Die Armut machen nicht die Armen. Jeder arme Mensch hat Fähigkeiten und Kreativität, nur erlaubt das derzeitige System nicht deren Entfaltung“, sagte Muhammad Yunus in einem Interview mit der Kleinen Zeitung im Jahr 2011. Der heute 83-jährige bengalische Ökonom erhielt 2006 den Friedensnobelpreis für seine Idee, Mikrokredite an die Ärmsten zu vergeben und damit die soziale und wirtschaftliche Entwicklung von unten zu fördern – vor allem bei Frauen.

Experiment im Jahr 1976

Der 1940 geborene Sohn eines Goldschmieds erhielt ein Stipendium und wurde mit nur 33 Jahren Wirtschaftsprofessor. Nach der Hungersnot 1974 begann er sich der Armutsbekämpfung zu widmen. 1976 startete Yunus ein Experiment: Er verlieh 27 Dollar an 42 bitterarme Korbflechterinnen – ohne Sicherheiten, aber mit Zinsen. Zu seiner Überraschung konnten die Darlehen zurückgezahlt werden, Kleinstunternehmen wurden auf- bzw. ausgebaut – die Idee der Mikrokredite war geboren. 1983 gründete Yunus die Grameen-Bank, die bald Millionen von Menschen in Bangladesch unterstützte, das Konzept fand weltweit Nachahmer – 2006 bereits in über 100 Ländern. Es wurde aber auch kritisiert. Etwa, weil es das falsche Werkzeug zur Armutsbekämpfung sei, da damit keine strukturellen Probleme behoben würden.

Streit mit Premierministerin

Ausflüge in die Politik verliefen wenig erfolgreich und 2007 geriet er mit der Premierministerin Sheikh Hasina in Streit. Wenig später wurde er als Direktor seiner Bank abgesetzt. Hasina, die das Land zunehmend autokratisch führte, warf Yunus vor, „das Blut der Armen zu saugen“. Zuletzt kritisierten internationale Organisationen immer wieder Repressalien gegen den Friedensnobelpreisträger. Nun – eine Woche vor der Parlamentswahl in Bangladesch – wurde er zu sechs Monaten Haft verurteilt, weil er das Arbeitsrecht verletzt haben soll. Seine Unterstützer sprechen von einem politisch motivierten Verfahren.