Kämpfe zwischen Jugendgruppen nehmen in Österreich zu. Vor allem in Wien droht die Situation auszuarten. In den sozialen Netzwerken und in diversen Messenger-Diensten wird zu Gewalt aufgerufen, die Tendenz geht in Richtung Bandenkriege. Seit Monaten schwelt in der Bundeshauptstadt ein Konflikt zwischen jungen Tschetschenen auf der einen und jungen Syrern bzw. Afghanen auf der anderen Seite. Am vergangenen Wochenende eskalierte dieser, es gab Schwerverletzte und ein Tschetschene wurde verhaftet.
„Wir sprechen nicht von Clan-Kriminalität, wie man es seit Jahren in Deutschland sieht. Diese Stufe haben wir in Wien nicht erreicht“, erklärte Franz Ruf, Generaldirektor für öffentliche Sicherheit, Freitagabend im „ORF“-Interview in der ZiB 2. „Wir sehen derzeit auch keine Anhaltspunkte, dass es um organisierte Kriminalität geht. Es geht um ethnische Gruppierungen, die sich aufgrund verschiedener Motive, zum Beispiel Rache oder Vorherrschaft in einem bestimmten öffentlichen Raum, duellieren.“
Dass die Polizei zu lange zugewartet hätte, um etwas gegen diesen aufkeimenden Konflikt zu unternehmen, stimme laut Ruf nicht: „Wir haben sofort reagiert, als wir im letzten Jahr Entwicklungen gesehen haben“, sagte er.
Sichtbare Präsenz erhöhen
Aktuell gehe es vor allem darum, die sichtbare Präsenz - also die Anzahl der Polizisten - bei den Brennpunkten zu erhöhen. Damit könne auch schneller reagiert und interveniert werden, so Ruf. Etwa 30 Personen würden diese Zusammenkünfte momentan organisieren. „Wenn drei Personen auftauchen und entsprechende Indikatoren vorliegen, gehen wir konsequent vor“, erläuterte Ruf die Taktik der Einsatzkräfte.
Generell arbeitet die Exekutive mit einem „Drei-Säulen-Maßnahmenprogramm, um im Sicherheitsbereich, im Ermittlungsbereich und im Präventionsbereich“ reagieren zu können. Die Polizei habe einen gewissen Teil zu erfüllen, könne aber solche Phänomene nicht allein bewältigen. „Hier braucht es ein Maßnahmenbündel“, stellte Ruf klar. „Eine wirkungsvolle Sozialarbeit ist erforderlich und Prävention ist nicht nur ein Thema der Polizei, sondern der gesamten Gesellschaft.“
Die Gefahr, dass sich der Konflikt aus Wien auf die anderen Bundesländer ausbreiten könnte, sieht Ruf aktuell nicht. „Wir sehen aber doch, dass auch in anderen Bundesländern und Landeshauptstädten Messer oder andere Waffen vermehrt zum Einsatz kommen“, sagte der Generaldirektor für öffentliche Sicherheit. Schutzzonen und Waffenverbotszonen seien darauf die geeigneten Maßnahmen, zumindest im „Erstansatz. Wir sehen einen Rückgang in den letzten dreieinhalb Monaten in Wien von rund 20 Prozent“.