Im US-Wahlkampf der Demokraten gibt es bislang nur wenige Konstanten. Eine ist sowohl Joe Biden als auch seiner Nachfolgerin Kamala Harris geblieben: Die Buhrufe wütender Wählerinnen und Wähler, die sich in die Farben Palästinas kleiden und von den Demokraten schwer enttäuscht sind.
Kernklientel der Demokraten ist erzürnt
So auch auf dem Parteitag der Demokraten, wo erneut zahlreiche Aktivistinnen und Aktivisten ihrem Unmut freien Lauf lassen und weitgehend friedlich gegen die Parteilinie und die Politik von US-Präsident Biden demonstrieren. Für die Demokraten sind die Bilder jedenfalls ein Schatten, der bleibt - egal, ob der Wahlkampf gut oder schlecht läuft.
Zum Bericht vom Parteitag
Vor allem junge Studentinnen und Studenten, eigentlich Kernklientel der Demokraten, wenden sich von ihnen ab. Der Grund: die fast unerschütterliche Unterstützung der Biden-Administration für Israel. Denn viele der Demonstranten sehen in Israel einen illegitimen Aggressor im Nahen Osten.
Die Solidarität mit Palästina lässt sich für viele nicht mehr mit der Unterstützung der Demokraten bei den Präsidentschaftswahlen vereinbaren. Eine Kehrtwende ist für die Partei jedoch keine Option – viele prominente Entscheidungsträger der Demokraten sind selbst jüdischen Glaubens, ebenso wie viele ihrer Anhängerinnen und Anhänger.
Dass die wütende Jugend zu Trump überläuft, gilt als unwahrscheinlich. Auch der Republikaner hat bisher keine Anstalten gemacht, sich von Israel zu distanzieren – im Gegenteil. Israels Premierminister Benjamin Netanjahu würde Trumps Rückkehr ins Weiße Haus wohl begrüßen. Trump hat bereits in seiner ersten Amtszeit bewiesen, dass er Israel nahezu bedingungslos unterstützt.
2018 hatte der damalige Präsident die US-Botschaft von Tel Aviv in das symbolisch wichtige Jerusalem verlegt. Es war ein klares Signal an die ultra-evangelikale Gruppe innerhalb der Republikaner, die Israel als „gelobtem Land“ einen hohen Stellenwert beimisst. Deren Unterstützung ist Trump seither sicher.
Wahrscheinlicher ist, dass enttäuschte Demokraten, die mit Palästina sympathisieren, nun dem dritten, unabhängigen Kandidaten Robert F. Kennedy ihre Stimme geben, der im Zusammenhang mit der Israel-Politik der US-Regierung von „Kriegstreiberei“ spricht. In den Umfragen liegt Kennedy bei fünf Prozent - viel zu wenig für einen Erfolg auf Bundesebene, aber viel zu viel für die Demokraten, die gerade in den entscheidenden Swing States jede Stimme brauchen, um Trump zu schlagen.