren, Helfern und dem vor Ort eingesetzen Bundesheer. „Das ist ein großes Zeichen für den Zusammenhalt, das wir hier gesetzt haben“, erklärt der Landeshauptmann. Doch die Gefahr ist noch nicht gebannt, wie Eitner weiter ausführt: „Die besondere Herausforderung bleibt hier weiterhin die Einschätzung des Wetters.“ Zwar mildert sich die Gefahr von Gewitterzellen langsam ab, diese wird jedoch von Dauerregen abgelöst. „Deshalb besteht hier in den nächsten Stunden, Tagen und Wochen erhöhte Gefahr von Hangrutschen“, sagt Eitner. Weitere Informationen über die Lagebesprechung lesen Sie hier.

Ein „Schutzengel“

Er war ein „Schutzengel“ während der Sturzflut: Emanuel Stanojevic wurde am Samstagabend zum Helden, als er geistesgegenwärtig zwei Menschen in Deutschfeistritz aus ihrem Auto rettete. Der 31-Jährige rannte zu zwei ineinander verkeilten Autos, als er fast von der Strömung weggerissen wurde. Durch seine Berufserfahrung konnte sich der Bundesheer-Infaterist noch halten und schaffte es, die zwei Personen nach oben aufs Autodach zu zerren, wo den Dreien eine Leiter gereicht wurde, mit der sie sich in Sicherheit retten konnten. Die ausführliche Geschichte lesen Sie hier.

Evakuiertes Seniorenzentrum

„Die aktuelle Situation gestaltet sich wie die Ruhe vor dem Sturm“, sagt Harald Goger von der Freiwilligen Feuerwehr Neudau-Neudauberg. Die Einsatzkräfte sind im Dauereinsatz, pumpen Keller aus, bergen steckengebliebene Fahrzeuge und mussten auch das Volkshilfe Seniorenzentrum in Neudau mit 40 Personen evakuieren. Derzeit habe man die Lage unter Kontrolle, doch sollte der Regen keine Ende finden, werde die Situation abermals problematisch, sagt Goger im Videointerview.

Feuerwehrhaus stand unter Wasser

Bierbaum an der Safen (Bezirk Hartberg-Fürstenfeld) hat es am gestrigen Sonntag schwer getroffen. Die Safen hat den Ort nahe Fürstenfeld überschwemmt, auch das Feuerwehrhaus war vom Hochwasser betroffen. Die Bilder zeigen es: großflächige Überschwemmungen, enorme Wassermassen. Die Böden sind in weiten Teilen der Steiermark mittlerweile gesättigt, können kein Wasser mehr aufnehmen.

Die Vorhersage für Montag

„Aus diesem Grund müssen wir den heutigen Tag noch sehr genau beobachten, denn in den betroffenen Regionen können auch schon ‚normale‘ Gewitter für große Probleme sorgen“, heißt es vom Geosphere-Meteorologen Christian Pehsl gegenüber der Kleinen Zeitung am Montagmorgen. Aufgrund des Regens der letzten Wochen gibt es einen Niederschlagsüberschuss fast in der gesamten Steiermark. Beispielhaft die Messstelle in St. Radegund. Die Durchschnittsmenge für den Mai liegt laut Geosphere bei rund 105 Liter pro Quadratmeter. „Im Mai hatten wir an dieser Messstelle aber 309 Liter pro Quadratmeter“, so der Meterologe. Das bedeutet, im Mai mussten die Böden die rund dreifache Menge aufnehmen. „Und auch jetzt, mit dem Niederschlag vom Wochenende, haben wir schon wieder mehr als 100 Liter pro Quadratmeter.“

Kaltfront sollte Beruhigung bringen

In der Nacht auf Sonntag zeigte sich das Wetter verhältnismäßig ruhig, seit den Morgenstunden gibt es aus südwestlicher Richtung vermehrt Schauertätigkeit. „Über den Tag gesehen kann es sogar etwas auflockern“, sagt Pehsl. Das sei aber nicht unbedingt positiv, denn so komme wieder Energie in das Wettersystem, Gewitter würden wahrscheinlicher. Wo genau es zu Niederschlägen kommen wird, ist kaum vorherzusagen. „Es ist die Natur der Sache bei solchen Gewitterzellen, dass sie zufällig entstehen.“

Das Problem der vollgesogenen Böden spricht auch Harald Eitner vom Katastrophenschutz Steiermark an: „Jeder Tropfen ist zuviel.“ Es gebe im Moment noch sehr viele Gefahrenmomente durch Hangrutschungen und Hochwasser führende Gewässer.

Gegen Abend sollte schön langsam eine Kaltfront die schwül-warme Luft ablösen und damit auch die Gewitterwahrscheinlichkeit zurückgehen. Es wird aber auch am Dienstag und Mittwoch unbeständig bleiben, auch Regenschauer sind möglich.

Aufräumarbeiten in Deutschfeistritz

In Deutschfeistritz, das Samstagabend durch eine Sturzflut überschwemmt wurde, waren am Sonntag die Aufräumarbeiten im Gange, eine Reportage aus dem Ort lesen Sie hier. Fünf Muren haben zudem die Phyrnautobahn verlegt und beschädigt, die A9 dürfte bis Ende dieser Woche in beiden Richtungen gesperrt bleiben. Einen Rückblick über die Geschehnisse vom Wochenende können Sie auch im Video bekommen:

Feuerwehr und Co im Dauereinsatz

Die großen Niederschlagsmengen sorgten in der gesamten Steiermark für zahllose Einsätze von Feuerwehr, Polizei, Rettung und Co. Laut einer Mitteilung der Landesleitzentrale der Feuerwehr zählte man am Sonntag 217 Unwettereinsätze, 92 Mal wurden Auspump-Arbeiten geleistet.

Die starken Unwetter in der Oststeiermark hatten auch Auswirkungen auf Gemeinden im Burgenland. So entwickelte sich der an sich harmlose Jahnbach im Bezirk Jennersdorf zu einem reißenden Fluss, nachdem ein Damm aufgrund der Wassermassen gebrochen war. Auch in Weiz waren die Auswirkungen zu spüren, so war die Autobahnanschlussstelle Gleisdorf West in der Nacht auf Sonntag komplett überflutet, sie musste komplett gesperrt werden. Dramatisch: Das Wasser stand bis zu einem Meter hoch. Zwei Personen waren in Fahrzeugen eingeschlossen und mussten von Feuerwehrleuten geborgen werden.

Schäden enorm: Wenn das Wasser bis zum Kinn steht

Besonders schwer hat es Neudau getroffen. Ein Lokalaugenschein am Montag zeigt auch hier: Aufräumarbeiten, um die Schäden des Wochenendes zu beseitigen. Ein Dammbruch hat die gesamte Ortschaft überflutet, und zum Beispiel das Elternhaus von Markus Trummer beschädigt. „Das Wasser stand mir bis zum Kinn“, erzählt er. Mehr Details und auch Bilder finden Sie hier.

Auch der finanzielle Schaden ist durch die Unwetter der letzten Tage enorm. Hagel, Starkregen mit Überflutungen und Sturmböen haben laut Berechnungen der Wiener Städtischen Schäden in Millionenhöhe verursacht. „Genaue Schadenszahlen liegen noch nicht vor, aber wir rechnen mit Schäden in der Höhe von mehr als 5 Mio. Euro allein bei der Wiener Städtischen“, sagt Doris Wendler, Vorstandsdirektorin der Versicherung. Was zu tun ist, auch hinsichtlich Versicherung, wenn Schäden entstanden sind, haben wir hier zusammengefasst.

Trinkwasser in St. Radegund nicht „genusstauglich“

Man habe noch kein ganz vollständiges Lagebild der Schäden, sagte auch Harald Eitner vom Katastrophenschutz. In Übelbach seien noch 45 Personen in ihren Häusern abgeschnitten. Diese seien zwar noch gut versorgt, aber die Verbindungen müssten wieder hergestellt werden. Zudem ist die Wasserversorgung noch nicht zu hundert Prozent wieder hergestellt, das gelte auch für Deutschfeistritz. Seitens der Holding Graz hieß es, dass das Trinkwasser in St. Radegund und am Schöckl zurzeit nicht genusstauglich und von der Gemeinde bis auf Weiteres gesperrt worden sei – mehr Informationen dazu gibt es hier. Auch wurde der Katastrophenfall für die Gemeinde am Fuße des Schöckls ausgerufen. Die Zufahrt zur Schöckl-Seilbahn war nach wie vor nur erschwert über Ebersdorf aus Mariatrost kommend möglich. Die Zufahrt über Andritz und Weinitzen ist nicht möglich.

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