Wenn Sportler den Rücktritt verkünden, ist ein gesundes Maß Skepsis angebracht. Denn zahlreiche der Größten aller Zeiten haben es im Ruhestand nicht lange ausgehalten und kehrten wieder zurück. Andere blieben ohne Unterbrechung bis in ein biblisches Sportleralter aktiv und fügten ihrem Image dadurch ein paar Kratzer zu. Auf dem Zenit abzutreten, fällt offenbar schwer. Das zeigt aktuell auch Ski-Ausnahmekönner Marcel Hirscher, der fünf Jahre nach seinem Abschied zurück will.

Er wolle einfach „ab und zu“ Rennen fahren, weil es ihm Spaß mache, beschrieb der achtmalige Weltcup-Gesamtsieger Hirscher seine Motivation. „Ich bin vor fünf Jahren zurückgetreten und jetzt 35 Jahre alt - dementsprechend muss man meine Idee auch einordnen“, betonte er. Wer den Ehrgeiz des Salzburgers auch nur ansatzweise kennt, ahnt jedoch, dass hinter allem auch die Lust auf weitere Erfolge stehen dürfte.

Michael Jordan trat zweimal zurück

Den allgemeingültigen optimalen Zeitpunkt für den Abschied vom erfolgreichen Sportler-Dasein gibt es freilich nicht. Einer der wankelmütigsten Athleten in dieser Hinsicht war Michael Jordan. Der für viele beste Basketballer der Geschichte verabschiedete sich gleich zwei Mal auf dem Höhepunkt seines Schaffens - aber beide Male nicht bleibend.

Nach den ersten drei NBA-Titeln mit den Chicago Bulls nahm „His Airness“ zunächst 1993 den Hut und versuchte sich im Baseball. Angetrieben wurde er unter anderem durch die kurz zuvor erfolgte Ermordung seines Vaters, der den Wunsch gehabt hatte, Michael als Profi-Baseballer zu sehen. Nach dem Comeback 1995 beschenkte der „Oberbulle“ Chicago mit weiteren drei Titeln und trat 1998 erneut zurück. Von 2001 bis 2003, als er seinen 40. Geburtstag feierte, spielte er dann aber noch einmal für die Washington Wizards.

Michael Schumacher verließ im Oktober 2006 die Formel 1. Am 29. Juli 2009 kündigte er sein Comeback für Ferrari an, das vorerst nur am Veto der Ärzte scheiterte. Am 22. Dezember 2009 aber wurde schließlich der Vertragsabschluss beim damals neuen Mercedes-Werksteam verkündet. Der Deutsche fuhr noch drei Saisonen, schaffte es aber nur noch einmal als Dritter aufs Podest. Er gilt dennoch als Geburtshelfer des Serien-Champions von 2014 bis 2021.

Legendär in der Formel 1 ist auch das Comeback des verstorbenen Niki Lauda. 1979 trat der Wiener während des Grand-Prix-Wochenendes in Montreal zurück. „Warum soll ich wie ein Trottel mit den anderen im Kreis fahren?“, fragte er. Schon drei Jahre später hatte er die Lust wiedergefunden. McLaren holte ihn aus der sportlichen Frühpension, und das sollte sich bezahlt machen: 1984 setzte sich Lauda ein drittes Mal die WM-Krone auf.

Niki Lauda (links) am 21. Oktober 1984 in Estoril mit Alain Prost
Niki Lauda (links) am 21. Oktober 1984 in Estoril mit Alain Prost © APA / Gabriel Duval

Annemarie Moser-Pröll verabschiedete sich 1975 mit 22 Jahren vom Ski-Weltcup, ein Jahr später kehrte sie zurück und fuhr 1980 zu Olympia-Gold. Thomas Muster wollte ursprünglich 1999 sein letztes Match auf der ATP-Tour bestreiten, 2010 und 2011 schlug er dann wieder beim Turnier in der Wiener Stadthalle auf. Auch andere Tennisstars wie Björn Borg, Jimmy Connors, John McEnroe oder Martina Hingis kamen teilweise mehrmals zurück und spielten bis weit in ihre 40er. Martina Navratilova gewann 2006 sogar wenige Wochen vor ihrem 50. Geburtstag den Mixed-Bewerb bei den US Open.

Football-Superstar Tom Brady konnte nur eineinhalb Monate loslassen, ehe er 2022 sein Comeback verkündete. Da hatte er schon sieben Super-Bowl-Siege gefeiert. Nach einer weiteren Saison war erneut Schluss - doch aktuell machen Gerüchte die Runde, Brady (46) könnte noch einmal zurückkommen. Sein ehemaliger Mannschaftskollege Rob Gronkowski stieg 2019 mit 30 Jahren aus dem Hamsterrad Sport aus und kehrte ein Jahr später - an der Seite von Brady - zurück. Mit den Tampa Bay Buccaneers gewann er noch einmal den Titel.

Skispringer Janne Ahonen reiht sich nahtlos in diese Riege ein. Nachdem er im März 2008 das Ende seiner aktiven Laufbahn bekanntgegeben hatte, legte der Finne bis 2017 drei Comebacks hin. Auch im Boxsport ist das Comeback allgegenwärtig: Muhammad Ali beendete 1978 mit der geglückten Revanche gegen Leon Spinks seine Laufbahn, doch kam schon 1980 ein weiteres Mal zurück und verlor zwei Kämpfe klar. George Foreman trat mit 45 noch einmal in den Ring und wurde ältester Schwergewichts-Weltmeister. Evander Holyfield bringt es auf nicht weniger als fünf Comebacks.

Doch auch ohne zwischenzeitlichen Ruhestand können einige einfach nicht genug kriegen. Eishockey-Legende Jaromir Jagr jagt mit 52 noch immer in der ersten Liga Tschechiens dem Puck hinterher, „Flugsaurier“ Noriaki Kasai aus Japan segelt auch mit 51 noch über die Schanzen. Im Fußball setzte der Engländer Sir Stanley Matthews einen Meilenstein in Sachen Ausdauer, indem er bis kurz nach seinem 50. Geburtstag spielte.

Ein Gegenbeispiel ist Doppel-Olympiasiegerin Petra Kronberger, die sich mit nur 23 tatsächlich dauerhaft vom aktiven Skisport zurückzog. Tennis-Ikone Steffi Graf zog als 30-Jährige einen Schlussstrich. Mit 31 Jahren wurde Nico Rosberg erstmals Formel-1-Weltmeister und erklärte fünf Tage später in Wien seine Karriere für beendet.