Vizekanzler Werner Kogler spricht oftmals mit Bedauern davon, dass der Kompromiss denunziert werde, obwohl dieser eine Leistung sei. Er hat recht. Unterschiedliche Interessen und Wünsche auf einen Nenner zu bringen, ist schwierig – nicht nur in der Politik. Gelingt eine für alle zufriedenstellende Lösung, ist das ein Erfolg.

Einen solchen Kompromiss hat Türkis-Grün bei der Verteilung des „variablen Drittels“ aus dem Ende der kalten Progression bewerkstelligt. Verkauft wird die Einigung aber anders. Die ÖVP rühmt sich, dass „Leistungsträger“ und Kleinunternehmer profitieren, die Grünen sehen ärmere Familien außertourlich bedient.

Dank des Volumens (650 Millionen Euro) ließen sich mehrere Gruppen erreichen, daher haben beide Parteien irgendwie recht. Doch man könnte auch „den guten Kompromiss“ zweier sehr verschiedenen Parteien hervorstreichen. Stattdessen reklamieren beide Regierungsparteien einen Sieg für sich. Ein Kompromiss hat aber nie nur einen Sieger.