Einer der vielen Angriffe der israelischen Armee am Montag dürfte libanesischen Angaben zufolge gegen den Hisbollah-Kommandanten der südlichen Front gerichtet gewesen sein. Eine israelische Drohne habe Ali Karake, die Nummer drei in der Militärführung der Hisbollah, im Süden von Beirut ins Visier genommen, hieß es aus dem Umfeld der pro-iranischen Miliz. Die israelische Armee hatte kurz zuvor mitgeteilt, „einen gezielten Angriff“ in der Hauptstadt ausgeführt zu haben.
Es war bereits das zweite Mal seit Freitag, dass die israelische Armee einen südlichen Vorort Beiruts angriff. Dabei war unter anderem Hisbollah-Kommandant Ibrahim Akil getötet worden, der Chef der Elite-Einheit Radwan war. Laut Hisbollah wurden bei dem Angriff insgesamt 16 ihrer Kommandanten getötet
Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah spitzt sich zu
Bereits vor der Tötung von Akil sowie der heftigen gegenseitigen Angriffe am Wochenende hatte sich der Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah durch die Explosionen von hunderten Pagern und Walkie-Talkies der Miliz im Libanon zugespitzt. Die Hisbollah macht Israel für die Explosionen verantwortlich. Israel selbst äußerte sich nicht zur Urheberschaft der Explosionen, durch die Dutzende Menschen starben und Tausende verletzt wurden.
In einer weiteren Eskalation griff Israel am Montag Hunderte Ziele im Libanon aus der Luft an. Mindestens 274 Menschen seien getötet und mehr als 1.000 verletzt worden, teilte Libanons geschäftsführender Gesundheitsminister Firas Abiad mit. Unter den Opfern seien auch Kinder und Sanitäter. Es ist die höchste Zahl an Toten und Verletzten im Südlibanon seit Beginn der Auseinandersetzungen zwischen Israel und der Hisbollah vor bald einem Jahr.
Wie die Austrian Airlines Montagabend der APA mitteilten, bleiben wegen der instabilen Lage in der Region die Verbindungen von und nach Tel Aviv sowie von und nach Teheran weiterhin bis einschließlich 14. Oktober ausgesetzt. Die Verbindungen nach Amman und Erbil finden wie geplant statt. Betroffenen Fluggästen werden Umbuchungs- und Stornierungsmöglichkeiten angeboten, hieß es weiter.
Netanyahu wandte sich an das libanesische Volk
Unterdessen wandte sich Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu mit einer Botschaft direkt an das libanesische Volk. „Israels Krieg ist nicht mit euch, sondern mit der Hisbollah“, sagte er nach Angaben seines Büros. „Die Hisbollah hat euch schon allzu lange als menschliche Schutzschilde missbraucht.“ Netanyahu sagte, die Hisbollah habe Raketen in Wohnhäusern versteckt, die auf israelische Städte und Bürger gerichtet seien. „Um unser Volk gegen die Hisbollah-Angriffe zu verteidigen, müssen wir diese Waffen unschädlich machen.“
Die israelische Armee habe die libanesischen Bürger gewarnt und aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen. Netanyahu appellierte an das libanesische Volk, diese Warnungen ernst zu nehmen und die Leben ihrer Liebsten nicht zu gefährden. „Erlaubt es der Hisbollah nicht, den Libanon in Gefahr zu bringen.“ Sobald der israelische Einsatz abgeschlossen sei, könnten die Einwohner wieder in ihre Wohnorte zurückkehren.
Angesichts der angespannten Lage schicken die USA „eine kleine Anzahl“ zusätzlicher Soldaten in die Region. Das Pentagon nannte US-Medien zufolge keine weiteren Details zur Zahl und machte auch keine Angaben dazu, wohin die Soldaten geschickt werden. „Angesichts der zunehmenden Spannungen im Nahen Osten und aus Vorsicht schicken wir eine kleine Anzahl zusätzlicher US-Soldaten, um unsere Kräfte zu verstärken, die bereits in der Region sind“, sagte Pentagon-Sprecher Pat Ryder dem US-Sender CNN zufolge. Aus Gründen der „operativen Sicherheit“ werde er sich nicht weiter dazu äußern.
Aktuell sind rund 40.000 US-Soldaten in der Region stationiert. Die USA sind Israels wichtigster Verbündeter. Sie hatten zuletzt zusätzliche Kriegsschiffe, Flugzeuge und auch ein mit Raketen bestücktes Atom-U-Boot in die Region verlegt. Auch ein Flugzeugträger mit dazugehörigem Verband befindet sich noch im Roten Meer.