Aufstehen um kurz vor 4 Uhr morgens, das ist das übliche Prozedere vor einem Wettkampf. Diesmal ergänzt durch einen Blick auf den Mail-Posteingang. Und vier Stunden vor dem geplanten Triathlon, alle vier Jahre ein Karriere-Höhepunkt, am Dienstagfrüh dann tatsächlich erst die Nachricht von der Absage bzw. Verschiebung. Den Damen droht am Mittwoch selbiges: Denn nun ist das Feld mit der Kärntnerin Lisa Perterer und Julia Hauser gefragt, sie sollen um acht Uhr starten und bekommen ebenso erst um vier Uhr früh Bescheid.

„Ehrlich gesagt bin ich richtig sauer. Das ist ja kein Dorf-Triathlon.“ Der Tiroler Luis Knabl wollte nicht verstehen, wie das Rennen ausfallen konnte – nach so langer Planungszeit. Schon fünf Mal hat er an der Pont Alexandre III in Paris einen Wettkampf bestritten, Grund für die Absage sieht er keinen: „Ich finde, dass man das Rennen trotz der Wasserqualität durchziehen muss. Es ist ja nicht so, dass wir hier den Fluss austrinken. Wir schwimmen 1,5 Kilometer, das war es dann.“


Auch sein Landsmann Tjebbe Kaindl ärgerte sich: „100 Leute aus meinem Umfeld haben sich aufgemacht, um hier zuzuschauen. Ich hoffe, sie sind nicht umsonst gekommen.“ Hintergrund: Sollte am Dienstag um 10.45 Uhr auch kein Rennen stattfinden können, dann bliebe nur mehr der 2. August als Ausweichtermin – oder alternativ ein Duathlon. Statt 1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren und 10 km Laufen wären das dann 5 km Laufen, 40 km Radfahren und dann 10 km Laufen.

„Für mich ein riesiger Nachteil, Schwimmen ist meine Stärke“, sagt Luis Knabl. An die schnellsten Läufer der Triathlon-Szene würden nicht einmal die besten österreichischen Leichtathleten herankommen, für ihn gilt das noch weniger. Seine Chance ist der Wasserbewerb. Aber die Chance, dass die Seine am Mittwoch sauber genug ist, lebt. Das Wetter bleibt vorerst schön. Aber bald regnet es wieder. Und Regen heißt: Verschmutzung ... und wohl Duathlon.

So wird die Seine gereinigt

Wie die Seine gereinigt wird
Wie die Seine gereinigt wird © APA

Hintergrund der Diskussion: Die geplante Säuberung der Seine hat noch ihre Tücken. Bisher hat sich in der Kanalisation bei Regen immer das Klärwasser mit dem sauberen Zufluss vermischt, daher war die Qualität der Seine gesundheitsgefährdend. Vor Olympia wurde nun um rund 1,5 Milliarden Euro ein eigenes Becken gebaut, das den Regen auffangen und die Vermischung mit dem Abwasser verhindern soll. Das funktionierte auch über weite Strecken. Bei starkem Regen aber reicht nicht einmal dieses Becken. Und so passierte es in den Tagen rund um die Eröffnung und den anhaltenden Regenfällen, dass wieder verseuchtes Wasser in die Seine gelangte. Das IOC ist extrem vorsichtig mit den Grenzwerten, daher wurde den Triathleten bisher das Schwimmen in der Seine untersagt.