Gewerkschafts-Vorsitzende Barbara Teiber und Wirtschaftsforscherin Monika Köppl-Turyna waren in der ZiB 2 zu Gast und diskutierten über den Vorstoß der Industriellenvereinigung, die Arbeitszeit in Österreich auf 41 Wochenstunden zu erhöhen. Köppl-Turyna hält das für den richtigen Weg: „Das Pensionsantrittsalter ist bei uns signifikant niedriger als in anderen Ländern, das führt unter anderem dazu, dass das Arbeitsvolumen in Österreich stagniert.“ Durch den Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen soll Vollzeitarbeit zudem für Frauen attraktiver werden.
Kinderbetreuung spießt sich mit Arbeitszeit
Sie sei erstaunt über die Zahlen, dass in Österreich länger gearbeitet werde als in vielen anderen europäischen Ländern. Man könne bei der Teilzeit ansetzen, zu wenige würden Vollzeit arbeiten. Teiber hält dagegen: „Seit 1977 hat sich die Produktivität der Arbeitnehmer vervielfacht. Wir haben aber seit 1975 eine Normalarbeitszeit von 40 Stunden. Bei steigender Produktivität ist die Arbeitszeit gleich geblieben. Das ist natürlich empörend.“
„Nur jeder zweite Kinderbetreuungsplatz ist ein Vollzeitplatz. Da sieht man, dass die Rahmenbedingungen nicht stimmen“, so Teiber, „da muss man ansetzen.“ Den Hebel sieht die Gewerkschafterin daher eher bei der Teilzeitquote, die durch Maßnahmen gesenkt werden könnte, als bei der allgemeinen Arbeitszeit.
Köppl-Turyna kann dem jedenfalls etwas abgewinnen. Bereits in den letzten Jahren habe es Maßnahmen zur Senkung der Lohnnebenkosten gegeben, die auch den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zugutegekommen seien. Dem widersprach Teiber, die davon sprach, dass von den Einsparungen mehr die Wirtschaft profitiert habe und bei den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern wenig angekommen sei. Köppl-Turyna hielt dem das ständig steigende Lohnniveau entgegen.
Ob eine Verlängerung der Arbeitszeit der richtige Weg sei, blieb in der Diskussion umstritten. Teiber betonte noch einmal, dass eine Erhöhung der Arbeitszeit bei gleichem Lohn auch volkswirtschaftlich schädlich sein könnte, da die Kaufkraft darunter leiden könnte. Köppl-Turyna hielt dem entgegen, dass man die Debatte generell breiter sehen müsse und daher auch Teilzeitarbeit sowie die Normalarbeitszeit genauer unter die Lupe nehmen sollte.