Wenn die Großeltern Karenz beantragen könnten, um sich für eine gewisse Zeit um die Enkel zu kümmern, würde das die Eltern massiv entlasten. So die Vorstellung der ÖVP, die diesen Vorschlag am Wochenende einmal mehr aufs Tapet brachte. Die Großeltern-Karenz soll sowohl für noch berufstätige Omas und Opas möglich sein als auch für jene, die bereits in Pension sind. Die finanzielle Unterstützung soll in Form eines „Großeltern-Bonus“ erfolgen, „analog zum Kinderbetreuungsgeld in derselben Höhe“, hieß es am Sonntag gegenüber der APA. Als Vorbild dient Schweden, wo es seit Juli-Beginn diese Möglichkeit gibt.

Die Grünen, der jetzige Koalitionspartner, erteilte der Idee des „Überstülpens von Betreuungspflichten“ auf die Großeltern neuerlich eine klare Absage. Auch von Seiten der SPÖ, dem möglichen zukünftigen Koalitionspartner (Gibt es einen Pakt zwischen der ÖVP und SPÖ?), gibt es massive Kritik.

Eva-Maria Holzleitner, die Bundesvorsitzende der SPÖ-Frauen, bezeichnete den Vorschlag als „rückschrittliche und schlicht absurde Idee“. In einer TV-Diskussion mit Seniorenbund-Präsidentin Ingrid Korosec (ÖVP) Dienstagabend in der ZiB 2 im „ORF“ legte sie nach: „Schweden als Vorbild zu nehmen, ist wie, wenn ich bei der Mathematik-Schularbeit einfach von der Nachbarin die Lösung ‚x = 3‘ abschreibe, ohne aber den Lösungsweg klar zu skizzieren.“

Der schwedische Lösungsweg, nämlich „gute, flächendeckende Kinderbildung ab dem frühen Lebensalter“, würde in Österreich fehlen, meint Holzleitner.

Korosec warf Holzleitner im Gegenzug vor, dass nicht die Idee einer Großeltern-Karenz rückschrittlich sei, „sondern das ideologische Denken“ der SPÖ. „Entweder ist eine Idee von ihnen, oder sie ist nicht in Ordnung“, sagte sie. Korosec betonte, dass sie die große Aufregung nicht verstehe, denn „es ist eine Wahlmöglichkeit. Was spricht dagegen, wenn man eine Wahlmöglichkeit hat?“.

Gleiches Ziel, gegenteilige Sichtweise

Laut Holzleitner spricht vor allem dagegen, dass dies ein kontraproduktiver Schritt wäre, um Altersarmut bei Frauen zu bekämpfen. „Die Großeltern-Karenz würde am Ende des Erwerbslebens einen Nachteil am Pensionskonto bedeuten“, erklärte die Bundesvorsitzende der SPÖ-Frauen.

Aus der Sicht Korosecs würde hingegen genau der gegenteilige Fall eintreten: „Gerade nach der Kinderpause bleiben viele Frauen in Teilzeitarbeit. Ich trete dafür ein, dass die Großeltern einspringen, damit die Frauen eben nicht in die Altersarmut kommen“, erläuterte die Seniorenbund-Präsidentin.