„Wenn man Bogotá mit einem Wort beschreiben müsste, dann wäre es: Kontrast“, sagt Jürgen, er ist Reiseführer in der Hauptstadt Kolumbiens. Er weiß aber ganz viele Wörter, mit denen er Bogotá beschreibt: „die Stadt aus Gold“ oder „Mekka für Graffiti-Künstler“. Er liebt seine Heimatstadt, das spürt man.

Was Jürgen meint, sieht man sofort, wenn man nach der Ankunft zum ersten Mal durch die überwältigende Stadt fährt. Kontrastreich ist die Mischung aus modernen Häusern mit Glasfronten und heruntergekommenen, roten Backstein-Häusern. In Bogotá gebe es viel versteckte Armut, sagt Jürgen. Die Häuser würden in sechs Kategorien eingestuft. Je nach Einstufung zahlt man mehr oder weniger für Wasser, Gas oder Internet. Leute, die in schönen Häusern leben, könnten sich das aber oft nicht leisten. „Sie bleiben trotzdem dort, weil sie sich schämen und sich Sorgen machen, was die Nachbarn denken.“ Die roten Backsteinhäuser, die im Morgengrauen zwar wenig hermachen, sind aber umso schöner bei Sonnenuntergang, schwärmt Jürgen. „Wenn die Sonne leicht rötlich wird, sehen die Häuser vergoldet aus.“

Jürgen verdankt seinen Namen seiner österreichischen Großmutter
Jürgen verdankt seinen Namen seiner österreichischen Großmutter © Susanne Zita-Angst

Tour durch die farbenreiche Altstadt

Ist man in der Innenstadt angekommen, lohnt sich ein Spaziergang durch die Altstadt „La Candelaria“. Unsere kleine Reisegruppe startet die Tour im Westen. Durch verwinkelte Gassen dringt man immer weiter in die Innenstadt vor – etwa durch die „Callejón del Embudo“, die Trichtergasse, die sich zum Ende hin immer enger zuspitzt. An den Hauswänden überall bunte Graffitis – manche eher amateurhaft gesprüht, andere riesig und fotorealistisch.

Schließlich landeten wir am Plaza de Bolívar, dem zentralen Platz in Bogotá. So viele Tauben wie dort sieht man vermutlich selten an einem Fleck. Weil dort so viel Futter verkauft wird, ein Resultat der Arbeitslosigkeit, erklärt Jürgen.

Hat man sich an den Ständen unter bunten Sonnenschirmen, den gschaftigen Verkäufern und dem Touristentummeln auf dem Platz abgesehen, holt man sich am besten etwas Kolumbianisches zu essen. Zu empfehlen: Tamales – ein Gericht aus Maisbrei mit Fleischstücken, eingewickelt in ein Bananenblatt. Achtung, das Blatt wird nicht mitgegessen – ein Fehler, der offenbar vielen Touristen passiert, wie die Kellnerin schmunzelnd erklärt.

Kolumbianische Tamales, die man in der Altstadt von Bogotá bekommt
Kolumbianische Tamales, die man in der Altstadt von Bogotá bekommt © KLZ / Iris Hödl

Gold als spirituelle Verbindung zur Natur und den Göttern

Was man sich am Ende einer solchen Tour nicht entgehen lassen sollte, ist das Goldmuseum, das „Museo del Oro“. Es erzählt die Verbindung der Region zu Gold – die indigene Zivilisation der Muisca war für ihre Goldschmiedekunst bekannt. Das Museum dokumentiert auch, dass Gold als spirituelle Verbindung zur Natur und den Göttern gesehen wurde. Goldschmuck durften etwa diejenigen tragen, die „eine enge Beziehung zu Vater Sonne hatten“, erzählt Jürgen – also Schamanen.

Im Museum zu sehen ist auch das „Goldfloß von Eldorado“. Die kleine Figur bildet eine Legende ab, die besagt, dass jeder neue Muisca-Herrscher bei einem Ritual auf einem Floß mit Goldstaub bedeckt wurde.

Monserrate: Der beste Blick über Bogotá

Ein besonderes Highlight bei einer Reise nach Bogotá ist der Berg Monserrate. Von dort hat man einen atemberaubenden Panoramablick auf die Stadt. Man sieht die Hochhäuser, Hotels, Grünflächen, den Flughafen. Wem der Atem aber nicht nur wegen der Aussicht, sondern auch wegen der Seehöhe von über 3100 Metern geraubt wird, bekommt in einem Shop dort oben Koka-Tee. Er soll zu einer besseren Luftversorgung beitragen, darauf schwört Jürgen.

Zum Glück kann man mit einer Gondel den Monserrate rauf- und runterfahren. Für viele Bogotános ist der Weg hinauf aber Teil der morgendlichen Joggingrunde, sagt Jürgen. „Hunderte, wenn nicht Tausende, laufen täglich hinauf. Der Rekord liegt bei 13 Minuten.“

Partystimmung im „Andrés“

Am besten lässt sich ein Trip nach Bogotá schließlich im Restaurant „Andrés“ ausklingen. Dort zeigen die Kolumbianer, wie gut sie feiern können. Man bekommt ein bisschen das Gefühl, man befindet sich in einem farbenfrohen Club – der über vier Etagen geht. Überall sind bunte Leuchtschilder und Herzen, es gibt Live-Musik. Dass man dabei einfach sitzen bleibt, kommt für die Musiker nicht infrage. Sie fordern, dass man mittanzt – ob man es kann oder nicht. Für Unterhaltung sorgen auch eine Tüchertänzerin, die sich gekonnt von der Decke baumelnd bewegt, oder eine Feuertänzerin.