Ab 2025 soll am westlichen Ende der Josef-Huber-Gasse in Graz gegraben und gebaut werden. Eine neue Unterführung soll den Stadtteil Reininghaus verkehrstechnisch via Griesplatz mit der Innenstadt verbinden. Die Pläne dazu existieren bereits seit Jahrzehnten, umgesetzt wurden sie bislang allerdings nicht.

Wäre es nach der aktuellen Grazer Rathaus-Koalition gegangen, hätte das auch noch so bleiben sollen. Denn Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne) bezeichnete ihn nicht grundlos in der Vergangenheit als „Auto-Tunnel“. Doch nach zwei Rechts- und zwei Verkehrsgutachten war klar: „Die Unterführung ist alternativlos.“ Die Flächenumwidmungen für Reininghaus wurden seinerzeit vom Land Steiermark nur unter gewissen Auflagen erlaubt – eine davon war, dass die Unterführung gebaut wird. An die 40 Millionen Euro dürfte das Projekt kosten, die geplante Fertigstellung ist für Ende 2027 anvisiert.

„Wahnsinniges Großprojekt für den Autoverkehr“

Die Pläne sind nicht nur in der Grazer Stadtregierung wild umstritten. Auch die Userinnen und User der Kleinen Zeitung diskutieren intensiv darüber. Viele stehen dem Projekt skeptisch gegenüber. Ein großer Kritikpunkt ist der Fokus auf den Autoverkehr. Moveit meint: „Schade, dass Alternativen wie ein besseres ÖV- und Radwegenetz sowie eine konsequente Parkraumbewirtschaftung nicht rechtzeitig umgesetzt wurden, sodass dieses wahnsinnige Großprojekt für den Autoverkehr nun alternativlos scheint. [...]“ egubg hätte sich Folgendes gewünscht: „Auf dieser Trasse hätte man über den Griesplatz die Straßenbahn ausbauen sollen – nicht wie jetzt alles über die Annenstraße.“ Und columbush prophezeit „eine Stauverbindung mit der Innenstadt. Naja, wieso nicht?“. Laut UVP-Bescheid wird es tatsächlich „in Spitzenstunden eine Überlastung“ durch Pkw in diesem Gebiet geben.

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Weiters wird kritisiert, dass die Reininghaus-Unterführung ein Kniefall vor den Bauträgern wäre. „Den Wohnraum würde es auch ohne Tunnel geben. Aber halt nicht mit maximaler Rendite für die privaten Bauträger, die dann eben nur mit verminderter Bebauungsdichte ausbauen dürften. [...] Als Stadt sowas zu 100 Prozent zu finanzieren, ist somit ein Geschenk an die Bauträger. Hier hätte man die Bauträger durchaus zu einer Mitfinanzierung bewegen können, wenn sie wirklich Interesse an der hohen Bebauungsdichte hätten“, meint etwa SagServus. GrazLend nimmt die Landesregierung in die Pflicht: „Dass das Land Steiermark Graz diese Pendlerschleuse ‚aufs Auge drückt‘, ist ein Wahnsinn! Die einzigen Profiteure von diesem unnötigen Tunnel sind die leidigen Autopendler. [...] Für Reininghaus reichen die bisherigen Straßen völlig, weil ja die Straßenbahn dort zur Stoßzeit alle paar Minuten rein- und rausfährt. Nachdem der Tunnel für die Pendler gebaut wird, sollte auch das Land Steiermark den Tunnel zahlen.“

Doch es gibt auch User, die die Pläne befürworten. „Gott sei Dank“, meint Corvinus the Great knapp und Weinachtsengel streicht die Größe des erschlossenen Gebiets hervor: „Passt schon. Das gehört zur Verkehrsplanung dazu, 10.000 Einwohner brauchen auch entsprechende Straßen.“

Andere Verkehrsteilnehmer in die Überlegungen miteinbeziehen

Der „Auto-Tunnel“ wird gebaut, das steht fest. Geht es nach manchen Usern, schließt das aber nicht aus, dass auch andere Verkehrsteilnehmer davon profitieren können. Intelligent_survivor schlägt vor: „Bitte gleich Platz für eine eventuelle Bim-Linie lassen. Kann inzwischen als Radweg genutzt werden.“ Ein Geh- und Radweg ist tatsächlich geplant. Dieser soll 3,80 Meter breit werden (ursprünglich waren 3,30 geplant).

rjosef hebt noch hervor, welches grundsätzliche Dilemma dem Projekt zugrunde liegt: „Wie in allen Ballungsräumen tut sich auch in Graz die Verkehrspolitik sehr schwer, es allen Verkehrsteilnehmern recht zu machen. Die Bevölkerung wächst stark und der Platz für unsere Mobilität bleibt eingeschränkt. Die Idee, dem öffentlichen Verkehr und dem Fahrradverkehr mehr Platz zu geben, finde ich im Grunde nicht so schlecht. Für dieses Ziel sind in den letzten Jahrzehnten fast alle Parteien in unterschiedlichem Ausmaß eingetreten und dabei mehr oder weniger erfolgreich gewesen. Leider gelingt nicht immer alles so gut.“