Die Mutter des russischen Oppositionellen Alexej Nawalny hat nach Angaben von dessen Sprecherin eine amtliche Bestätigung von seinem Tod erhalten. Der Leichnam müsse den Angehörigen unverzüglich übergeben werden, forderte Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch am Samstag auf der Kurznachrichtenplattform X. Die russische Zeitung „Nowaja Gaseta“ berichtete, Nawalnys Mutter Ljudmila Nawalnaja sei gemeinsam mit einem Rechtsanwalt ihres Sohnes auf dem Weg in das Straflager.
Nawalny war zu mehr als 30 Jahren Haft verurteilt worden. Zuletzt war er im Straflager „Polarwolf“ nahe der Ortschaft Charp im Autonomen Kreis der Jamal-Nenzen in Nordrussland inhaftiert. Jarmysch erklärte, Behördenangaben zufolge werde der Leichnam in die Kreishauptstadt Salechard überführt, um dort untersucht zu werden. Nawalny sei den Angaben zufolge um 14.17 Uhr Ortszeit gestorben.
Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) verbat sich indes Kritik Moskaus an Reaktionen auf den Tod Nawalnys. Jene, die sich gestern am meisten aufgeregt hätten, sollten sich am ruhigsten verhalten, sagte Schallenberg am Samstag am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz. „Die russische Wehleidigkeit ist hier fehl am Platz“, sagte er zum Protest der russischen Botschaft gegen einen Kommentar von Bundespräsident Alexander Van der Bellen.
Festnahmen in Russland bei öffentlichen Beileidsbekundungen
In zahlreichen europäischen Städten, darunter Wien, demonstrierten Menschen vor den jeweiligen russischen Botschaften und nannten Kreml-Chef Wladimir Putin einen Mörder. Trotz Festnahmen und Drucks der Behörden hielten auch in Russland die öffentlichen Beileidsbekundungen für Nawalny an. In Moskau und anderen Städten räumten Männer in Zivil oder Mitarbeiter der Stadtreinigung spontan errichtete Erinnerungsstätten für den 47-Jährigen, der in Haft in der Polarregion unter ungeklärten Umständen starb. Sie packten Blumen in Müllsäcke, sammelten Kerzen und Bilder ein. Medien in vielen Teilen Russlands berichteten am Samstag, dass trotzdem weiter frische Blumen niedergelegt, Kerzen angezündet und Bilder zur Erinnerung an Nawalny aufgestellt wurden. Nach Informationen von Menschenrechtlern gab es landesweit mehr als 110 Festnahmen.